Theatersommer feiert Das fränkische Theaterwunder

Vor 30 Jahren brachte Jan Burdinski den Thespiskarren mit „Ritter Unkenstein“ in Fahrt. Er rollt noch immer: Aus dem wandernden Freilichttheater ist die Landesbühne Oberfranken geworden.

 
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Die Liebe nehmen die fränkischen Theatermacher in dieser Spielzeit unter die Lupe – unter anderem mit dem Musical „Mann &Frau“, einem „Mensch-ärgere-dich-nicht-Singspiel für zwei Paare“. Foto: Fränkischer Theatersommer

Schmal ist das Budget, grenzenlos der Idealismus: Solch ein Konzept ist im Kulturbetrieb nicht selten, doch selten tragfähig. Mithin darf dieses Jubiläum als kleines Wunder gelten: Vor 30 Jahren rollte der „Thespiskarren“ des Fränkischen Theatersommers los, um Tragödie und (vor allem) Komödie, Kleinkunst und großes Drama aufs Land zu bringen. Was mit Karl Valentins „Ritter Unkenstein“, Minnesang und Kindertheater bescheiden begann, hat sich zur offiziellen Landesbühne gemausert, beschäftigt heute über 30 Profis (nebst vielen ehrenamtlichen Helfern) und bringt es auf 180 Vorstellungen pro Jahr. Die schönsten Plätze und malerischsten Winkel Oberfrankens (und seiner Nachbarschaft bis Castell und Fürth), idyllische Schlösser und Burgen, Galerien und Museen, Landgasthöfe und Schulhöfe machen die Schauspieler und Sängerinnen alljährlich zur Bühne und trotzen dabei Wind, Wetter und selbst Pandemien.

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„Man mag uns als ein romantisches Schauspiel-Ensemble erleben, und doch sind wir damit keineswegs aus der Zeit gefallen, denn die Themen der Zeit bestimmen auch unsere Produktionen“, betont Gründer und Intendant Jan Burdinski. Die zeitlosen Freuden und Früste der Zweisamkeit stehen freilich oft im Fokus und diesmal sogar über allem: „Die Liebe unter der Lupe“ lautet das Motto im Jubeljahr.

„Gärten der Liebe“ Foto: Fränkischer Theatersommer

Theaterzentrum Kutzenberg gedeiht

Zu den 54 Spielorten zählt seit zwölf Jahren auch Rödental, wo am 24. August die Neuproduktion „Mann & Frau“ über die Freilichtbühne der Domäne gehen wird, ein „Mensch-ärgere-dich-nicht-Singspiel für zwei Paare“ frei nach Motiven des polnischen Komödiendichters Alexander Fredro. Dass selbst die antiken Götter im amourösen Treiben mitmischen, zeigt Heinrich von Kleists Komödie „Amphitryon“, die am 17. Juni nach dem Jubiläums-Festakt auf der Freilichtbühne Gut Kutzenberg feiert.

Hier, im ehemaligen Ökonomiehof in er Gemeinde Ebensfeld, den der Bezirk Oberfranken seiner Landesbühne 2018 geschenkt hat, wächst und gedeiht das neue barrierefreie Domizil des Theatersommers, dessen Erstsitz noch Hollfeld ist. „Noch in diesem Jahr wird eine neue Remise fertiggestellt, in der dann auch bei schlechtem Wetter auf dem Thespiskarren geprobt werden kann“, erläutert die Pressesprecherin Jutta Rauter. Die Sanierung des Hauptgebäudes und des „Pferdestalls“ solle bald beginnen.

Amphitryon Foto: Fränkischer Theaterommer

Am häufigsten (elf Mal) bespielen die 22 Künstlerinnen und Künstler auch in diesem Sommer den Kurpark Bad Staffelstein mit seinem intimen Brückentheater. Unter anderem sind auch hier die weiteren Neuproduktionen zu erleben: „Gärten der Liebe“ (musikalisch-literarischer Spaziergang), „Verliebt, verlobt, verschwunden“ (satirisches Selbstgespräch eins Mannes über Männer), „Rohrmuffen und Nagellack“ (fränkische Komödie), „Zwei Waagerecht“ (Liebesromanze auf Schienen) sowie der „Der Professor“ (Komisches Solo eies Universalgelehrte). Außerdem darf sich das Publikum auf beliebte Inszenierungen der Vorjahre freuen, unter anderem die Molière-Komödie Arzt wider Willen“.

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