Thüringerwald-Verein Coburg Alexandrinenhütte bleibt über Ostern zu

Gertrud Pechmann
Dieter Schubert, Vorsitzender des Thüringerwald-Vereins, blickt zuversichtlich in die Zukunft. Auch wenn die Alexandrinenhütte wegen Corona vorerst geschlossen bleibt. Foto: Frank Wunderatsch

Wegen der Corona-Pandemie startet der Traditions-Wanderverein mit dem Hüttenbetrieb später als sonst in der Saison. Das Wanderheim auf der Sennigshöhe soll am 1. Mai öffnen.

 
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Mirsdorf - Spaziergänger, Wanderer und Fahrradfahrer lieben sie: die Alexandrinenhütte bei Mirsdorf. „Wir öffnen unsere kleine Wanderraststätte normalerweise jedes Jahr an Ostern und bewirten dort bis Oktober Gäste“, sagt Dieter Schubert, Vorsitzender des Thüringerwald-Vereins Coburg. Doch seit dem vergangenen Jahr wirbelt das neue Corona-Virus alle Selbstverständlichkeiten durcheinander. Und so sieht sich der Wanderverein gezwungen, die Hütte vorerst geschlossen zu halten. „Wir verlegen den Saisonstart auf der Sennigshöhe vom 1. April auf den 1. Mai“, erklärt Schubert. Leicht habe es sich der Verein mit dieser Entscheidung nicht gemacht. „Der Vorstand hat lange debattiert“, betont der Vorsitzende. Allerdings stoße der Verein bei den staatlichen Vorgaben zur Verhinderung von Corona-Infektionen räumlich, personell und organisatorisch an seine Grenzen. Die spätere Öffnung soll nun die Ehrenamtlichen entlasten, die hier Erbsensuppe und andere Brotzeiten an die Gäste ausgeben, aber auch die Besucher schützen. „Wir wollen nicht, dass sich hier jemand mit Corona infiziert“, betont Schubert.

Schwelgen in Erinnerungen

So bleibt den Vereinsmitgliedern und Gästen vorerst nur das Schwelgen in Erinnerungen an den Normalbetrieb. Das Häuschen hat mittlerweile Generationen geprägt. „Manche sagen, sie haben hier die schönste Pause überhaupt erlebt“, sagt Schubert. Für den fränkischen Krimi-Autor Helmut Vorndran ist es gar „die einzige Hütte weit und breit, die Alpenflair vermittelt. Man denkt, man ist auf 2000 Metern Höhe“, betont er bei einem Telefonat. Der Schriftsteller hat die Alexandrinenhütte in seinem Werk „Der Jadesauropsit“ verewigt und hat ihr damit ein – wenn auch gruseliges literarisches Denkmal – gesetzt. „Die Hütte steht im Winter leer und ist damit das ideale Versteck für jemanden, der untertauchen will“, begründet er seine Idee.

Im echten Leben ist das Häuschen auf der Sennigshöhe kein bisschen gruselig. Helmut Völk, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, schwärmt von den besonderen Momenten dort. Dazu gehören das Suchen von Beeren und Pilzen im Wald, die Begegnungen mit Hirschen und Wildschweinen, der Anblick seltener Orchideen. Aber auch der Besuch von besonderen Gästen. „Einmal standen in der Früh einige entlaufende Kühe vor der Tür“, so Völk. „Auch die Westernreiter aus Einöd bei Heldburg haben uns regelmäßig besucht. Und vor der Wiedervereinigung kam regelmäßig die Grenzpolizei bei uns vorbei.“

Im Hütten-Team

Wie er denkt auch Gisela Renner, die Schwester Helmut Völks, gerne an die Hütte. „Wir haben schon als Kinder mit unseren Eltern dort Hütten-Ferien gemacht“, erinnert sie sich. Ihr kleines Gepäck trug die Familie auf Schusters Rappen nach oben, Speck, Milch und Eier zur Selbstversorgung kauften die Eltern bei einem Bauern in der Nähe. Später war es für Gisela Renner Ehrensache, sich im Hütten-Team zu engagieren. „Am Samstag sind wir hoch auf die Hütte und am Sonntag wieder runter“ – so lautet ihre Kurzfassung eines typischen Wochenendes auf der Sennigshöhe. Dazwischen war viel Arbeit zu tun. Aber Gisela Renner denkt auch an gute Gespräche, gemütliche Mahlzeiten mit dem Hütten-Team, gemeinsam gefeierte Geburtstage. Im Lauf der Jahrzehnte hat die 76-Jährige auch die Veränderung des Wanderheims miterlebt. „Als ich angefangen habe, das war 1958/1959, gab es dort noch kein elektrisches Licht, kein Telefon, kein WC mit Spülung“, schildert sie die Verhältnisse. Gekocht wurde auf einem Propangas-Herd, das Wasser holten die Vereinsmitglieder aus einem Brunnen. Dafür gab es aber auch Kerzenlicht, Adventsnachmittage und Silvesterabende im Schnee und einen Schäfer, der regelmäßig mit seiner Herde vorbeischaute. „Früher war manches viel einfacher, aber auch sehr romantisch“, sagt Gisela Renner. „Ich möchte die Zeit mit der Hütte nicht missen. Wir hatten hier sehr viel Spaß.“ Das besondere Flair der Alexandrinenhütte ist bis heute geblieben, auch wenn der Verein inzwischen vieles modernisiert hat.

Die Alexandrinenhütte

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