Tierheim Coburg Diese Geschenke gehören nicht unter den Baum

Nach zwei Jahren Pandemie hat sich die Lage in den Tierheimen normalisiert. Abzugeben haben sie viele Katzen und Hunde. Allerdings nicht an Weihnachten. Stattdessen gibt es eine andere Geschenkidee.

So stellen sich manche das perfekte Weihnachtsgeschenk vor. Doch allzu oft ist es schon passiert, dass der Vierbeiner anschließend wieder im Tierheim landet. Foto: picture alliance/dpa/Sarah Maria Ziewitz

Sie weisen in jedem Jahr darauf hin und bekommen trotzdem immer wieder Anfragen: Tierschutzvereine und Tierheime müssen im Dezember häufig Anrufe für mögliche Haustiere, die als Weihnachtsgeschenk unter dem Christbaum warten sollen, abweisen. Weil viele Pfleger wissen, dass der Weg dieser Vierbeiner allzu oft wieder zurück ins Tierheim führt – wenn man feststellt, dass ein Haustier wirklich Arbeit bedeutet und Pflege braucht. Deshalb raten die Vereine grundsätzlich davon ab, an Heiligabend Tiere zu verschenken, oder machen im Dezember gar nicht erst auf.

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Die Tierheime sind voll und können doch nichts abgeben

Siglinde Waschkeit, Vorsitzende des Tierschutzvereins Neustadt, erklärt in einer Pressemitteilung: „Keine Tiere unter den Weihnachtsbaum, denn die erste Euphorie ist schnell verflogen.“ Haustiere, das betonen Experten immer wieder, sind wie Familienmitglieder zu behandeln und nicht wie Plüschspielzeug, das man ignorieren kann. Nicht nur für die Tierheime bedeute eine erfolglose Vermittlung zusätzlichen Aufwand, sondern diese sorge auch für Stress bei Zwei- bis Vierbeinern. „In der Tierauffangstation geht es momentan schon recht eng zu. Zurzeit müssen wir sogar Fundtiere bei den Findern lassen, da Platzmangel herrscht und wir sie erst wieder aufnehmen können, wenn wir Tiere an neue Besitzer vermitteln konnten“, klagt Waschkeit.

Im Tierheim Coburg macht man deshalb im Dezember traditionell gar nicht erst auf für Vermittlungen, sagt Tierpflegerin Lara Borch: „Viele verraten sich schon am Telefon, dass sie ein Geschenk für Weihnachten suchen. Bestimmt zehn- bis 20-mal war das diesen Winter schon.“ Anrufer würden am Telefon darüber aufgeklärt, die meisten zeigten auch Verständnis. Wer wirklich ein Tier haben wolle, komme zu den Öffnungszeiten im Januar wieder, sagt Borch. Da seien es dann aber deutlich weniger Interessenten. Einige wenige akzeptierten das Vorgehen aber nicht: „Manchmal werden wir auch beschimpft – zum Beispiel, dass wir die Tiere selbst behalten wollen und deshalb nicht vermitteln.“ Das stimme natürlich nicht. In diesem Jahr habe das Tierheim 200 bis 300 Tiere vermittelt. Derzeit warteten in der Einrichtung 82 Katzen, 19 Hunde, acht Kleintiere und zwei Wellensittiche auf ein neues Zuhause. Weil im Dezember keine Tiere vergeben werden, sei der Bestand entsprechend groß. „Am 7. Januar sind wir wieder für Vermittlungen geöffnet“, verspricht die Tierpflegerin.

Eine Entscheidung für die ganze Familie

Zumindest laufe es in diesem Jahr wieder besser mit den Vergaben. Seit Mai sei das Coburger Tierheim wieder regulär geöffnet gewesen, immer samstags und sonntags von 14.30 bis 16.30 Uhr. Während der Pandemie hatte es ausschließlich Termine auf Anfrage gegeben, inzwischen habe sich die Lage wieder normalisiert. Dass wieder mehr Menschen im Sommer in den Urlaub fahren, merkten die Tierpfleger ebenfalls: Im August sei weniger vermittelt worden als in den beiden Corona-Sommern davor, als ein regelrechter Haustier-Boom geherrscht habe. Das sei aber normal, da eben die allermeisten Menschen Ferien machten, sagt Borch.

In Neustadt hingegen will man nicht komplett auf eine Vermittlung im Dezember verzichten. Dort sei man gerne bereit, mit den interessierten Familien eine Gesamtplanung vorzunehmen, welches Tier denn überhaupt geeignet sei, versichert Siglinde Waschkeit: „Wenn, dann sollten aber auch alle – von der Oma bis zum Enkel – damit einverstanden sein.“ Derzeit seien zahlreiche Katzen und Kater dringend vermittlungsbedürftig. Karin Suchy, Mitarbeiterin des Tierschutzes Neustadt, sagt: „Alle Tiere, die in der Tierauffangstation des Tierschutzvereins auf ein neues Zuhause warten, sind natürlich geimpft, entwurmt und werden gegebenenfalls kastriert oder sterilisiert abgegeben.“ Zuvor werden potenzielle Frauchen und Herrchen aber von den Mitarbeitern unter die Lupe genommen, um das Wohlergehen der abgegebenen Vierbeiner möglichst sicher zu gewährleisten.

Ein Weihnachten für Tiere

Wem Tiere jedoch wirklich am Herzen liegen, der könnte, anstatt sie zu verschenken, Bello und Miezi selbst mit einer Gabe bedenken: Der Verein aus Coburg hat in Zusammenarbeit mit Fressnapf Coburg und Dehner in Rödental Wunschbäume aufgestellt. Auf Karten steht, was die Tiere gerne mögen. Weihnachtsmänner und -frauen in spe können den Wunsch im Laden erfüllen, Futter, Leine oder sonstiges Zubehör bezahlen und unter den Weihnachtsbaum im Geschäft legen. Die Aktion in Rödental läuft noch bis Freitag, diejenige in Coburg bis nach den Feiertagen.

Der Verein aus Neustadt hat selbst eine Wunschliste und freut sich über Geldspenden, heißt es in der Pressemitteilung. Für Katzen und Igel würden Futter, Leckerlis, Spielzeug und Kuscheldecken gebraucht. „Für unsere Meerschweinchen und Kaninchen erbitten wir das passende Futter, Möhren, Äpfel, Knabberstangen und Trinkflaschen.“ Und für die Vögel könne ebenfalls Futter sowie Knabberstangen, Kolbenhirse und Sand abgegeben werden. „Zur Winterfütterung benötigen wir noch Sonnenblumenkerne und Weichfutter.“