Tierheim Haßberge Ein Aushängeschild für den Tierschutz

Mit der Tierheimplakette geht die höchste Auszeichnung, die ein Tierheim bekommen kann, in die Haßberge. Sie gilt einem Pilotprojekt mit Vorbildcharakter.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Plakette, höchste Auszeichnung für Tierheime, prangt nun gut sichtbar am Tierheimtor. Foto: /Tanja Kaufmann

Zell/ Kreis Haßberge - „Stolz wie Bolle“ ist Britta Merkel über diese Auszeichnung: Die Tierheimplakette des Deutschen Tierschutzbundes (DTSchB) ziert ab sofort den Eingang des Tierheims in Zell bei Knetzgau. Nach dem Bayerischen Tierschutzpreis 2015 ist das die zweite richtig große Auszeichnung für die Tierheim-Betreiber der Tierschutzinitiative Haßberge – und eine, die wahrlich nicht jedes Tierheim bekommt. Die Anforderungen für die Auszeichnung, die in Unterfranken außer den Haßberglern nur das Schweinfurter Tierheim in Schwebheim geschafft hat, sind nicht ohne. „Es gibt wirklich strenge Vorgaben“, erläutert Wolfgang Friedl, Vizepräsident im bayerischen Landesverband des DTSchB und Regionalbeauftragter für Unterfranken. Die betreffen nicht nur den Bau und die Räumlichkeiten, sondern vor allem natürlich die Art der Unterbringung und die Versorgung der Tiere. So sollten Hunde beispielsweise – wo möglich – gemeinsam mit Artgenossen gehalten werden, Katzen wiederum bräuchten eine Versteck-Möglichkeit zum Rückzug. Das alles bietet das Tierheim in den Haßbergen, das damit deutlich über den Standards liegt. Auch, was das Management sowie Ausbildung und Qualifikation der Mitarbeiter betrifft. Denn da reicht es nicht, dass man Tiere mag und für ihre Nahrung sorgt. Vor allem für die Quarantäne der Tiere ist umfangreiches Fachwissen nötig.

Nach der Werbung weiterlesen

Dies honoriert die hohe Auszeichnung, für die Wolfgang Friedl gemeinsam mit Patrick Kluge von der Tierheimberatung kürzlich nach Zell gekommen ist. Erhalten hat das Tierheim die Plakette schon im vergangenen Jahr, wegen Corona war bislang nur keine offizielle Verleihung möglich. Die sollte aber dem Anlass gerecht werden.

Schon als Anerkennung für die vorbildhafte Kooperation, durch die das Tierheim am Rande der A 70 überhaupt entstanden ist. Ein Blick zurück: Nachdem das Haßfurter Tierheim 2011 schließen musste, hatte sich die Tierschutzinitiative in Oberschwappach als privater Verein ehrenamtlich um Fundtiere gekümmert. Rechtlich gesehen ist deren Betreuung Aufgabe der 26 Städte, Märkte und Gemeinden, beziehungsweise der Verwaltungsgemeinschaften im Landkreis. Mit einer gemeinsamen kreisweiten Lösung und einem eigens gegründeten „Zweckverband Fundtier Haßberge“ ging der Kreis einen Weg mit Pilotcharakter: Nach nervenaufreibenden Diskussionen um den richtigen Standort konnte 2014 im Knetzgauer Gemeindeteil Zell – direkt an der Autobahnausfahrt der A 70 – ein geeignetes Grundstück durch den Landkreis erworben werden, ein einmaliges Vorgehen bislang in Bayern. Im Mai 2018 wurde der gemeinsam geplante Neubau dann an die Tierschutzinitiative als Betreiber übergeben. Geteilt ist das Gebäude kurz gesagt nach Hund und Katz, dazu kommen ein Quarantänebereich und eine Krankenstation. Auch ein Arztzimmer gibt es, damit der Tierarzt vor Ort tätig werden kann und die Tiere nicht wie früher extra hingefahren werden müssen. Bei allen Details – von der Desinfektionsschleuse bis zum separaten Zugang – haben sich Bauherr und künftige Betreiber von Experten, auch vom Deutschen Tierschutzbund, sowie von Amtstierärztin Simone Nowak beraten lassen. Das Tierheim ist zum Vorzeigeobjekt geworden, das sich auch andere Kommunen zum Vorbild nehmen können, wie Wolfgang Friedl lobt: Hier würden Tiere nicht nur „verwahrt“, sondern dürften sich wohlfühlen.

Lob und Anerkennung, für die sich auch Landrat Wilhelm Schneider bedankt, gerade angesichts der „schweren Geburt“, die dem Projekt vorausgegangen war. Im Nachhinein habe man „alles richtig gemacht“, freut sich der Landrat – und auch darüber, dass dies nun auch eine so renommierte Anerkennung finde. „Damals hätten wir uns das niemals erträumt, dass das einmal in eine solche Plakette mündet“, pflichtet auch Dieter Möhring bei. Der Aidhäuser Bürgermeister ist der Vorsitzende des Zweckverbandes Fundtiere und oft Mittler zwischen den Kommunen und der TI. „Die meisten sind aber heilfroh, dass es den Zweckverband und die Tierschutzinitiative gibt“, verrät Möhring.

Tierheim samt Plakette sind nun buchstäblich ein Aushängeschild für den Landkreis. Eines, das es auch künftig zu erhalten gilt. Denn Kontrollen achten darauf, dass die Anforderungen für die Tierheimplakette auch weiterhin erfüllt werden. Und das bedeutet auch in Zukunft vor allem eins: tierisch viel Arbeit.