Tierschützer warnen Umtausch ausgeschlossen

Tierschützer warnen: Hund, Katze und Co gehören nicht unter den Weihnachtsbaum. Foto: picture alliance/dpa/Sarah Maria Ziewitz

Die Tierheime in der Region warnen davor, Tiere zu Weihnachten zu verschenken. Im Coburger Tierheim herrscht ab Mitte Dezember Vermittlungsstopp.

 
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Coburg/Lichtenfels - Ein flauschiges Kätzchen oder ein niedlicher Welpe unter dem Weihnachtsbaum mögen nett aussehen und Kinderaugen für den Moment zum Leuchten bringen – dennoch raten Tierschützer in diesen Tagen dringend davon ab, Tiere zu Weihnachtsgeschenken zu machen. „Tiere sind keine Dinge, wie ein Pullover oder ein Spielzeug, die man leichtfertig verschenken sollte. Es sind Lebewesen mit arteigenen Bedürfnissen, die unsere Fürsorge brauchen, so lange sie leben“, betont etwa Dr. Romy Zeller, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Die Entscheidung für ein Tier müsse vom zukünftigen Halter selbst gut durchdacht werden. Von Überraschungsgeschenken rät der Deutsche Tierschutzbund daher dringend ab.

Um dem vorzubeugen, verhängt das Coburger Tierheim jedes Jahr ab Mitte Dezember einen Vermittlungsstopp. „Das Problem ist ja meist, dass die Leute, für die das Geschenk gedacht ist, vorher nicht gefragt werden“, bedauert der stellvertretende Tierheimleiter Rico Wohlgefahrt und fügt hinzu: „Es mag ein guter Gedanke dahinterstecken, wenn jemand der einsamen Oma eine Katze schenken möchte. Aber es sind die Aufgaben im Nachhinein, die bewältigt werden müssen. Es ist dann doch die Frage, ob die Oma überhaupt in der Lage ist, sich um das Tier zu kümmern.“

Auch dann, wenn ein Tier an Kinder verschenkt werden sollte, gelte es zu bedenken: „Die ersten Wochen ist das Tier toll, aber sobald es Arbeit macht, ist die Freude verflogen.“ Daher sollte möglichst genau überlegt werden, bevor ein Tier angeschafft wird. „Die Leute müssen sich bewusst sein, dass sie die Tiere über Jahre haben werden. Eine Katze wird 18 bis 20 Jahre, ein Hund 15 bis 20 Jahre alt. Das ist eine langfristige Anschaffung – und nicht nur kurzweilig“, mahnt Rico Wohlgefahrt. Dass dennoch immer wieder Tiere zu Weihnachtsgeschenken gemacht würden und dann im Tierheim landen, mache ihn traurig. „Weil es letztlich ja vorhersehbar war“, wie er meint.

Sandra Schunk, die Leiterin des Lichtenfelser Tierheimes, achtet gemeinsam mit ihren Mitarbeitern in der Zeit vor Weihnachten ebenfalls verstärkt darauf, an wen sie Tiere vermittelt. Sie sagt: „Wenn wir bei einem Vermittlungsgespräch heraushören, dass das Tier ein Weihnachtsgeschenk werden soll, dann vermitteln wir nicht.“ Gerade dann, wenn das Tier für einen einsamen Senior gedacht sei, habe sich im Nachhinein oft herausgestellt, dass dieser das Tier gar nicht wolle. „Wenn jemand eine Katze für die Oma sucht, dann wäre es besser, die Oma kommt selbst vorbei und sucht sich die Katze aus. Das muss ja auch passen zwischen Mensch und Tier“, betont Sandra Schunk.

Die Tierheimleiterin versuche daher, möglichst umfassend aufzuklären, wenn Interessenten zu ihr kommen. „Auch Kinder verlieren je nach Alter schnell die Lust an einem Tier. Die Pflege und Versorgung bleibt dann in erster Linie bei den Eltern hängen.“ Um unglückliche Tier-Mensch-Gespanne zu verhindern, werde sie mitunter auch recht deutlich. „Ich sage dann ganz klar – nein, wir vermitteln nicht, weil das nicht passt“, so Sandra Schunk. Immerhin habe das Problem der tierischen Weihnachtsgeschenke in den vergangenen Jahren abgenommen. „Es ist auf jeden Fall besser geworden“, meint sie und fügt hinzu: „Das liegt sicher auch an der Aufklärung – unter anderem in den Medien.“

Der Deutsche Tierschutzbund warnt daher ebenfalls eindringlich: „Viel zu oft geht die gut gemeinte Idee eines tierischen Geschenks nach hinten los – etwa, wenn Beschenkter und Tier gar nicht zusammenpassen, das Tier mehr Arbeit macht, als gedacht oder Zeit und Geld fehlen. Nach den Feiertagen werden diese Tiere dann weitergereicht, weiterverkauft, werden ausgesetzt oder landen im Tierheim.“ Oft würden sich die Probleme auch erst im Lauf des nächsten Jahres ergeben, wenn Hund oder Katze dem Welpenalter entwachsen sind und erste Herausforderungen auftreten oder der Sommerurlaub ansteht und eine Betreuungsmöglichkeit fehlt.

Auf Grund des coronabedingten Haustierbooms hätten viele Tierheime schon heute ohnehin mit vermehrten Aufnahmen von Abgabetieren und Welpen aus illegalem Handel zu kämpfen. Tierische „Weihnachtsopfer“ würden die Tierheime weiter an ihre Kapazitätsgrenzen bringen, so der Deutsche Tierschutzbund, der als Dachverband rund 550 Tierheime vertritt.

Wer sich ernsthaft für ein Tier interessiere, sollte vorab mit der ganzen Familie klären, welche Tier passe und wer welche Aufgaben bei der Betreuung übernehme. Abzuraten sei in jedem Fall von einem Haustierkauf über das Internet, so die Tierschützer. „Selbst hinter nett formulierten Anzeigen mit süßen Fotos oder solchen mit vermeintlichen Notfällen lauern oft kriminelle Händler, die ihr Geld auf Kosten der Hunde- und Katzenwelpen verdienen“, sagt Zeller. „Wer hier kauft, unterstützt den illegalen Handel und damit das Leid dieser Tiere.“

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