Klar muss laut Fröhlich sein: Wer etwas erledigt, übernimmt auch die gedankliche Arbeit. Beispiel Kinderkleidung: Wer diese besorgt, hat auch im Blick, was fehlt, was aussortiert werden muss, wann wer neue Schuhe, Sonnenhüte, Mützen braucht. Für Patricia Cammarata ist das einer der wichtigsten Punkte: Bei der gerechten Aufgabenverteilung gehe es nicht darum, dass einer die Aufträge des anderen erfülle, sondern darum, dass beide sich zuständig und verantwortlich für ihren jeweiligen Aufgabenbereich fühlen, schreibt sie in „Raus aus der Mental Load Falle“. Sind die wiederkehrenden Aufgaben verteilt, kann man im Küchenmeeting die anstehenden Dinge der nächsten Woche wie Arzttermine, Kindergeburtstage oder Besuche von Freunden besprechen.
Hilfsmittel
Apps helfen bei der Verteilung, etwa „Trello“ oder „Todoist“. Dort kann man Aufgabenbereiche festlegen und zuweisen. Oder auch einzelne Familien-Projekte mit Unteraufgaben planen. In Apps wie „Bring“ können beide Dinge eintragen, die besorgt werden müssen. Ein geteilter digitaler Kalender erleichtert die Absprache und Planung von Terminen. Natürlich geht es auch analog: Laura Fröhlich empfiehlt zum Beispiel, sich einen Wochenplan mit wiederkehrenden Aufgaben zu machen, diesen zu laminieren und dann mit abwaschbarem Folienstift die zusätzlichen wöchentlichen Aufgaben einzutragen.
Bei Fröhlich gibt es auch eine Bastelanleitung für ein aufstellbares Board, auf dessen vertikaler Achse Tätigkeitsfelder aufgelistet sind und auf der horizontalen die einzelnen Arbeitsschritte. Die Tabelle bildet dann einen selbst gewählten Zeitraum ab. Sie ist auch geeignet, um größere Projekte, wie zum Beispiel einen Umzug, in Unteraufgaben aufzuteilen. Mit Post-its und Farben kann man die Aufgaben verteilen. Übrigens können auch Kinder – je nach Alter – kleine Bereiche übernehmen.
Auch an unsichtbare Arbeit denken
Mit der Oma telefonieren, einen schönen Ausflug fürs Wochenende planen, das Haus österlich dekorieren – solche Dinge, die dafür sorgen sollen, dass sich jeder in der Familie wohlfühlt, werden in der Flut der Alltagsaufgaben oft übersehen, sollten aber unbedingt mit bedacht werden, wenn Aufgaben sichtbar gemacht und gerecht verteilt werden.
Dinge weglassen und einander nicht reinreden
Patricia Cammarata rät dazu, gemeinsam zu überlegen, wo sich Eltern Aufgaben einfacher machen können. Können manche Dinge auch von Freunden, Großeltern, bezahlten Kräften, einem Lieferservice erledigt werden? Muss die Wäsche wirklich gebügelt sein?
Muss es abends immer die warme Mahlzeit sein – oder reicht auch ein Vesper? Anders formuliert: Cammarata fordert vor allem Frauen dazu auf, ein bisschen weniger perfekt zu sein. Und eine weitere wichtige Regel: Paare sollten sich auf Mindeststandards, zum Beispiel beim Thema Putzen, festlegen. Danach jedoch erledigt jeder die Aufgaben, wie er es kann und will – ohne dass der andere es besser weiß.
Bücher
Begriff
2017 stieß die französische Zeichnerin Emma Clit mit ihrem Comic „Du hättest fragen sollen!“ (Original: „Fallait demander“) eine Debatte über die Verteilung von so genanntem Mental Load (mentale Last), also der Denk- und Organisationsarbeit in Familien an. Als Buch auf Englisch erhältlich: The Mental Load: A Feminist Comic (Seven Stories Press).
Bücher
In Deutschland hat sich als eine der Ersten die Bloggerin und Autorin Patricia Cammarata mit dem Thema beschäftigt. 2020 erschien ihr Buch „Raus aus der Mental Load Falle“ (Beltz, 17,95 Euro)
Laura Fröhlich hat sich ebenfalls auf das Thema Mental Load spezialisiert, sie bietet Seminare dazu für Eltern und auch Firmen an: https://heuteistmusik.de/. 2020 erschien ihr Buch „Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles“ (Kösel, 16 Euro). 2022 erschien dazu auch „Dein Workbook – Mental Load loswerden“ (Kösel, 16 Euro).