Tischtennis-Bundesliga Akito Itagaki debütiert mit 16

Rudi Dümpert
Durfte beim TSV Bad Königshofen erstmals ein Bundesliga-Spiel bestreiten: Akito Itagaki. Foto: Rudi Dümpert

Beim TSV Bad Königshofen schickt Trainer Koji Itagaki gegen Bergneustadt seinen Sohn Akito ins Rennen. Sein Einsatz und das starke Comeback von Kilian Ort reichen nicht zum Sieg, doch die Begeisterung der Fans ist groß.

 
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Bad Königshofen - Es hätte ein epischer Sieg werden können für den TSV Bad Königshofen, wurde aber „nur“ eine ehrenvolle Niederlage, nach einem wirklich starken Auftritt des schwerst gehandicapten Gastgebers in der Tischtennis-Bundesliga (TTBL). Am Ende stand in der Shakehands-Arena eine knappe 2:3-Niederlage gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt für die Mannschaft von Headcoach Koji Itagaki zu Buche, der seinen erst 16-jährigen Sohn Aikito zu dessen Premiere in der Beletage an die Platte schickte.

Ohne Steger und Grebnev

Bei den überraschend doch komplett angetretenen Gästen aus dem Oberbergischen war die Corona-Quarantäne von Olympiateilnehmer Benedikt Duda rechtzeitig vor diesem Spiel zu Ende gegangen, während bei den Hausherren Bastian Steger noch mit Symptomen passen musste. Doch nicht nur das. Dazu hatte sich auch noch Maksim Grebnev eine Sprunggelenksverletzung zugezogen, die ihn zum Zuschauen zwang. Das epische Element lag dann aber darin, dass diese gebeutelte Restmannschaft eigentlich schon am Boden war und durch das überragende Comeback von Kilian Ort, ein wirklich würdiger Einser an diesem Tag, wieder aufstand. Ort war in seinem ersten und zweiten Einzel eigentlich schon fast schon geschlagen und gewann doch noch. Das könnte mental die Voraussetzung schaffen, dass er – bei aller Selbstkritik – bald wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen kann.

„Ganz klar mein Ziel“

Schließlich wurden die rund 150 Zuschauer Zeuge eines Debüts von Akito Itagaki als Bundesligaspieler. Vielleicht werden sie tatsächlich eines Tages sagen können, „ich war dabei, als er mit 16 erstmals in der TTBL für den TSV antrat.“ Viel zu früh eigentlich und, auf sein derzeitiges Niveau bezogen, wohl noch ein bis zwei Klassen zu hoch. „Aber eines Tages ganz klar mein Ziel“, wie er unmittelbar nach seinem Einzel bekannte und hinzufügte, wie vom Papa, dem Headcoach Koji Itagaki, bei aller Trainingsintensität aufgetragen: „Ich hab’ ja noch so viel Zeit.“

Kilian Ort reißt Ruder herum

Dass es noch, als Kontrapunkt zur allgegenwärtigen Sport-Tristesse in der Region, ein so überragender Sonntagnachmittag in Bad Königshofen werden könnte, hätte man nach drei Sätzen des ersten Einzels nicht laut auszusprechen gewagt. Kilian Ort lag gegen den Gäste-Zweier Alberto Mino (31) aus Ecuador mit 1:2 zurück, verlor den zweiten Satz mit 3:11 und lag im vierten 7:10 hinten. Da öffnete es sich zum ersten Mal vor ihm, jenes Loch, in das er mit seiner angekratzten Form der letzten Wochen zu stürzen drohte, mit wer weiß welchen Folgen, für ihn und seinen Heimatverein. Doch „Killy“ gewann noch mit 3:2 und schickte anschließend Akito Itagaki gegen Duda in den Ring, um seine erste TTBL-Lektion.

Der Weltranglisten-42. gegen den Deutschen Meister für U15-Mannschaften, der in keiner googlebaren Weltrangliste geführt wird. Von den Zuschauern gefühlvoll unterstützt, holte der Realschüler elf Punkte gegen den Deutschen Meister der Herren der letzten zwei Jahre, zusammengerechnet in drei Sätzen. „Ich habe nicht viel geschlafen die letzte Nacht“, gestand er. „Ich hatte mir vorgenommen, immer noch einen Punkt mehr zu holen, egal wie es steht. An einen Satzgewinn hatte ich natürlich nicht gedacht, bin aber zufrieden“, betonte der Novize.

Zeljko verpasst Chance

Was hätte Filip Zeljko für ein Bewerbungsschreiben für eine weitere, die dann achte Saison beim TSV abgeben können, hätte er den Spanier Alvaro Robles, WRL-62., schlagen und seine Mannschaft in die Siegesspur führen können. Das Zeug dazu hätte er in der Tat, er spielte auf Augenhöhe, aber nicht mit derselben Konstanz wie sein Gegenüber. Aus diesen Gründen gewann der Vizeweltmeister im Doppel von 2019 auch verdient mit 3:1.

Wie im Rausch

Dann war, der Statistik und der direkten Bilanz beider nach, das letzte Spiel des Tages zu befürchten. Kilian Ort verlor auch die ersten zwei Sätze im Einser-Duell gegen Benedikt Duda klar, verbreitete aber Hoffung mit dem 11:5 im dritten. Als es im vierten Durchgang 7:10 stand und Duda drei Gesamtmatchbälle hatte, mochte man Kilian Ort wenigstens einen weiteren kleinen Schritt zurück zu sich selbst bestätigen. Voreilige hatten bereits den Anorak zum Gehen angezogen, doch Ort wehrte gar vier Matchbälle ab und gewann mit 14:12, den fünften Satz dann wie im Rausch mit 11:2.

Jetzt durfte Akito Itagaki sogar im Doppel ran, machte an der Seite von Filip Zeljko eine noch bessere Figur als im Einzel. Dass es am Ende doch die vierte Niederlage der Badstädter in den letzten fünf Spielen gab, war am Ende dieses mitreißenden Spektakels fast nebensächlich.

Ergebnisse: Kilian Ort – Alberto Mino 3:2 (11:7/7:11/3:11/11:5/11:7); Akito Itagaki – Benedikt Duda 0:3 (4:11/2:11/5:11); Filip Zeljko – Alvaro Robles 1:3 (7:11/11:8/8:11/7:11); Kilian Ort – Benedikt Duda 3:2 (5:11/7:11/11:5/14:12/11:2); Zeljko/Itagaki – Robles/Mino 0:3 (5:11/11:13/8:11).

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