Tischtennis-Bundesliga Bad Königshofen vom Pech verfolgt

Rudi Dümpert
Der Belgier Martin Allegro verlor sein Bundesliga-Match in Reihen des TSV Bad Königshofen gegen den TTC Neu-Ulm auch wegen fragwürdiger Schiedsrichterentscheidungen. Foto: Rudi Dümpert

Der TSV kassiert in der Tischtennis-Bundesliga im vierten Saisonspiel die dritte Niederlage. Vom Stamm-Quintett stehen am Ende nur zwei voll einsatzfähige Kräfte zur Verfügung. Steger tritt trotz Verletzung an und muss sein Duell abbrechen.

 
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Vor dem vierten Saisonspiel in der neuen Runde der Tischtennis- Bundesliga (TTBL) überschlugen sich die Ereignisse beim TSV Bad Königshofen. Es häuften sich die Hiobsbotschaften und es folgte die dritte Niederlage mit 1:3 beim TTC Neu-Ulm. Eigentlich hatte man bei den Grabfeldern vor dieser Auswärtsbegegnung gedacht, die Pech- und Schmerzgrenze sei nach den ersten drei Saison-Spielen erreicht mit erst einem, dann zwei Ausfällen des Fünf-Mann-Kaders für die Dreier-Mannschaft. Doch dann kurz vor dem Montagabend-Termin: „Wir waren so hoffnungsfroh angereist. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Von unserem Quintett waren auf einmal nur noch zwei spielfähig“, erklärte Geschäftsführer Udo Braungart hinterher.

Uda mit schwerem Infekt aus Kasachstan zurück

Kilian Ort (Nacken) und Bastian Steger (Oberschenkel) meldeten sich verletzt. Dann kam auch noch die Nummer 1 Yukiya Uda mit einem schweren grippalen Infekt von einem Turnier in Kasachstan zurück. Ort bekannte hinterher: „Es war klar, einer musste antreten und dann abschenken. Basti hat sich geopfert und seine Einzel-Bilanz hintangestellt. Große Geste, das dankt ihm keiner.“ Dagegen konnte Neu-Ulm außer Ovtcharov aus dem Vollen schöpfen. Heißt, mit dem schwedischen Wunderkind, dem Vizeweltmeister von 2021 Truls Möregardh, Nummer 6 der Weltrangliste, sowie der kompletten russischen Nationalmannschaft.

Mit Möregardh, dazu Katsman, Sidorenko, Grebnev und Artemenko schickte Trainer Dmitrij Mazunov fünf Spieler seiner achtköpfigen Auswahl an und in die Box. Solange das Spiel lief, ließ man im Dunkeln, warum Steger (41) im Generationen-Duell gegen Möregardh (20) beim Stand von 5:11, 0:3 aufgab. Doch wer seine Bewegungsmuster kennt, für den hatte es sich angedeutet, das 0:1 kam nicht überraschend.

Zeljko in Glanzform

Jetzt galt also die volle Unterstützung der der sieben mit angereisten Fans von den „Ping-Pong-Ultras“ aus Bad Königshofen „ihrem“ Filip Zeljko, der zurzeit in der Form seines Lebens spielt. Mit seinen Monster-Aufschlägen, an denen er hart gearbeitet hat, zermürbte er Lev Katsman, vierfacher Goldmedaillengewinner bei Jugend-WM und -EM. Russische Sportler sind zwar von internationalen Meisterschaften von der ITTF ausgeschlossen, dürfen aber in der TTBL spielen, weil sie – so die offizielle Begründung – „hier nicht die Werte ihrer Nation, sondern ihres Vereins vertreten.“ Zeljko war es letztendlich egal, er machte kurzen Prozess, gewann 3:0 und glich zum 1:1 aus.

Konzentrationsverlust

Danach aber unterlag Martin Allegro, 26-jähriger Belgier in Bad Königshofener Diensten, Vladimir Sidorenko 1:3, weil er sich im ersten Satz seine 10:7-Führung noch klauen ließ und im zweiten ein 10:9. Als würde zurzeit ein Lehrfilm für Schiedsrichter über falsche Aufschläge gedreht, muss Allegro darin gegenwärtig den Hauptdarsteller geben. Er, der in seiner Laufbahn bis vor zwei Wochen noch nie einen Aufschlagfehler bei Turnieren und Meisterschaften aller Art gemacht hatte, war diesmal im Fokus des Schiedsgerichts. Bisher war es mal die unerlaubte Krümmung der Finger um Millimeter oder der Balltreffpunkt um Zentimeter über dem Tisch statt dahinter. Diesmal waren es ein paar Winkelgrade weniger oder mehr als 90 Grad beim Hochwerfen des Balls. Ob das menschliche Auge das bei diesen Geschwindigkeiten sehen kann, ist fraglich. Zumindest verpulverte der Belgier dadurch zwangsläufig jede Menge Konzentration allein für den Aufschlag, die ihm am Satzende jeweils fehlte. Unschlagbar war Sidorenko an diesem Tag jedenfalls nicht.

Also musste Filip Zeljko das schnelle Ende, das 1:3, verhindern – gegen den in Neu-Ulm „Möhre“ genannten Möregardh – der bis dahin 4:0 Siege und erst einen Satzverlust vorweisen konnte und mit entsprechendem Selbstvertrauen und Können gegen Zeljko antrat. Zwar musste er den ersten Satz gegen den Badstädter und damit seinen insgesamt bislang zweiten, abgeben, doch am Ende entschied er das bayerische Derby dann aber mit seinen zwei Siegen zu zwei Dritteln ganz alleine. Bei den Gästen dachte man darüber nach, was möglich gewesen wäre, hätte der TSV gesunde Udas, Stegers und Orts dabei haben können.

TTC Neu-Ulm – TSV Bad Königshofen 3:1. Truls Möregardh – Bastian Steger 3:0 (11:5/3:0, Aufgabe Steger); Lev Katsman – Filip Zeljko 0:3 (13:15/10:12/7:11); Vladimir Sidorenko – Martin Allegro 3:1 (12:10/12:10/8:11/11:6); Möregardh – Zeljko 3:1 (9:11/11:6/11:7/11:9).

Oberschiedsrichter: Johann Fischer. – Zuschauer: 170.

Am Freitag Pokalspiel in Ochsenhausen

Kaum ist der TSV Bad Königshofen durch die Niederlage in Neu-Ulm mit 2:6 Punkten in die Abstiegszone zurück gerutscht, steht die von Krankheit und Verletzungen gebeutelte Mannschaft schon wieder auf dem Prüfstand. An diesem Freitag um 19 Uhr tritt sie bei den TTF Liebherr Ochsenhausen an, wo sie am zweiten Spieltag der Liga mit 1:3 unterlegen war. Diesmal geht es um den Einzug ins Viertelfinale um den DTTB-Pokal.

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