Töpfereien Stammkunden, Osterhasen und eine Premiere

Drei offene Töpfereien und eine neue Galerie erwarteten Römhilds Besucher am Wochenende. Die Töpfer freuten sich über Stammkunden und neue Gesichter und blicken auf ein buntes Keramikjahr 2022 in Römhild.

 
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Als wären über Nacht bunte Frühlingsblumen aus dem Boden geschossen – angelockt vom strahlend blauen Himmel und den wärmenden Sonnenstrahlen. So präsentierten sich zumindest die Eingänge zu den Römhilder Töpfereien am Wochenende. Zum 17. Tag der offenen Töpferei zierten zauberhafte Gefäße in den vielfältigsten Farben und Dekoren die Höfe und Vorplätze der Keramikwerkstätten – als wären es bunte Vorgärten.

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Der Tag, der in Thüringen erfunden wurde und in ganz Deutschland den Auftakt des Keramikjahrs bedeutet, ist für die Werkstätten von Simone Graßmann in Sülzdorf, Markus Weingarten von der gleichnamigen Töpferei in Römhild und Manuela Spittel vom Töpferhof Gramann in Römhild ein wichtiger Tag. „Das Event lockt Menschen aus ganz Thüringen an. Manche lassen sich von diesem Termin zu Familienausflügen inspirieren und kommen nach Römhild, um hier ihr Keramiksortiment zu erweitern, sich neue Dekore anzuschauen und vor allem Osterdekoration zu kaufen“, sagte Manuela Spittel, die den Tag seit Jahren mit ihrem Team ausrichtet. „Wir zeigen unsere Werkstatt und die Entstehung unserer Produkte und stellen traditionell Stücke unserer Auszubildenden aus“, fügte sie hinzu.

Für Manuela Spittel bedeutet der Tag der offenen Töpferei auch immer ein Wiedersehen mit langjährigen Kunden: „Viele Menschen kaufen seit Jahren unsere Keramik und geben die Stücke und die Liebe dafür oft an die nächsten Generationen weiter. Wir haben mittlerweile viele junge Leute, die das Handgemachte schätzen und für sich entdeckt haben. Sie bekommen manchmal über lange Zeit hinweg zum Beispiel von Eltern oder Großeltern immer neue Teile für ein Service geschenkt und starten dann mit unserer Keramik in den eigenen Hausstand.“

Bevor man am Wochenende die Töpferei von Simone Graßmann in Sülzdorf erreichte, bekam man schon am Ortsausgang von Haina Lust auf farbenfrohe Keramikkunst – Luftballons und Wegweiser zogen die Fans der Tonkunst förmlich auf den Weg nach Sülzdorf. Dort wurden sie direkt in den liebevoll gestalteten Hof der Künstlerin geleitet. Glocken aus Keramik, ein alter Bottich – prall gefüllt mit bauchigen Langschläferwachwerdetassen auf urigem Heubett – führten zu Ständen mit einer Vielfalt an Gefäßen, die allesamt die Handschrift von Simone Graßmann tragen. Dass diese Schrift ganz tief aus ihrem Innern kommt und so jedes getöpferte Stück zugleich ein Stück der Künstlerin in sich trägt, offenbart sich direkt beim Anschauen. „In meinem Tun vereinen sich meine drei Berufe: Porzellanmalerin, Töpferin und Mediengestalterin“, sagte sie und freut sich auf die Marktsaison, in der sie Jahr für Jahr ihr Stammpublikum trifft. Besonders fachkundiges Publikum zieht ihrer Meinung nach der Römhilder Keramikmarkt an. Besonders anziehend für Simone Graßmann ist der Markt in Waldenburg, weil dieser für sie eine Rückkehr in die Gegend ihrer Lehrjahre und damit Begegnungen mit vielen Wegbegleitern bedeutet.

In der Töpferei von Markus Weingarten schauten am Wochenende Stammkunden vorbei und Leute, die vielleicht dazu werden wollen. Er bereitet im Vorfeld der Veranstaltung traditionell sein Ostersortiment vor, weil das dann besonders gefragt ist. „Die Menschen kommen gezielt, um zu kaufen. Sie kommen oft von weiter weg und gönnen sich etwas. Einen Bestseller gibt es dabei nicht. Sie kaufen queer durch unser Sortiment“, sagte er, der sich darauf freut, dass Römhild in diesem Jahr einige Höhepunkte in Sachen Keramik zu bieten hat. Da sind der traditionelle Keramikmarkt und das Keramiksymposium. „Das bedeutet, die Welt der Tonkunst wird 2022 oft auf uns schauen und zu uns kommen.“

Gefehlt hat den Töpfereien das Drumherum, das sie normalerweise gemeinsam präsentiert haben. „Gastronomie und eine Töpferolympiade gehörten immer dazu. Wegen der Pandemie-Verordnung dieses Jahr nicht möglich. Das fehlt schon“, erinnerte er sich.

Neu war dafür eine Pop-up-Galerie neben der Töpferei Weingarten, die Künstler Tom Naumann aus Eicha mit Liane und Markus Weingarten sozusagen über Nacht aus dem Boden gestampft hat. Für Tom Naumann alias Tom Ravencrow eine Premiere: Er versteigerte sein Werk zugunsten einer Hilfsaktion im Landkreis für die Ukraine. Dass diese Gemeinschaftsaktion – wenn auch aus traurigem Hintergrund – entstanden ist, empfinden die Beteiligten als Segen.

Sie denken darüber nach, daran anzuknüpfen und weitere Projekte dieser Art zu zu realisieren. „Ich könnte mir vorstellen, das zu weiteren Highlights in Römhild zu wiederholen. Zum Beispiel kommen zum Keramikmarkt viele kunstinteressierte Menschen in die Stadt, die sicher gerne auch eine Galerie besuchen würden“, so Markus Weingarten.