Tradition vor dem Aus? Jagdbläsern fehlt der Nachwuchs

Helmut Will
Hornmeister Reinhard Lößlein (rechts) und der Kassier der Jagdhornbläser, Reinhold Meyer (links), würden sich über jüngeren Nachwuchs bei den Jagdhornbläsern freuen Foto: Helmut Will

Schluss mit „Halali“? Die Jagdhornbläser Ebern wollen weiter das Brauchtum pflegen. Doch lange kann das nicht mehr gut gehen, wenn man sich das Durchschnittsalter der Bläser anschaut.

 
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Es ist Dienstagabend. Aus dem Schützenhaus der Schützengesellschaft 1430 Ebern, ertönen jagdliche Hörnerklänge. Dort proben die Jagdhornbläser des Bayerischen Jagdverbandes (BJV), Kreisgruppe Ebern. Hornmeister, das ist ihr Leiter, ist Reinhard Lößlein und das schon seit 30 Jahren. In lockerer Runde sitzen an diesem Abend Männer und auch eine Frau im Schützenhaus. Ihre Instrumente haben sie, es sind „Fürst Pless Hörner B“ und „Parforce Hörner ES“ denen sie jagdliche Signale entlocken, fest an die Lippen gepresst. Ein Blick in die Runde zeigt, dass alle Jagdhornbläser etwas in die Jahre gekommen sind. Das ist auch ein Problem für die Brauchtumspfleger, es mangelt ihnen an jungen Nachwuchsbläserinnen- und Bläsern.

Hornmeister Reinhard Lößlein, der mit Reinhold Meyer am Tisch sitzt erzählt, dass die Jagdhornbläsergruppe, sie gehört zum BJV, Kreisgruppe Ebern, im Jahr 1969, also vor 54 Jahren, gegründet wurde. Erster Hornmeister nach der Gründung war Franz Ullrich, der auch Gründungsmitglied war und bis 1993 den Ton bei den Jagdhornbläsern angegeben hat. Ab 1993, also nunmehr schon drei Jahrzehnte, ist Hornmeister Reinhard Lößlein Leiter der Hornbläser. „Aktuell haben wir derzeit 20 Bläser in unserer Gruppe“, sagt Lößlein. Er zeigt sich zufrieden, dass es ihnen vom Schützenverein Ebern ermöglicht wird, ihre wöchentlichen Proben im Schützenhaus an der Gleusdorfer Straße abhalten zu können. „Die Lage hier im Wald ist ideal für unsere Jagdhornbläsergruppe“, ergänzt Reinhold Meyer, der Kassier der Bläsergruppe ist und zusammen mit Josef Schafhauser auch an den Probetagen „Wirt“ im Schützenhaus ist.

Zahlreiche Auftritte

Beide, Reinhard Lößlein und Reinhold Meyer, legen Wert auf die Feststellung, dass Jagdhornbläser einen Beitrag zur Pflege des jagdlichen Brauchtums leisten und die jagdliche Tradition pflegen. Die Eberner Jagdhornbläser treten zu verschiedenen Anlässen auf. Anlässe sind zum Beispiel Geburtstage oder Hochzeiten, oder auch bei Beerdigungen von Jagdgenossen, wo am Grab dann die Signale „Halali“ und „Jagd vorbei“ ertönen. „Fester Bestandteil unserer Auftritte ist die jährliche Hegeschau und als ganz besonderer Auftritt kann die Hubertusmesse im November, am Namenstag des Heiligen Hubertus, genannt werden“, sagt Lößlein. Weiter umrahmt die Bläsergruppe im Haßbergkreis, aber auch in Nachbarlandkreisen, Gottesdienste und Hubertusmessen mit ihrer ES-Horngruppe und ist bei Erntedankveranstaltungen und Adventsfeiern für die Jägerschaft präsent. Auftritte hatte die Gruppe schon in Kronach, Kulmbach, Eggenfelden, Günzburg, Erding und Dinkelsbühl.

Eine Frau ist an diesem Abend dabei, die noch etwas unsicher blickt. Es ist Lisa Bartelmann aus Weißenbrunn, die ein „Fürst Pless Horn“ in Händen hält. Sie ist neu in der Gruppe und bekommt in nächster Zeit Einzelunterricht. Sie freut sich schon auf ihren ersten gemeinsamen Auftritt mit den Eberner Jagdhornbläsern. Die Jagdhornbläser der BJV-Kreisgruppe können durchaus schon herausragende Erfolge bei Bläserwettbewerben vorweisen. Als größten Erfolg verbuchen sie, wie der Hornmeister stolz sagt, den vierten Platz beim Bayerischen Landesbläserwettbewerb in Erding am 11. Juni 2016, wo 37 Jagdhornbläsergruppen aus ganz Bayern vertreten waren. Dort erwarben sie das Leistungsabzeichen in Gold. Fünfmal waren sie schon dabei, waren stets unter den zehn besten Gruppen und haben jedes Mal das Goldene Leistungsabzeichen erspielt. Ein weiterer Höhepunkt war der Neujahrsempfang des Bayerischen Jagdverbandes im Löwenbräukeller in München. „Dort durften wir mit unserer Jagdhornbläsergruppe die Veranstaltung mit jagdlichen Stücken und Märschen umrahmen“, erklärt Reinhard Lößlein.

Durchschnittsalter: 60 Jahre

Reinhold Meyer holt eine Liste hervor und sagt mit einem Blick auf diese: „Das Durchschnittsalter unserer Gruppe dürfte so bei 60 Jahren liegen, weshalb uns jüngere Mitglieder gut täten.“ Das jüngste aktive Mitglied ist nach seinen Worten 29 Jahre, das älteste 83. Seit 1969, dem Gründungsjahr der Gruppe, ist noch als aktiver Bläser Reiner Wild dabei. „Er ist Gründungs- und Ehrenmitglied bei unserer Gruppe“, sagt Reinhold Meyer. Die Jagdhornbläsergruppe soll unter allen Umständen weiter Bestand haben, sagt Reinhard Lößlein. „Wir wollen jagdliche Tradition und jagdliches Brauchtum unbedingt pflegen, es ist einfach Bestandteil unserer Gesellschaft“, so der Hornmeister.

Wer eventuell mal reinschnuppern möchte, kann ganz zwanglos am Probetag, immer dienstags um 20 Uhr, im Schützenhaus an der Gleusdorfer Straße vorbei kommen oder sich bei Hornmeister Reinhard Lößlein unter der Telefonnummer 09521/954763 melden und informieren.

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