Wandelbare Überlieferungen
Traditionen sind allerdings nicht in Fels gemeißelt. Sie wandeln sich so wie Werte, Institutionen und Handlungsmuster. „Früher war mehr Lametta“, jammert Opa Hoppenstedt in dem legendären Loriot-Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“ aus dem Jahr 1997. Den schmalen Glitzerstreifen aus Stanniol, die früher auf keinem Christbaum fehlen durften, ergeht es wie vielen Traditionen: Sie haben ihre beste Zeit hinter sich.
Lametta, das traditionsreiche gold- und silberfarbene Christmas-Accessoire, ist zum Symbol für so viele in Vergessenheit geratende weihnachtliche Bräuche und Sitten geworden. Mit Lametta und der Mette ist es wie mit allen Traditionen: Man muss sie anwenden, tun und leben. Nur dann entfalten sie ihre psychologische und soziale Wirkkraft.
Durch Traditionen gewinnt der Mensch Sicherheit und Stabilität. Sie schaffen ein Zusammengehörigkeitsgefühl und stiften Identität, bringen Ordnung in den Alltag, helfen Krisen zu bewältigen, ermöglichen Begegnung und Beziehung.
Dafür müssen sie aber immer wieder eingeübt und erprobt, vorgelebt und erneuert werden. Sonst werden sie brüchig wie alter Kitt, der nicht mehr haftet und seine Bindungsfähigkeit verliert.