Trauer um Maria Gerstner Eine große Frau

Heike Schülein und

Maria Gerstner war stets für andere da, als Kreisrätin ebenso wie als Anwältin der Schwachen. Nun ist sie nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.

 
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Mit diesem Foto zog Maria Gerstner, stets lächelnd, im Jahr 2013 in den Landtagswahlkampf. Foto: /Frauenliste

Neukenroth - Ihr Lachen war ansteckend, ihr Optimismus unerschütterlich, ihr Herz weit. Maria Gerstner half, wo Hilfe nötig war – und das auf vielen Ebenen. Am vergangenen Mittwoch ist die langjährige KAB-Diözesansekretärin und Kreisrätin im Alter von 66 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.

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Maria Gerstner war Kinderpflegerin von Beruf. Nach ihrer Elternzeit wandte sie sich dann einem anderen Betätigungsfeld zu: Der hauptberuflichen Arbeit in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Als Diözesansekretärin war sie von 1997 bis 2019 im Kronacher Büro tätig. Hier half sie beispielsweise Menschen mit niedrigem Einkommen und geringer Rente bei Schwierigkeiten mit dem Arbeitgeber oder Rentenversicherungsträger. „Das war für sie eine völlig neue Tätigkeit“, erinnert sich Gabriele Zeuß, die als damalige KAB-Kreisvorsitzende zusammen mit der Diözesanvorsitzenden Mathilde Hutzl die Neukenrotherin unter mehreren Bewerbern auswählte. Schon damals habe Maria Gerstner den für sie so charakteristischen Tatendrang besessen, wovon sie in der insgesamt rund 25-jährigen Zusammenarbeit nichts verloren habe. Mit bewundernswertem Einsatz habe sie sich in die Verbandsarbeit eingearbeitet und immer weitergebildet. „Die Rechtsberatung hat sie voller Leidenschaft ausgeübt und so vielen Menschen zu ihrem Recht verholfen“, betont die KAB-Ehrenvorsitzende. Eine große Stärke von Gerstner seien ihre vielen Verbindungen und Netzwerke gewesen.

„Über Stock und Stein“

„Sie war ein sehr lieber Mensch und hat in ihrem Leben viel Gutes getan. Ihr lag immer daran, das Ganze in gute Bahnen zu lenken. Sie legte Wert auf ein gutes Miteinander und hat Reibereien nie persönlich genommen“, stellt Gabriele Zeuß heraus. Für die Arbeit in ihrem mehrere Kreisverbände umfassenden Einsatzgebiet habe sie keine Mühen oder Wege gescheut. So sei sie auch in der Nacht oder bei schwierigen Witterungsverhältnissen sprichwörtlich über Stock und Stein gefahren.

Im September 2019 trat Maria Gerstner als Diözesansekretärin in den Ruhestand. Doch auch danach war sie weiterhin auf geringfügiger Basis an einem Tag der Woche im Kronacher Büro anwesend und stand der neuen Rechtsschutz- und Verbandsreferentin Manuela Mähringer mit ihrem langjährigen Erfahrungsschatz zur Verfügung. Als Rechtsschutz-Sekretärin nahm sie weiterhin bis zuletzt Beratungen wahr und bereitete Gerichtstermine vor.

International gearbeitet

Ein Herzensanliegen war ihr die Koordination der internationalen Arbeit der KAB. Mit hohem persönlichem Einsatz und vielen Besuchen vor Ort unterstützte Gerstner die Entwicklungsarbeit „Fivoy“ von Suzanne Razantsoa im Partnerland des Diözesanverbands Bamberg, Madagaskar, um damit benachteiligten Frauen und deren Familien zu helfen. 21 Jahre lang war sie aktiv im Vorstand der Solidaritätsaktion der KAB Deutschlands, hat dabei an der Entwicklung des Weltnotwerks mitgearbeitet und sich aktiv für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Partnerländern eingesetzt.

Die übergroße Hilfsbereitschaft der gläubigen Christin kannte nie Unterschiede zwischen Herkunft, Kultur oder Religion der Hilfesuchenden. Weltoffen, solidarisch und demokratisch engagierte sie sich im Arbeitskreis Asyl Kronach für die Integration von Flüchtlingen. Vehement machte sie sich für Menschenwürde und Völkerverständigung stark und trat ebenso mutig gegen Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und Gewalt ein. Gemäß der christlichen Kultur „Ich war fremd und ihr habt mir Heimat gegeben“ nahm sie auch selbst Flüchtlinge bei sich zuhause auf.

Als Politikerin an der Seite der Frauen

Unermüdlich kämpfte sie auch für den Platz von Frauen in Gesellschaft und Politik. Von Anfang an war Maria Gerstner eine tragende Säule der 1989 gegründeten „Frauenliste Stadt Kronach“. Sie wurde in die Vorstandschaft gewählt und führte später auch den Vorsitz. Höhepunkt ihrer politischen Karriere war die Landtagswahl 2013, bei der Gerstner als Spitzenkandidatin antrat. „In dieser Zeit lebte sie nach der Devise, dass nur Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung eine sachliche Zusammenarbeit möglich machen und dass Meinungsverschiedenheiten in demokratischer Streitkultur ausgetragen werden müssen. Sie sorgte dafür, dass die Vorstandschaft sich stetig wandelte und jung und alt ihre Erfahrungswerte einbringen konnten. Jede, jeden nahm sie wichtig“, erinnert sich Gerstners langjährige Kreistagskollegin Petra Zenkel-Schirmer – und weiter: „Sie war eine Frohnatur, tatkräftig und zupackend. Sie war immer direkt, offen und ehrlich. Sie war eine feste Größe, auf die immer Verlass war, sie war ein Vorbild. Eine solche Politikerin, die Freundin war, zu verlieren, bedeutet einen großen Verlust, für den es keine Worte gibt!“

„Wir verlieren mit Maria Gerstner eine engagierte Kreisrätin und Mitbürgerin, für die es stets eine Herzensangelegenheit war, sich für ihren Landkreis und die Belange der hier lebenden Menschen mit großem Engagement einzusetzen. Unsere Anteilnahme gilt ihrer gesamten Familie“, erklärt Landrat Klaus Löffler. Er habe mit Maria Gerstner schon vor ihrem 2002 erfolgten Einzug in den Kreistag vertrauensvoll zusammengearbeitet. Die Arbeit Gerstners im Gremium werde Nachrückerin Petra Wich-Knoten fortsetzen.

Maria Gerstner hinterlässt ihren Ehemann Robert, zwei Söhne und drei Töchter sowie Enkelkinder.