Tremersdorf/Rottenbach Aufwind für die geplanten Riesen

Andreas Herzog

Die Windkraft-Anlage im Lautertal soll mehr Leistung bringen. Dafür müsste sie in die Höhe wachsen. Der Gemeinderat stimmte nun grundsätzlich dem Repowering zu. Doch noch ist nicht aller Tage Abend.

 
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Die Windkraftanlage bei Lautertal soll aufgerüstet werden, pro Windrad Foto: /proofpic.de steffen ittig

Lautertal - Der Gemeinderat Lautertal hat in seiner jüngsten Sitzung grundsätzlich mit neun zu sechs Stimmen mehrheitlich ein Aufrüsten der bestehenden Windräder in den Gemarkungen Tremersdorf und Rottenbach befürwortet. Damit kann sich die Firma Uhl - Windkraft Projektierung als Investor auf die politische Legitimation des Gremiums zum Vorhaben berufen und seine Planungsarbeiten fortsetzen.

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Es wurde aber auch deutlich gemacht, dass über die Einleitung eines Bauleitverfahrens durch den Gemeinderat gesondert entschieden wird, sobald durch die Firma die dafür notwendigen Voraussetzungen wie die Sicherung der Flächen mit den Grundstückseigentümern und die konkreten Planungsunterlagen vorliegen. Im Zuge dieses Verfahrens habe das Gremium die Möglichkeit, Kriterien und Bedingungen vorzugeben.

Noch Änderungen

Bürgermeister Karl Kolb informierte darüber, dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Bundes- und Landesrecht zu den Abstandsregelungen noch ändern könnten. Dies könne seitens der Verwaltung zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilt werden. Kolb verwies darauf, dass bei der Gemeinde eine Liste mit 106 Unterschriften aus den Ortsteilen Tremersdorf und Rottenbach eingegangen sei. Dies entspräche rund zwei Drittel der dortigen wahlberechtigten Bürger. „Wir haben uns auch deshalb die Beschlussvorbereitung keineswegs leicht gemacht“, betonte der Bürgermeister.

Allen Mitgliedern des Gemeinderates liege ein grober Planungsentwurf vor und die Fraktionsführer der im Gremium vertretenen Parteien und Wählergruppen seien regelmäßig im Rahmen von Videokonferenzen unterrichtet worden. Es habe außerdem eine Informationsveranstaltung für die Bürger im Juli und in der öffentlichen Sitzung des Klima- und Umweltbeirates gegeben, in denen umfassend über das Vorhaben informiert worden sei, so Kolb.

Zehn Millionen Kilowatt

Eine Stellungnahme der ÜPW-Fraktion verlas 3. Bürgermeister Hans Rauscher, in der man sich klar für eine Modernisierung der Anlage aussprach. Die Erhöhung der Leistung pro Windrad bringe zehn Millionen Kilowattstunden pro Jahr, das sei das Zwölffache eines der bisherigen Windräder. Grundsätzlich seien drei Emissionen zu beachten: Lärm, Infraschall und Schattenwurf der Rotorblätter. Es sei der Fraktion wichtig, dass beim Repowering alle gesetzlichen Grundlagen eingehalten werden. Ein Gesamtpaket für eine breite Beteiligung der Bürger sei geplant, um am wirtschaftlichen Erfolg teilzuhaben. Von den anfallenden Gewerbesteuereinnahmen würden die gesamte Gemeinde und ihre Bürger profitieren, erklärte Rauscher.

Rottenbachs Ortssprecher Udo Oppel bezeichnete das Repowering als „Freibrief“ für eine Windkraftanlage, die den Weg in eine völlig neue Größenordnung ebne. „Wir sind verpflichtet, die betroffenen Bürger vor neuen Belastungen zu schützen“, warf er ein.

Gemeinderat Norbert Seitz erklärte, man müsse sich schon fragen, ob die neuen, höheren Windräder im Sinne der betroffenen Bürger seien. Neben einer Landschaftsbeeinträchtigung und Verringerung der Lebensqualität könnte es lauter werden und auch ein Disko-Effekt sei möglich. „Wie können wir unsere Bürger davor schützen?“, stellte er in den Raum. Es gäbe derzeit keinen Zwang, einen Grundsatzbeschluss zu fassen. Die Firma solle erst einmal sehen, ob sie überhaupt in den Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern den Standort sichern könne.

Effektiver

Dem widersprach Dr. Bernd Wicklein: „Es ist wichtig, gegenüber der Bevölkerung und der Firma Uhl ehrlich zu bekennen, ob wir ein Repowering wollen oder nicht. Die Energiegewinnung aus Windkraft ist nicht nur nachhaltig, sondern auch wesentlich effektiver, als beispielsweise Photovoltaik und sie bringt uns eine Menge Geld nach Lautertal“, betonte Wicklein.

„Wir müssen aufhören, rumzueiern und offen Flagge zeigen, den Bürgern bekunden, wo wir stehen“, mahnte 2. Bürgermeister Martin Rebhan. Es gäbe zu den Windrädern keine Alternative und die Firma brauche eine gewisse Grundsicherheit für ihr Vorhaben.

Bürgermeister Kolb erklärte zum Abschluss der Diskussion, dass die Firma Uhl Windkraft Projektierung sehr kooperativ sei und Wert auf Akzeptanz unter der Bevölkerung sowie entsprechende Transparenz lege.

Eine Stellungnahme wurde im Beteiligungsverfahren zur Änderung des Regionalplanes Oberfranken-West bezüglich Neuausweisung eines Vorrangebietes für Windkraftanlagen bei Fornbach bei sechs Gegenstimmen abgegeben. Darin heißt es: „Die geplanten Windkraftanlagen sind zum einen von Lautertal aus sichtbar und werden das Landschaftsbild prägen.“ Zum anderen sei davon auszugehen, dass die dadurch verursachten Emissionen wie Lärm und Schattenwurf sich auf die Ortsteile Tiefenlauter und Neukirchen und deren mögliche zukünftige bauliche Weiterentwicklung auswirken werden. Bei der Planung müsse darauf geachtet werden, alle vorgegebenen gesetzlichen Grenzwerte verlässlich einzuhalten. Zu bebauten Ortsteilen soll ein Abstand der Anlagen von über 1000 Metern festgelegt werden. Rechtzeitig, regelmäßig und umfassend seien der Gemeinderat und die Bürger von Neukirchen und Tiefenlauter über die Entwicklungen zu informieren.