Trotz Krise: Rekord bei der Beschäftigung in Coburg

Die Zahl der Arbeitslosen ist deutlich gesunken. Foto: Andreas Heckel/Andreas Heckel gubua.de

Die Arbeitslosenquote sinkt, mehr Menschen als je zuvor haben einen Job. Schwierig bleibt die Suche nach Azubis.

 
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Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat im Bezirk der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg im Juni 2022 mit rund 247 600 Männern und Frauen trotz der andauernden Krise einen neuen historischen Höchststand seit Gründung der Bundesrepublik erreicht. Im Vorjahresvergleich legte die Zahl der Beschäftigten um 839 Personen oder 0,3 Prozent zu. Sie ist mittlerweile sogar um 2465 Personen höher als im Juni 2019, dem Jahr vor der Corona-Krise. Seit dem Ende der Weltwirtschaftskrise in 2010 beläuft sich das Beschäftigtenwachstum auf 37 309 neu geschaffene Arbeitsplätze.

„Der demografische Wandel macht sich von Jahr zu Jahr stärker bemerkbar“, so Stefan Trebes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg. Gut jeder vierte Beschäftigte ist mindestens 55 Jahre alt und scheidet voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren aus dem Erwerbsleben aus. Nur jeder Zehnte ist jünger als 25. Wegen des Kriegs in der Ukraine kamen im vergangenen Jahr viele Geflüchtete von dort in den Agenturbezirk Bamberg-Coburg. Aufgrund ihrer oft guten Qualifikation fanden 330 von ihnen bereits bis zum Stichtag Ende Juni eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.

Nach Branchen gab es 2022, absolut betrachtet, die stärkste Zunahme im Bereich Verkehr und Lager sowie bei Immobilien und freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Das Gastgewerbe erholte sich nach zwei Jahren Pandemie wieder schrittweise mit den Lockerungen der Corona-bedingten Einschränkungen. Die öffentliche Verwaltung, Verteidigung, externe Organisationen sowie Erziehung und Unterricht verbuchten einen Beschäftigungszuwachs insbesondere zur Bewältigung der aktuellen Flüchtlingswelle, die vergleichbar mit den Ausmaßen von 2015 ist. Am ungünstigsten war dagegen die Beschäftigungsentwicklung im verarbeitenden Gewerbe. Dort belief sich der Personalabbau binnen Jahresfrist auf 1535 Beschäftigte. Die größten Arbeitsplatzverluste gab es in Metall- und Elektroindustrie sowie Stahlindustrie und Konsumgüterherstellung. Der Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Fahrzeugen nahm um 881 Beschäftigte ab. Den prozentual stärksten Rückgang um 10,1 Prozent verzeichnete der Bereich der Zeitarbeit.

Mit durchschnittlich 11 081 arbeitslos gemeldeten Männern und Frauen hat sich die Arbeitslosigkeit 2022 gegenüber dem Vorjahr um 8,1 Prozent beziehungsweise 972 Personen verringert – obwohl seit Juni die Flüchtlinge aus der Ukraine von den Jobcentern betreut und daher in der Statistik miterfasst wurden. Weil die wirtschaftlichen Einschränkungen im Zuge von Corona ab Ende April zunehmend gelockert wurden, stellten die Betriebe in den Bereichen Tourismus, Hotel und Gaststätten, Veranstaltungswesen sowie der Einzelhandel wieder kräftig ein.

Die Arbeitslosenquote ist seit dem Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte gesunken und betrug im Jahresdurchschnitt 3,2 Prozent. Vor zwei Jahren, zum Höhepunkt der Corona-Krise, lag sie bei 3,6 Prozent. Die Jugendlichen profitierten überproportional von der höheren Einstellbereitschaft der Betriebe. Bei ihnen sank die Arbeitslosigkeit im Schnitt um 17 Prozent auf 1003 Menschen. Auch bei den über 50-Jährigen gab es einen Rückgang: um 4,7 Prozent auf 4931 Menschen. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie stieg außerdem die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen. Die Bewerberzahlen sind hingegen weiter rückläufig: Auf 100 Jugendliche kamen, statistisch gesehen, 212 gemeldete Lehrstellen.

Mit Blick auf das neue Jahr sieht Stefan Trebes drei große Zukunftsthemen, um den Bedarf an Fachkräften zu decken: Betriebe müssten sich noch stärker bei der Ausbildung engagieren, die Zuwanderung von qualifizierten Personen aus dem Ausland müsse forciert und die eigenen Beschäftigen in den Unternehmen qualifiziert werden.

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