Tschirn Neues Leben für altes Gasthaus

Peter Fiedler

Leerstände sind nie eine Zierde. Erst recht nicht in der Ortsmitte. In Tschirn hat man nun mit der Caritas eine Lösung gefunden. Dort, wo einst eingekehrt wurde, entsteht auch neuer Wohnraum.

 
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Das seit vielen Jahren leer stehenden Gasthaus Frankenwald in der Ortsmitte von Tschirn wird modernisiert und in Wohn- und Gemeinschaftsräume umgebaut. Wie Bürgermeister Peter Klinger fast schon euphorisch betonte, sei dies für die Gemeinde eines der bedeutendsten Projekte der letzten Jahre und Jahrzehnte. Das alte Gasthaus stehe an exponierter Stelle und drohe zu verfallen. Es sei enorm wichtig gewesen, eine Nutzung zu finden und das Haus wieder mit Leben zu füllen.

In dieser Woche startete dann auch das Projekt für alle Bürger sichtbar mit dem Abriss des Saales und der Scheune. Tatsächlich habe man sich aber seit knapp zwei Jahren mit den Planungen beschäftigt, so der Bürgermeister. Seinen Dank richtete er dabei an Architekt Kersten Schöttner. Heutzutage sei es wichtig, kleine und bezahlbare Wohnungen zu schaffen. So entstehen in dem Gebäude vier Appartements, für die alle bereits Anfragen vorliegen. Das Projekt werde ein finanzielles Volumen von rund zwei Millionen Euro haben. Dies könne die Gemeinde natürlich nicht alleine stemmen. Er sei deshalb dankbar für die vom Amt für Ländliche Entwicklung im Bamberg signalisierte Förderung von mehr als 1,4 Millionen Euro im Rahmen der Förderoffensive Nordostbayern, sowie für die Wohnbauförderung durch die Regierung von Oberfranken. Er freue sich zudem, dass sich die Caritas bereit erklärt habe, den Weg mit der Gemeinde zu gehen.

„In der Heimat wohnen“

Caritas-Geschäftsführerin Cornelia Thron erinnerte sich an die Initialzündung zum Projekt. Die Gemeinde sei auf die Caritas zugegangen mit der Bitte, das Projekt gemeinsam zu realisieren. Sie habe dann die Idee entwickelt, einen weiteren „In der Heimat wohnen“- Stützpunkt aufzubauen. Kurz vor Pandemiebeginn sei man zum Amt für Ländliche Entwicklung nach Bamberg gefahren und auf offene Ohren gestoßen. „Tschirn liegt der Caritas sehr am Herzen“, betonte Thron. Mit „In der Heimat Wohnen“ verbinde die Caritas die Themen Wohnen, Soziales und Gesundheit. Es werden im Rahmen eines seniorenpolitischen Gesamtprojekts im Erdgeschoss unter anderem ein Gemeinschaftsraum und ein Quartiersbüro entstehen, das sich um Senioren kümmere. Man könne sich mit den verschiedensten Anliegen und Anträgen an das Büro wenden.

Zudem werde es einen Stützpunkt der Sozialstation Steinwiesen geben, wodurch die ambulante Pflege noch präsenter sein werde. Sie freue sich auf die Verwirklichung dieses wunderbaren Projekts, ein offenes Haus für die Bürgerinnen und Bürger. Noch einmal unterstrich sie die Notwendigkeit von barrierefreiem und sozial gefördertem Wohnungsraum im Landkreis.

Neues Schmuckstück

Architekt Kersten Schöttner erläuterte, dass der große Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss sowohl von den Bewohnern als auch den Bürgern genutzt werden könne. Die neue Erschließung des Hauses erfolge über den Bereich des nun abgerissenen Saales. Zudem werden Stützmauer und Treppe abgerissen, damit Stellplätze entstehen können. Die Barrierefreiheit werde durch einen Bau mit Plattformlift erreicht, ähnlich dem bestehenden Lift im „In der Heimat wohnen“-Projekt in Teuschnitz. Der Lift verbinde drei Ebenen. Im Obergeschoss entstehen zwei größere Wohnungen und im Dachgeschoss zwei kleinere Wohnungen, jeweils gemäß den Fördervorgaben. Zudem sei zur Straße hin eine Terrasse angedacht und im hinteren Bereich des Anwesens eine weitere Terrasse und Grünanlagen. Durch die Baumaßnahme soll die ursprüngliche Kubatur des Gebäudes wieder in den Vordergrund treten; diese war durch die Anbauten nicht mehr klar zu erkennen. Bei den Fenstern und der Dacheindeckung werde auf historische Authentizität des in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts erbauten Hauses wert gelegt. Die Fertigstellung des Baus ist für Ende 2023 anvisiert. Für Gemeinderat Klaus Daum war klar: „Aus dem Schandfleck wird ein Schmuckstück“.

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