TSV Bad Königshofen unterliegt Timo Boll & Co. eine Nummer zu groß

Rudi Dümpert
Maxim Grebnev (links) lieferte gegen Superstar Timo Boll eine gute Leistung ab, unterlag aber wie erwartet mit 0:3. Foto: imago images/Revierfoto

Der TSV Bad Königshofen kassiert in Düsseldorf beim Rekordmeister die erwartet klare 0:3-Niederlage. Der Ukraine-Krieg spielt bei den Unterfranken in den Gedanken mit.

 
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Düsseldorf/Bad Königshofen - Mehrere Entscheidungen an beiden Enden der Tabelle hat der 19. Spieltag der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) gebracht. Während der TTC Zugbrücke Grenzau am Dienstag den Klassenerhalt schaffte und auch in der kommenden Saison im Oberhaus spielen wird, hat der TTC OE Bad Homburg keine Chance mehr auf das rettende Ufer. In der Spitzengruppe ist Borussia Düsseldorf nach dem 3:0-Erfolg gegen den TSV Bad Königshofen nun auch rechnerisch nicht mehr von Platz eins zu verdrängen. Für Bad Königshofen war es die zweite Niederlage aus den vergangenen sechs Partien, in deren Folge die Unterfranken mit 18:22 Punkten wieder hinter den TTC Neu-Ulm (18:22) auf Platz acht zurückgerutscht sind.

Borussia Düsseldorf – TSV Bad Königshofen 3:0. Direkt vor dem Spiel bekamen auch die 30 Königshofener unter den etwa 100 Zuschauern eine bislang völlig unbekannte, dramatische Entwicklung mit. Im Zentrum des Deutschen Tischtennisbundes Düsseldorf drang das Gerücht durch, dass infolge des Ukraine-Krieges der Ausschluss der russischen Sportler aus dem Spielbetrieb der TTBL unmittelbar bevorstehe. „Der Bub kann doch nichts dafür“, plädierte Teammanager Andreas „Andy“ Albert dennoch für eine Aufstellung des Russen in TSV-Diensten, Maksim Grebnev, der nach Saison-Ende am 13. April den Klub Richtung Neu-Ulm verlassen wird. „Wir haben uns dafür entschieden, dass Maxi und nicht Filip Zeljko spielt, noch dazu gegen Timo Boll. Wahrscheinlich ist es sein Abschiedsspiel“, was eine ganz neue Komponente seines Auftritts sein sollte. „Er hat es sich verdient“, betonte Albert.

Die Gedanken an den Ukraine-Konflikt schwangen auch noch bei anderen mit, schließlich ist der TSV ist zudem noch Arbeitgeber der Bundes-Freiwilligen-Dienstlerin Ksenia Mukhaeva aus Vladimiur bei Moskau und des Jugendtrainers Olexsii Mesich, der in der Ukraine geboren und aufgewachsen und mit seiner Familie nach Minsk in Weißrussland ausgewandert ist. Alberts Beobachtung nach fühlen sich die beiden und Grebnev „in bestem Einvernehmen als Mitglieder der TSV-Familie.“

Überzeugender erster Satz

Unabhängig davon stieg Grebnev in das Spiel gegen Timo Boll mit einem total überzeugenden ersten Satz ein. Über 8:3 und 9:5 war er auf 10:7 davongezogen, ehe der deutsche Vorzeigespieler zeigte, warum er seit einer gefühlten Ewigkeit zur Weltspitze zählt.

Boll, der am 8. März 41 Jahre alt wird, zeigte nun seine extrem hohe Grundsicherheit und sein fantastisches linkes Händchen war da, als es gebraucht wurde. Der Düsseldorfer holte sich die nächsten fünf Bälle zum 12:10. In den beiden folgenden Sätzen zeigte er dann dem genau halb so alten Grebnev, wo der Bartel den Most holt, zog jeweils eingangs auf 6:1 bzw. 7:1 davon und hielt die Vorsprünge bis ins Ziel.

Kopf-an-Kopf-Duell

Es folgte ein Kopf-an-Kopf-Duell zweier Ergebnis-statistisch voneinander entfernter, aber dennoch gleich starker Spieler: Der Schwede Anton Källberg (Bilanz 23:2) gegen Kilian Ort (11:9). Im ersten Satz führte Ort erstmals bei 6:5 und baute seinen Vorsprung auf 11:6 aus. Den zweiten verlor er 7:11, im dritten holte er von 7:9 auf 9:9 auf und nahm sich nicht nur eine Auszeit, sondern damit auch selbst den Rhythmus und verlor 9:11. Sein bestes Tischtennis spielte Kilian Ort im vierten Durchgang – 11:4.

Im Schaufenster

Doch er trainiert das ganze Jahr über im Bundesleistungszentrum in Düsseldorf und steht somit quasi im Schaufenster für die Analyse seiner potenziellen Gegner. Was womöglich den fünften Satz des hart umkämpften Matches entschied. Bis 8:8 zog nie einer der beiden Kontrahenten mehr als zwei Punkte weg. Doch dann brachte Källberg seine eigenen Aufschläge durch und nahm Ort den seinen zum 8:11 ab. Es waren wieder einmal ein paar Sekunden zu Ungunsten der Königshofener in den letzten zwei Spielen, wie gegen Fulda nun auch in Düsseldorf.

So auch bei Bastian Steger. Der hatte es mit dem wahrscheinlich inzwischen drittbesten deutschen Tischtennisspieler, Dang Qiu (Bilanz 12:1), zu tun. Der Rekonvaleszent Steger wollte keine Folgen der Corona-Zwangspause als Ausrede geltend machen, doch dem regelmäßigen Beobachter seiner Spielkunst fallen sehr wohl Momente und Details auf, bei denen ihm seine lange Wettkampfpause anzumerken ist. „Und dennoch“, so Andy Albert, „bin ich nicht enttäuscht über ihn, sonder froh, dass es mit ihm aufwärts geht.“

Konzentrationsmängel

Jene Konzentrationsmängel entschieden – vielleicht – schon den ersten Durchgang, als Steger 4:0 und mit zwei Satzbällen 10:8 führte und doch 11:13 unterlag. Im zweiten führte Qiu schnell mit 6:1 und ließ keine Chance ungenutzt, den Oberpfälzer irgendwie in die Defensive zu drängen – 4:11. Der dritte Durchgang verlief bis zum 9:9 wieder auf Augenhöhe. Ein spektakulärer Ballwechsel beendete nach insgesamt nur 80 Minuten dieses eigentlich weniger spektakuläre TTBL-Spiel und brachte die zweite Niederlage in Folge für den TSV und für „Basti“ Steger. Letzteres gab es bisher sehr selten.

Ergebnisse: Timo Boll – Maksim Grebnev 3:0 (12:10/11:6/11:6); Anton Källberg – Kilian Ort 3:2 (6:11/11:7/11:9/4:11/11:8); Dang Qiu – Bastian Steger 3:0 (13:11/11:4/11:9).

Nach einer vierwöchigen Pause tritt der TSV am 1. April in Ochsenhausen an und am 13. April im letzten Saisonspiel zu Hause gegen Mühlhausen an.

Mainz verzichtet

Den perfekten Dienstag hat der TTC Zugbrücke Grenzau in der TTBL erlebt. Vor dem Kellerduell gegen den TTC OE Bad Homburg war die Meldung veröffentlicht worden, dass mit dem 1. FSV Mainz 05 nur ein Verein aus der 2. Bundesliga am Lizenzierungsverfahren für die TTBL-Saison 2022/23 teilnimmt und somit auch der elfte Platz zur Teilnahme am Spielbetrieb in der kommenden Spielzeit berechtigt. Am Abend dann sicherte das Team aus dem Westerwald diesen mit dem 3:1 gegen die Hessen ab. Vorerst kletterte Grenzau (12:28 Punkte) auf Rang zehn und liegt nun vor Grünwettersbach (10:28). Während Grenzau und Grünwettersbach den Klassenerhalt sicher haben, hat Bad Homburg (4:36) keine Chance mehr, den letzten Tabellenplatz noch zu verlassen

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