TV 1848 Coburg Über 200 neue Mitglieder

Das Kinderturnen steht nach dem Lockdown bei jungen Familien hoch im Kurs. Doch ohne die ehrenamtlichen Helfer Foto: /Frank Wunderatsch

Die Lust auf Bewegung ist bei Kindern und Jugendlichen so groß wie lange nicht mehr.

 
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Coburg - Auf Vereinssport können Kinder und Jugendliche kaum verzichten. Daher waren all die Lockdowns für sie besonders schwer. Der Bewegungsdrang ist momentan so groß wie selten, denn sportliche Aktivitäten stehen trotz Corona-Auflagen wieder hoch im Kurs. So verzeichnet der TV 1848 Coburg einen Zuwachs von mehr als 200 Mitgliedern. „Schon im vergangenen Jahr haben wir kaum Mitglieder durch Corona verloren. Aktuell haben wir insgesamt 1708 Mitglieder. Der Zuwachs beschränkt sich dabei nicht auf eine einzelne Sportart, sondern zieht sich quer durch unsere Angebote“, erklärt die Vorsitzende Astrid Hess auf Anfrage der Neuen Presse.

„Die Mitgliedersteigerung ist erstaunlich. Kurioserweise gibt es gerade im Kinderbereich einen starken Zuwachs“, freut sich Jürgen Rückert, Coburger Keisvorsitzender des Bayerischen Landessportverbands (BLSV). „Körperertüchtigung bedeutet für Kinder ein Stück Normalität. Wir konnten beobachten, wie fröhlich die Kinder in die Hallen gelaufen sind. Dabei spielt die Sportart häufig keine Rolle. Egal was, Hauptsache Bewegung“, erklärt Rückert.

„Wir erleben, dass aktive Mitglieder ihrem Verein auch in der Corona-Pandemie treu geblieben sind und sich nicht einfach abgemeldet haben. Unsere erste Bestandsaufnahme Anfang Januar hat ergeben, dass Sportvereine in ganz Bayern trotz Corona nur einen Rückgang von etwa 5,8 Prozent verzeichnen.“ Dieser Umstand müsse nicht zwangsläufig etwas mit dem Virus zu tun haben, da es im Laufe eines Jahres eben immer Ab- und Neuanmeldungen gäbe. Die Mitgliederzahl konnte laut Rückert in den letzten 20 Jahren immer kompensiert werden.

Doch woher kommt der überraschende Ansturm auf die Coburger Sportvereine? „Das ist eine gute Frage“, sagt Wolfgang Gieck von der Leichtathletikabteilung des TV 1848. „Wir haben den Leuten einfach immer ein Programm geboten und so die Lust auf Bewegung geweckt. Auch im Lockdown.“ Besonders den ehrenamtlichen Helfern sei es heuer zu verdanken, den großen Bewegungsdrang der Vestestädter stillen zu können. „Wir hatten große Befürchtungen, dass unsere ehrenamtlichen Betreuer nach dem Lockdown nicht zurückkommen und wir so weniger sportliche Angebote machen können. Aber diese Sorge hat sich zum Glück nicht bestätigt. Es stehen genügend Trainer für die Betreuung zur Verfügung“, so Hess.

Um die steigenden Mitgliederzahlen zu ermöglichen, war in den vergangenen Monaten viel Engagement gefragt. Da durch Corona Bewegung in der Halle nicht mehr möglich war, organisierte der Sportverein verschiedene Aktionen im Außenbereich, wie beispielsweise die Aktion „Coburg hüpft“. Diese Events waren laut Hess ein riesiger Erfolg und haben Kindern wieder Lust auf Training gemacht. „Wir wollten den Kleinsten in dieser schwierigen Zeit einfach eine Abwechslung bieten und sie für sportliche Ertüchtigung begeistern. Es ist nicht gut für ihre Entwicklung, wenn sie nur zu Hause auf dem Sofa sitzen“, so Hess.

Um Vereine in der Corona-Krise zu unterstützen, hat der Freistaat Bayern im vergangenen Jahr ein Gutscheinprogramm zur Förderung der Vereinsmitgliedschaft von Grundschulkindern ins Leben gerufen. Zur großen Freude von Jürgen Rückert lässt sich der Ansturm auf die Sportanlagen aber nicht nur mit den Gutscheinen begründen. „Sie waren bestimmt ein Hilfe, haben im Freistaat aber nur einen Anteil von etwa 30 Prozent der Neuanmeldungen ausgemacht. “

Auch die Handlungsempfehlungen des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) schrecken neue Mitglieder bislang nicht ab. Für Aktivitäten innerhalb der Halle gilt die 2G- plus-Regelung. „Das ist bei uns aber eigentlich kein Thema. Viele haben inzwischen ja ohnehin eine Booster-impfung“, sagt Astrid Hess. Allerdings bedeuten die Handlungsempfehlungen auch deutlich mehr Aufwand. „Die Kinder werden beispielsweise an der Hallentür abgeholt und in Empfang genommen. Natürlich bedeutet das einen Mehraufwand, aber nur so kann der Sportbetrieb ermöglicht werden.“

Besonders gefragt bei den neuen Mitgliedern ist auch das Kinderturnen. „Manche Eltern wollen ihre Kleinkinder nicht in die Nähe von Sportgeräten lassen“, erklärt die Vorsitzende. „Dabei hat Kinderturnen nichts mit Geräten zu tun. Es orientiert sich an den motorischen Hauptbeanspruchungsformen Koordination, Beweglichkeit, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer. Kinderturnen fördert die Entwicklung“, betont Hess.

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