Überraschung in Coburg: Im Landestheater geht es weiter

In diesem Sommer sollte die Betriebserlaubnis für das Landestheater endgültig erlöschen. Das Ensemble wäre dann ohne eine vernünftige Spielmöglichkeit gewesen, weil sich die Fertigstellung des Globe um ein Jahr verzögert. Jetzt darf im großen Haus am Schlossplatz doch weitergespielt werden. Foto: Henning Rosenbusch/NP-Archiv

Eigentlich sollte das Haus am Schlossplatz heuer endgültig geschlossen werden. Doch jetzt ist die Betriebserlaubnis verlängert worden.

 
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Als Oberbürgermeister Dominik Sauerteig beim Empfang der Stadt Coburg am Samstagvormittag in der Alten Kühlhalle des Schlachthofs die Nachricht bekannt gibt, brandet Beifall auf, und es schallen vereinzelt Jubelrufe durch den Saal: „Ich freue mich, dass ich heute verkünden kann: Wir konnten trotz großer Hindernisse dank der Engelszunge von Bauamtsleiter Peter Cosack eine weitere Spielzeit im Landestheater sichern.“ Es sei gelungen, eine Verlängerung der Betriebserlaubnis um ein Jahr zu erreichen. Somit könnten die Künstlerinnen und Künstler eine weitere Saison im historischen Haus am Schlossplatz spielen. Und zwar so lange, bis das Globe am ehemaligen Güterbahnhofgelände fertig ausgebaut sein wird, sagte der Oberbürgermeister.

Gefahr gebannt

Eigentlich sollte die Betriebserlaubnis für das Landestheater am Schlossplatz in diesem Sommer endgültig auslaufen. Nach mehrfachen Verlängerungen wollten Sachverständige das historische Haus erst dann wieder bespielen lassen, wenn bei der seit Jahren geplanten Generalsanierung die gravierenden Bau- und Sicherheitsmängel behoben sind. Das brachte Intendanz, Geschäftsführung, Ensemble, Mitarbeiter und Publikum in eine Situation, die schier zum Verzweifeln war. Nachdem sich die Fertigstellung der Ausweichspielstätte „Globe“ am ehemaligen Güterbahnhof um mindestens ein Jahr verzögert, wäre das Theater ohne Spielstätte gewesen. Das hätte nicht nur Einnahmeverluste bedeutet, sondern das Dreisparten-Haus, das schon unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie massiv zu leiden hatte, noch stärker aus dem Bewusstsein der breiten Bevölkerung gebracht. Deshalb wurde gerade in den vergangenen Wochen die Frage der Existenzberechtigung eines Landestheaters dieses Zuschnitts in einer kleinen Stadt wie Coburg laut, zumal für das Globe auch andere Verwendungsmöglichkeiten in der Diskussion sind, beispielsweise als Ersatz für das ebenfalls in die Jahre gekommene Kongresshaus am Rosengarten.

Diese Gefahr ist mit der Verlängerung der Spielgenehmigung am Schlossplatz gebannt. Oberbürgermeister Dominik Sauerteig sagte mit Blick auf kaufmännischen Direktor Fritz Frömming und den für den Stadtempfang entschuldigten Intendanten Bernhard Loges, die Entscheidung „erleichtert sehr vieles“.

Pünktlich zum Start der Spielsaison 2023/24 werde das Landestheater dann „grandios“ im neuen Haus am ehemaligen Güterbahnhofgelände durchstarten. Der OB klopfte dabei demonstrativ auf das Holz seines Rednerpultes. Er verspreche: „Das Globe und die Aufführungen darin werden alle beeindrucken. Die Menschen werden auch aus der Ferne kommen, um das Globe und die Darbietungen darin zu sehen.“ Schon jetzt verzeichne Coburg von Fachleuten aus nah und fern einen regelrechten Baustellentourismus. Alle seien „begeistert von der Innovation und Kreativität, die im Globe steckt“, so Sauerteig.

Dank an Globe GmbH

Erneut dankte er den Gesellschaftern der Globe GmbH, Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser (Kaeser-Kompressoren), Michael Stoschek (Brose) und Klaus Jürgen Heitmann (HUK), Architekt Karl-Heinz Glodschei (Weitramsdorf), dem Architekturbüro Eichhorn (Coburg), dem städtischen Baureferat „und allen an Planung und Bau Beteiligten herzlich für Kreativität, aber auch Blut, Schweiß und Tränen, die sie investiert haben“.

Auch wenn das Globe-Theater alles überstrahlen werde, wollte Dominik Sauerteig auf die drei Nebengebäude hinweisen. Zwei davon werden Theaterverwaltung und -kulissen aufnehmen, eines werde zum „wissenschaftlichen Kristallisationspunkt werden“. Hier sollen Unternehmer im Umfeld der Kulturwirtschaft in Weiterentwicklung der Designwerkstatt gefördert werden. Zudem werde die Stadt Coburg hier Startups vom Schlachthof Entwicklungsperspektiven bieten „und der unternehmerischen Nachfrage gerecht werden“. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt werde in dem neuen Gebäude kreative junge Unternehmen, etablierte Firmen, Designer und Freiberufler zusammenführen.

Schmuckstück Pakethalle

Einen Steinwurf vom Globe-Gebäudekomplex entfernt wird gegenwärtig die alte Güterumschlagshalle saniert, die im Volksmund „Pakethalle“ heißt. Hier werde die Stadt Kunst und Kultur „oder auch schlicht dem Feiern einen kreativen Raum geben“. Dabei werde die Pakethalle weitmöglichst im alten Zustand zu belassen. Um sie dauerhaft nutzbar zu machen, habe die Stadt „einiges an Geld“ investieren müssen. Brandschutz, Hygiene- und viele weitere Gesetze hätten der Stadt den Rahmen vorgegeben. „Aber das Ergebnis wird sich sehen lassen, wenn wir die Pakethalle Ende dieses Jahres ihrer Bestimmung übergeben werden. Wir werden eine echt coole Veranstaltungslocation haben, die weit und breit ihresgleichen sucht“, versprach Oberbürgermeister Sauerteig.

„Gute Nachricht“

Kaufmännischer Direktor Fritz Frömming bezeichnete die Betriebsverlängerung für das Landestheater am Schlossplatz als „gute Nachricht, uns ist ein Stein vom Herzen gefallen“. Dies gelte auch für die weitere Arbeit des Intendanten Bernhard Loges, der Coburg zum Ende der Spielzeit 2022/23 verlassen wird. Am Montag werde die Theaterleitung den Spielplan für die nächste Saison bis zum Einzug ins Globe bekannt geben, kündigte Frömming an. Wir werden darlegen, was wir den Coburgerinnen und Coburgern zeigen können“, so der kaufmännische Direktor.

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