Uli Scherbel in Kronach Merci, Cherie!

Er interpretiert Lieder von Udo Jürgens – und bleibt dabei doch stets der Junge aus Rothenkirchen. Uli Scherbel singt sich mit zwei Konzerten in die Herzen seiner Fans.

 
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Schicker als Söder? Definitiv. Aber dicker als Strauß? Wer Uli Scherbel auf der Bühne erlebt, zuckt bei dieser Liedzeile kurz zusammen. Sportlich wie eh und je, dabei ohne ein Gramm Fett am Körper, fegt der 51-Jährige wie ein Wirbelwind über das Parkett. Doch wie sonst sollte sich der Vers auf „Meine Platten kommen ganz groß raus“ reimen? Denn wie singt er so schön nach Rio Reiser: „Das alles, und noch viel mehr, würde ich machen, wenn ich König von Deutschland wär.“ Ach, wäre er es doch! Die ihm am Samstag im Kreiskulturraum frenetisch zujubelnden Kronacherinnen und Kronacher, sie hätten mit der Ausrufung der Scherbel-Monarchie so gar kein Problem.

Ja, er ist tatsächlich gekommen. Der Lokalmatador. Der Musicalstar. Der Junge aus Rothenkirchen, der einst auszog, die größten Bühnen Deutschlands zu erobern. Als singender Schauspieler kehrt er für zwei Auftritte mit der Pavel Sandorf Bigband zurück. Die hätten eigentlich schon 2020 stattfinden sollen. Statt Uli Scherbel trat jedoch bekanntermaßen eine Pandemie auf – und ließ längere Zeit gar keinen Raum für Konzerte. „Eigentlich habe ich schon nicht mehr daran geglaubt“, gesteht Scherbel, als er sein Auditorium begrüßt. Nach zahlreichen Verschiebungen hätte er beinahe hingeschmissen und Organisatorin Kerstin Löw gebeten, „abzusagen und den Leuten ihr Geld wiederzugeben“. Doch dann klappte es doch. Dafür ist Uli Scherbel dankbar: „Auf meine Kronicher ist halt Verlass.“

3G a la Uli Scherbel

Statt Corona-Frust verordnet Dr. Scherbel seinen Patienten sein ganz eigenes 3G-Programm: Gesungen, getanzt und gelacht werden soll in seiner Sprechstunde. Am Ende werden all diese Therapieziele fulminant erreicht. Erst nach gefühlten 100 Zugaben schließt sich der Vorhang im Kreiskulturraum wieder.

Auch für Uli Scherbel hat der Auftritt etwas Therapeutisches. Der Kontakt mit anderen Menschen ist ihm so wichtig wie Essen und Trinken. Und man merkt ihm an, dass die Pandemie auch an ihm nicht spurlos vorbei gegangen ist. Umso mehr genießt er das Miteinander mit seinen Fans im Saal, erzählt persönliche Geschichten rund um die ausgewählten Lieder – und beweist zwischendurch sogar, dass er den fränkischen Dialekt noch immer beherrscht.

Da ist zum Beispiel die Geschichte über seinen mittlerweile verstorbenen Vater. Als dieser seinen Sohn Uli erstmals als „Joseph“ am Theater in Essen erlebt hatte, „kam er zu mir und sagte: Basst scho“. Ein größeres Kompliment kann der Franke bekanntermaßen nicht aussprechen. Scherbel revanchiert sich, indem er zu Ehren seines Vaters ein Lied aus dem Musical von Andrew Lloyd Webber vorträgt. Und natürlich auch für seine Mutter. Die, so erzählt Scherbel, hat ihn weit häufiger bei seinen Auftritten in der Republik besucht als der Papa. An den „Joseph“ jedoch hatte Mama Scherbel stets am liebsten zurück gedacht.

Duett mit Alexandra Förtsch

Auch an einen seiner künstlerischen Mentoren erinnert Scherbel, was schon der Titel des Konzerts vermuten ließ: „Ich weiß, was ich will.“ Die Nummer von Udo Jürgens aus dem Jahr 1979 singt er mit der gleichen Hingabe, mit der er sich einst in das Team der Bühnenlegende gesungen hat. Über Jahre hinweg war Scherbel danach im Ensemble des Musicals „Ich war noch niemals in New York“ dabei – und durfte in der großen ZDF-Gala zum 80. Geburtstag des Meisters vor einem Millionenpublikum „Das ehrenwerte Haus“ vortragen.

Auch in Kronach erklingt der Klassiker an diesem Samstag. Genauso wie „Griechischer Wein“, genauso wie „Mit 66 Jahren“, genauso wie „Immer wieder geht die Sonne auf“. Für Letzteres holt sich Scherbel Alexandra Förtsch als Duettpartnerin auf die Bühne. Die Sängerin, die in Kronach zusammen mit Ute Fischer-Petersohn das bekannte Duo „Flair“ bildet, harmoniert so gut mit dem Sänger, dass die beiden noch eine Zugabe geben müssen.

Die gibt es am Ende natürlich auch von Uli Scherbel und der Bigband. Noch einmal packen die Musiker Udo Jürgens aus. „Ein Narr sagt Dankeschön“ singt der Junge aus Rothenkirchen – und lässt dabei kaum ein Auge trocken. Er mag vielleicht nie der König von Deutschland werden. In diesem Moment aber ist er der König von Kronach.

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