Als frauenverachtend gilt vielen das Video zum Song "Hallihallo", das vom tiefen Dekollete einer hübschen Frau zu einem prallen Kuheuter überblendet wird - welches Gabalier versonnen melkt. Und 2015 wurde er bei dem österreichischen Musikpreis Amadeus-Awards ausgebuht, als er sagte: "Man hat es nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf Weiberl steht." Viele sahen darin eine Äußerung gegen gleichgeschlechtliche Liebe.
Österreichs Vizekanzler Hans Christian Strache sprang dem Musiker damals via Facebook bei: "Respekt! Andreas Gabalier lässt sich vom linken Mainstream nicht beeindrucken." Zum Karl-Valentin-Orden postete der Chef der als rechtspopulistisch geltenden FPÖ: "Allmählich zweifelt man am Verstand, aber nicht an dem von Herrn Gabalier. Das ist schon pathologischer Hass gegenüber andersdenkenden Kunstschaffenden."
Die Medien hätten aus einer Fliege einen Elefanten gemacht, schimpft Gabalier. Er lasse politische Diskussionen und Anschuldigungen dieser Art "bewusst links liegen". Die Vorwürfe seien haltlos, er distanziere sich davon. "Wenn alle Leute so tolerant wären wie ich, ich glaube, dann hätten wir auf dieser Welt überhaupt keine Sorgen."
Die Kritik lässt Gabalier nicht völlig kalt, das ist ihm beim Ball der Narrhalla anzumerken. Aber: "Mein Hirschleder ist dick, die Lederhosn hält das aus", scherzt er und verweist auf die Tracht, die er wie so oft zur Smoking-Jacke trägt.
Alt-Rock'n'Roller Peter Kraus (79) spricht ihm als Laudator der Ordensverleihung Mut zu. Nicht Kritik und Presse, sondern "deine Fans, die dir jahrelang die Treue halten, sind der wahre Maßstab für dein Können, deine Beliebtheit."
Geschadet hat der Wirbel der vergangenen Tage nicht, ist Gabalier sicher. Quer durch alle Medien war vom Skandal um ihn die Rede. Das lässt die Klasse klingeln, so Gabalier: "Die Stadien werden noch voller werden."
Bei allen Debatten um Rechtspopulismus und Frauenfeindlichkeit rückt indes in den Hintergrund, was Kern des Wirbels war: Dass einer den Karl-Valentin-Orden bekommt, der nach Ansicht der Kritiker nichts mit dem Volkssänger (1882-1948) zu tun hat.
Was verbindet Gabalier mit diesem umständlichen, ewig pessimistischen Komiker, dessen Humor oft voll herzergreifender Tragik ist? Die Antwort ist schwer zu bekommen. Gabalier sagt: "Die Fröhlichkeit, den Humor und diesen unermüdlichen Antrieb, eigentlich immer positiven Herzens voranzuschreiten."
Vor allem sieht der Musiker den Orden als Belohnung für seine Erfolge als Sänger, "für Leistung, für viel Einsatz, für harte Arbeit, aber auch für viel Lebensfreude". Selbstbewusst berichtet er vom Segen, den seine Konzerte bringen. Millionen Fans, die anreisen und sich in Schale werfen. "Man ist mittlerweile Wirtschaftsfaktor für viele Städte, in denen wir spielen. Das stärkt den Tourismus, das hat die ganze Trachtenindustrie angekurbelt."
Unter den 49 Ordensträgern sind Senta Berger oder Hape Kerkeling. Streit gab es öfter, etwa als Schlagersänger Heino geehrt wurde. Die Hüter von Valentins kulturellem Erbe fordern deshalb, die Narrhalla müsse dem Volkssänger bei der Auswahl der Ordensträger mehr Respekt erweisen - oder den Orden am liebsten gleich umbenennen.