Umweltausschuss besichtigt Bürogebäude Mit gutem Beispiel voran

Günther Geiling
Die Mitglieder des Umwelt- und Werkausschusses bei der Besichtigung des zukunftsweisenden Bürogebäudes von BaurConsult mit den Fotovoltaik-Außenfassaden. Foto: /Günther Geiling

Der Umwelt- und Werkausschuss des Landkreises hat das Bürogebäude von BaurConsult besichtigt. Dies gilt als Vorzeigeprojekt im Hinblick auf die weitgehende Klima- und CO2-Neutralität.

 
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Im Mittelpunkt der Sitzung des „Umwelt- und Werkausschusses“ des Landkreises Haßberge standen in dieser Woche Themen des Umwelt- und Klimaschutzes. Der Einstieg erfolgte dabei mit der Besichtigung und Führung durch das neue Bürogebäude von BaurConsult, das Landrat Wilhelm Schneider als „sehr innovativ und nachhaltig“ und damit als ein „Vorzeigeprojekt für die Stadt und den Landkreis“ bezeichnete. „Sie sind damit ihrer Zeit voraus und dazu gehören Mut und Erfahrung mit der Technik.“

Geschäftsführer Peter Kuhn und einige Mitarbeiter gaben bei der Führung einen Einblick in das moderne Bürogebäude, bei dem es sich um ein weitgehend klima- und CO2-neutrales Gebäude handelt und das einen Quantensprung in Sachen Nachhaltigkeit darstellt. Das Büro lässt sich sehr energieeffizient heizen und kühlen. Dabei arbeitet es mit einer Kombination aus Wärmepumpe, Eisspeicher und selbst erzeugtem Strom aus zwei Fotovoltaikanlagen an der Fassade und auf dem Dach.

Das Besondere ist der Eisspeicher, der 172 000 Liter Wasser enthält. Er sorgt im Winter für die Wärmeenergieerzeugung und dient im Sommer zum Kühlen sowie als Energiepuffer. Man brauche hier niedrige Vorlauftemperaturen von 35 Grad. Ziel sei es gewesen, weg von fossilen Brennstoffen zu kommen und unabhängig zu werden. Dabei gestanden die Fachleute ein, dass die Technik hoch kompliziert, aber beherrschbar sei. So halte man auch Ladestationen vor, die aber sehr viel Strom zögen. „4 E-Autos ziehen hier mehr Strom als unser ganzes Gebäude benötigt“.

Peter Kuhn ging auf das Unternehmen ein, das insgesamt 300 Mitarbeiter beschäftigt. Davon seien 200 am Standort in Haßfurt. Die Mitarbeiter habe man auch schon bei der Planung einbezogen und in sieben Teams durchgespielt, wie sie sich heute ihr Büro vorstellten. „Uns ist nämlich die Akzeptanz der Mitarbeiter ganz wichtig, wir wollen gute Leute halten und junge akquirieren.“ Unter dem Motto „Welcome Home, Welcome To Work“ sei das auch „eine Gegenbewegung zum Homeoffice und ein Aushängeschild, was wir leisten können“.

Im Sitzungssaal des Landratsamtes schritten die Mitglieder des Umwelt- und Werkausschusses dann zur Theorie und Praxis des Umwelt- und Klimaschutzes im Landkreis in den verschiedenen Arbeitsbereichen. Martin Förster streifte hier den Naturschutz, wo man Genehmigungs- und Vollzugsbehörde sei und auch den Einsatz von staatlichen Ersatzgeldern steuere. Hier stünden jährlich rund 50 000 Euro zur Verfügung. Aber auch für Kleinstmaßnahmen wie den Kiebitz- oder Wiesenweiheschutz oder Amphibientümpel stünden 15 000 Euro im Plan. Insgesamt stehen für den Vertragsnaturschutz Offenland rund 250 000 Euro und für den Vertragsnaturschutz Wald 800 000 Euro im Jahre 2022 zur Verfügung, was eine stolze Summe sei bei insgesamt zehn Millionen Euro für ganz Bayern.

Auch in der Landschaftspflege sei man mit 180 Hektar Fläche auf 500 Teilflächen und dem Einsatz des Maschinenrings. Hier komme es zu Gesamtausgaben von 370 000 Euro, für den Landkreis verbleiben nach einer Förderung von 300 000 Euro noch 70 000 Euro an Eigenanteil zu tragen. „Damit erzielen wir viel Erfolg wie jetzt bei der Sanierung von Weinbergsmauern bei Steinbach oder in der Pflege von Flächen, die sonst für eine Bearbeitung zu steil sind“.

Den Schutz der Amphibienwanderung an 14 Standorten mit rund 5000 Metern Amphibienzaun lasse man sich genauso etwas kosten. Die Ausgaben dafür schlagen mit 24 000 Euro zu Buche und nach einer Förderung mit 16 800 Euro verbleibt ein Eigenanteil von 7200 Euro, wobei man die Unterstützung der vielen Helfer nicht vergessen dürfe.

Mathias Ullrich von der Verkehrsbehörde ging dann auf das Verkehrsrecht und insbesondere auf Geschwindigkeitsbeschränkungen innerorts und außerorts ein. Bei einer Geschwindigkeitsbeschränkung müsse immer eine Gefahrenlage bestehen, die in der Regel mit dem Verkehrsunfallgeschehen nachgewiesen werde. Es gebe eben Regelgeschwindigkeiten mit 100 km/h außerorts und 50 km/h innerorts und alle anderen Beschränkungen bedürften einer besonderen Begründung, wobei es innerorts etwas leichter sei und vor allem vor Schulen, Kindergärten, Seniorenheimen und in Siedlungen eine Reduzierung auf 30 km/h kein Problem sei. In reinen Wohngebieten sei dies auch leicht umzusetzen.

Geschäftsleiter Marcus Fröhlich ging dann auf die Energieerzeugung und Stromversorgung ein und betonte, „dass der Landkreis nur für den Eigenverbrauch seiner Liegenschaften produzieren darf. Wenn wir auf weitere Dachflächen schauen, dann sind uns einfach kommunalrechtliche Fesseln angelegt. Deswegen wäre es gut, wenn auch die Mobilität hier mitgerechnet werden könnte.“

Am Windpark in Sailershausen sei man mit sieben Prozent beteiligt. 2019 habe man hier eine Stromerzeugung von 55 885 595 kWh gehabt mit einem Anteil für den Landkreis von 4 303 191 kWh, während der Ist-Verbrauch des Landkreises mit 4 381 087 kWh aufschlage. Dieser verteile sich auf die Liegenschaften/Schulen des Landkreises mit 1 357 044 kWh, Schulzentrum Haßfurt 731 561 kWh, Haßberg-Kliniken und MVZ 2 092 466 kWh und Abfallwirtschaft mit 199 116 kWh.

Seit 2012 habe man die Dienstwagenflotte durch Elektrofahrzeuge ergänzt, was trotzdem bei der Taktung des Einsatzes nicht so einfach sei. Es gelte im Amt auch die sinnvolle Nutzung des ÖPNV bei Dienst- und Fortbildungsreisen und Online-Konferenzen würden weiterhin als sinnvoll erachtet. Vor allem habe man die Heimarbeitsmodelle erhöht, weil sie den Pendlerverkehr verringerten und die Auslastung der Büros steigerten. Außerdem gebe es das Job-Rad-Modell und ein Förderprogramm für die Ladeinfrastruktur in den Kommunen, bei der noch Luft nach oben wäre.

Auch die Abfallvermeidung sei ein besonderes Anliegen und werde durch den Abfallwirtschaftsbetrieb sehr gut geregelt. An den Schulstandorten habe man auch Wasserspender aufgestellt, um die Verwendung von Einwegflaschen zu reduzieren. Ebenso verwende man in den Verwaltung Recycling-Kopierpapier. Über diese hinaus sei man auf dem Weg zum papierlosen Büro mit Online-Service, dem Ausbau des elektronischen Dokumentenmanagementsystems, der Einführung der elektronischen Poststelle sowie der Kommunikation per Mail statt per Post. Auch der Einsatz von Fairtrade-Kaffee und Zucker bei Sitzung soll hier nicht vergessen werden.

Als wichtig erachte man auch die Unterstützung der Bildungsangebote durch das UBIZ und die Energieberatung, die man ab 2022 mit jährlich 172 500 Euro fördere. Die Arbeit der Volkshochschulen werde mit 230 000 Euro unterstützt.

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