Unfall bei Ottowind Nach Crash: Verletzter Fahrer flüchtet

Am Karfreitag knallt ein Auto zwischen Meeder und Ottowind gegen einen Baum und der Fahrer verschwindet nach dem Unfall. Ein Polizeihubschrauber und Mantrailinghunde sind bei der Suche im Einsatz. Bereits Anfang März war die Baumpflanzung entlang der Strecke kritisiert worden.

 
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Die Fahrerseite des grauen Opel, der am Morgen des Karfreitags auf der Kreisstraße CO 4 zwischen Meeder und Ottowind gegen einen Baum prallte, ist zerstört. Die Windschutzscheibe geborsten, Motorhaube und Tür deformiert – so liegt das Fahrzeug auf Höhe der Abzweigung nach Kleinwalbur. Aus Richtung Meeder kommend ist der Opel offensichtlich gegen den mächtigen Baumstamm gekracht und hat dort ebenfalls einigen Schaden hinterlassen. Die Airbags, die beim Aufprall ausgelöst wurden, sind voller Blut. Der Fahrer allerdings ist nicht vor Ort. Als die ersten Rettungskräfte um kurz nach acht Uhr morgens eintrafen, war er – oder sie – verschwunden. Den ganzen Vormittag über durchkämmen Polizisten und Feuerwehrleute die umliegenden Felder und Waldstücke, von denen es in diesem Bereich einige gibt. Auch ein Polizeihubschrauber wird hinzubeordert. Dieser verfügt über eine spezielle Wärmebildkamera und rattert weithin hörbar über der Unfallstelle.

Kreisbrandrat Stefan Püls, der mit den Feuerwehren aus Kleinwalbur, Meeder und Bad Rodach vor Ort ist, sagt dazu: „Wir wurden um 8.08 Uhr per eCall aus dem Unfallfahrzeug alarmiert.“ Dabei handelt es sich um ein automatisches Notrufsystem, das ausgelöst wird, sobald das Fahrzeug einen verletzungsrelevanten Unfall registriert. „Daraufhin haben wir das nähere Umfeld und die angrenzenden Waldgebiete abgesucht, konnten dabei aber keine Person auffinden“, so der Kreisbrandrat. Der Fahrzeuginnenraum sei daraufhin von der Feuerwehr mit einer Wärmebildkamera untersucht worden, um festzustellen, wie viele Personen auf welchen Sitzen sich zum Unfallzeitpunkt im Auto befanden. „Es war tatsächlich nur eine Person auf dem Fahrersitz“, erklärt Stefan Püls, der vermutet, dass diese nach dem Aufprall aus dem Fenster auf der Fahrerseite kletterte, die in Seitenlage nach oben zeigte. „Vom Unfallbild her müsste der Fahrer jedoch mittelschwere Verletzungen haben. Das Auto ist nach links von der Straße abgekommen und mit der Fahrerseite gegen den Baum geknallt. Im Normalfall bleibt ein Verletzter dann sitzen und hat einen Schock“, erläutert der Kreisbrandrat.

Der Dienstgruppenleiter der Coburger Polizei, Alexander Kamp, ist am Freitag mit 15 Einsatzkräften vor Ort, die das Umfeld des Unfalls zunächst zu Fuß absuchen. Am späten Vormittag ist immer noch ungewiss, wer sich in dem Wagen befand. „Wir wissen nach dem derzeitigen Stand nicht, ob es sich um eine männliche oder eine weibliche Person handelt“, berichtet er. Da es sich bei dem Unfallfahrzeug um einen Leihwagen handelt, habe man auch versucht, den Verleiher zu kontaktieren, allerdings erfolglos. Alexander Kamp fügt daher hinzu: „Derzeit gehen wir Hinweisen nach, wohin sich der Fahrer oder die Fahrerin entfernt haben könnte. Da wir Blutspuren im Auto gefunden haben, gehen wir davon aus, dass er oder sie auch verletzt ist.“ Wie lange die Suche noch andauern wird, könne er nicht sagen. Da die Freifläche recht groß ist, seien auch Mantrailerhunde aus Mittelfranken angefordert worden, die die Spur des Verletzten aufnehmen sollen. Der Suchhelikopter musste zwischenzeitlich zum Auftanken geschickt werden. Alexander Kamp: „Wir wissen ja nicht, ob die Person bewusstlos und verletzt in der Natur liegt. Aber wir suchen diese Person natürlich auch wegen der Straftat des unerlaubten Entfernens vom Unfallort.“

Wie die Polizei am Samstag mitteilt, hat sich der Gesuchte schließlich bei Bekannten und seiner Ehefrau gemeldet. Diesen teilte er mit, dass es ihm gut geht. Die Polizeiinspektion Coburg leitete Ermittlungen gegen den 34-Jährigen wegen diverser Straftatbestände ein.

Wie problematisch mitunter die Suche über die Wärmebildkamera des Hubschraubers sein kann, erläutern Kreisbrandrat Stefan Püls und Kreisbrandinspektor Detlef Schoder. Denn um eine Wärmequelle zu erkennen, müsse diese nach oben hin freigelegt sein. Bäume im Wald seien kein Problem, aber: „Es gibt hier auch viele Hütten und Hochsitze.“ Durch die Bretterwände komme die Wärmebildkamera jedoch nicht hindurch.

Erst Anfang März hatte eine Baumpflanzung entlang der CO 4 zwischen Ottowind und Meeder für Aufregung in umliegenden Orten, aber auch bei Meeders Bürgermeister Bernd Höfer gesorgt (die NP berichtete). Die jungen Bäumchen waren im Rahmen einer Ersatzpflanzung in eng getaktetem Abstand zwischen die bereits vorhandenen mächtigen Stämme der Allee ins Bankett gesetzt worden. Bürger der angrenzenden Ortschaften hatten sich daher auch an den Bürgermeister gewandt. „Gerade an dieser Straße gab es schon viele Verkehrsunfälle mit Toten. Wenn die Bäume nicht da gewesen wären, würden diese Menschen noch leben“, hatte ein Ortssprecher kritisiert, der anonym bleiben wollte. Ein weiterer Anwohner zeigte sich ebenfalls besorgt: „Das ist ja wie eine Wand – beim kleinsten Fahrfehler hängt man schon am Baum. Wer übernimmt denn dafür die Verantwortung?“

Der Bürgermeister verfasste daraufhin eine Eingabe an das Landratsamt, dem zuständigen Baulastträger für die Kreisstraße. „Ich habe darum gebeten, an den für mich bekannten besonderen Gefahrenstellen – Kreuzungsbereich sowie Außenkurven – auf Ersatzpflanzungen zu verzichten“, hatte Bernd Höfer sein Schreiben Anfang März begründet. An genau solch einer Gefahrenstelle – im Bereich der Kreuzung nach Kleinwalbur – hat sich der schwere Unfall nun ereignet. Zum Redaktionsschluss für den Artikel der Neuen Presse über die Baumpflanzungen hatte der Bürgermeister noch keine Rückmeldung vom Landratsamt erhalten.

Die Behörde teilte unserer Zeitung auf Nachfrage lediglich mit: „Der Anteil der schweren Verkehrsunfälle in einer Baumreihe oder Allee liegt nach letzten Erkenntnissen aus der Gesamtunfallstatistik in Bayern weit unterhalb der Baumunfälle an Einzelbäumen.“ Auch könne eine lückenlose Bepflanzung Autofahrern bei schwierigen Witterungsverhältnissen den Verlauf der Straße besser anzeigen. Die Nachpflanzung sei daher vom Fachbereich Tiefbau in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde angeregt und von den Kreisgremien umgesetzt worden.

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