„Unsägliches Treiben“ Untreuer Bankvorstand legt Geständnis ab

Manfred Scherer
Ex-Bankvorstand Stefan L. mit seinem Verteidiger Walter Bagnoli. Foto: Manfred Scherer

Stefan L., der ehemalige Vorstand der Raiffeisenbank Emtmannsberg, hat vor dem Landgericht in Hof jahrelange Untreue in seinem Geldinstitut gestanden. Der 52-jährige L. nannte stetigen Geldbedarf als Motiv. Er habe jahrelang an der Börse spekuliert, mit mehr Verlust als Gewinn.

 
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Hof/Emtmannsberg - Die Staatsanwaltschaft legt L. 38 Untreuehandlungen seit dem Jahr 2008 zur Last, die zu einem Schaden in Höhe von 1,76 Millionen Euro geführt haben sollen. Taten aus den Jahren zuvor in Höhe von insgesamt rund 1,5 Millionen sind wegen Verjährung im Vorfeld des Prozesses eingestellt worden.

L. gestand am Mittwoch vor der Wirtschaftsstrafkammer in Hof sein, wie er es selbst nannte, „unsägliches Treiben“. In der kleinen Raiffeisenbank in Emtmannsberg wurde er im Jahr 2002 zum Vorstand bestellt und habe in der hier herrschenden familiären und vertrauensvollen Atmosphäre ideale Voraussetzungen vorgefunden, um seinem „schrecklichen Hobby“ der Börsenspekulation ungestört nachgehen zu können. L. berichtete, er habe seine kleine Bank, die er zur vergleichsweise erfolgreichsten Genossenschaftsbank Deutschland gemacht habe, über Jahre hinweg um Geld betrogen.

Über gefälschte Konten real existierender Kunden holte er sich Geld, das er mit Börsenspekulation verzockt hatte. Über falsche Wertstellung von hohen Rentenversicherungen zweigte er Zehntausende Euro ab. Auch Bargeldsummen ließ er sich auszahlen oder füllte einfach den Geldautomaten der Bank nicht in der Höhe auf, die er später verbuchte. Er fälschte Unterlagen, um Kassenfehlbestände zu vertuschen. In der Bank bediente er sich an den Bargeldtresoren. Die Fehlbestände glich er mit hohen Bargeldsummen aus, die er vom Girokonto der Bank bei der Bundesbank in Nürnberg abholte – in einem Fall waren es 900 000 Euro, für die die er einen gefälschten Scheck vorlegte und die ihn eine Wirtschaftsprüfung in der Bank kurzzeitig „überleben“ ließen. L. sagte, er habe das Vertrauen seiner Mitarbeiter und der Bankkunden missbraucht und viele Menschen enttäuscht - auch dafür werde er nun die Verantwortung übernehmen.

Die Raiffeisenbank Emtmannsberg geriet aufgrund der Machenschaften von L. in eine Schieflage und wurde von inzwischen von einer größeren Bank übernommen.

L. war im Frühjahr 2019 nach einer anonymen Anzeige aufgeflogen und gab ein Schuldanerkenntnis ab. Da geriet ein zweiter Mann mit ins Visier der Ermittlungen: Der Bayreuther Buchhändler Tim D. (47). L. Für ihn hatte L. rund 220 000 Euro aus dem Vermögen der Bank abgezweigt – weil der verschuldete D. gewusst haben soll, dass das Geld veruntreut war, ist D. in dem Prozess wegen Geldwäsche angeklagt. L. nahm den Mitangeklagten jedoch in Schutz, einerseits: D. habe nie „positiv“ gewusst, dass das Geld aus Untreuetaten stammte. Andererseits beschuldigte L. den Mitangeklagten: Er habe dem verschuldeten D. und dessen Frau das Geld gegeben, weil D. ihn mit einer Information erpresst habe, die ihn und eine Bankmitarbeiterin betroffen habe.

L. befindet sich auf freiem Fuß – seither, so sagt er, habe er nach Kräften an der Schadenswiedergutmachung gearbeitet. Allein 1,36 Millionen Euro brachte vor kurzem die Zwangsversteigerung einer Immobilie in Bayreuth, in die L. ursprünglich etwa 600 000 Euro investiert hatte, allerdings auch 500 000 Euro an Darlehen seiner Emtannsberger Bank.

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