Ein besonderes Augenmerk fällt derzeit den sogenannten personennahen Dienstleistungen zu. Optiker, Zahnärzte oder Orthopädieschuhmacher können derzeit ihrer Arbeit nur unter erschwerten Bedingungen nachgehen. Friseure mussten komplett schließen. Insgesamt sei der Bereich „Gesundheit und Körperpflege“, so fasst die HWK die Berufsfelder zusammen, jedoch nur leicht um 3,6 Prozent zurückgegangen, heißt es seitens der Handwerkskammer. Der von manchen erwartete massive Einbruch sei damit ausgeblieben, der Rückgang bewege sich auf dem Niveau der Vorjahre.
Allerdings macht sich die Handwerkskammer auch keine Illusionen: Der erneute Lockdown werde für die Betriebe, die von den Schließungen betroffen seien, immer mehr zur Zerreißprobe. In der Gesamtheit bleibe das Engagement in Sachen Ausbildung aber auf hohem Niveau. Denn die Handwerksbetriebe würden auch künftig qualifizierte Fachkräfte benötigen.
Friseure in der Krise: Schon vor Corona wenig Azubis
Während die Handwerkskammer (HWK) für Unterfranken eher einen positiven Ausblick auf den Ausbildungsmarkt 2021 wagt, wird es im Gespräch mit Oliver Merkl, Obermeister der Friseurinnung im Kreis Haßberge eher düster. „Ich sehe keine gute Zukunft in den nächsten zwei Jahren“, lautet die Vorausschau des Haßfurter Salon-Inhabers. Dass unterfrankenweit 10 Prozent der neuen Lehrlinge bereits im Bereich Gesundheit und Körperpflege untergekommen seien, sei für ihn mit Blick auf die Haßberge eine „utopische Zahl“.
Aufgrund der monatelangen Schließung werde der Innungsobermeister wohl selbst in diesem Jahr keinen neuen Lehrling einstellen. Dabei sei Merkl natürlich ein absoluter Verfechter der Ausbildung, wie er betont. Schon immer gewesen. Allerdings befindet sich Merkl derzeit auch in einer Zwickmühle: Lehrlinge könnten nicht in Kurzarbeit geschickt werden, die Personalkosten bestünden also weiterhin, obwohl niemand arbeiten könne. Abgesehen davon könnten Lehrlinge wegen der geschlossenen Salons bis auf ein paar Übungsabende in der Woche ihre Prüfungen nur schwerlich vorbereiten. Viele Inhaber hätten daher Angst oder zumindest Respekt davor, 2021 weitere Azubis einzustellen.
Doch die Situation in Sachen Friseur-Ausbildung sei schon vor Beginn der Corona-Pandemie schlecht gewesen. Von den rund 80 Friseurbetrieben des Landkreises würden neben seinem eigenen Salon lediglich drei oder vier regelmäßig ausbilden. „Viele stellen inzwischen keine Lehrlinge mehr ein“, so Merkl. Das sei auch bei den jährlichen Abschluss-Zeremonien zu sehen. Im vergangenen Jahr seien lediglich drei freizusprechende Lehrlinge gegeben. Dies sei schon seit Jahren so, die Corona-Pandemie habe das nur noch verschlimmert. Denn abgesehen von den geschlossenen Salons musste auch die Ausbildungsmesse in Haßfurt abgesagt werden. Für den Ausbildungsberuf Friseur zu werben, sei also gelinde gesagt schwierig.
Immerhin bewege sich politisch ein wenig, so der Hinweis von Oliver Merkl. Derzeit gebe es politische Gespräch darum, ob zumindest während der Schließungen die Ausbildungsvergütungen, die die Betriebe an die Lehrlinge zahlen, in die Fixkosten aufgenommen werden sollen. Damit könnte man die finanzielle Belastung für die Inhaberinnen und Inhaber zumindest ein wenig abfedern. Allerdings sei hier noch nichts beschlossen, räumt der Innungsobermeister ein.