„Unvermittelbare“ Im Tierheim warten noch mehr auf eine Chance

Bernhardiner Mäuschen hatte Glück. Doch es gibt noch weitere schwer vermittelbare Hunde im Tierheim in den Haßbergen. Auch ein Grund: Rassetypische Gesundheitsprobleme.

 
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Ein gutes halbes Jahr ist die Aufzeichnung der „Unvermittelbaren“ nun her und damit auch die erfolgreiche Vermittlung des Bernhardiner-Rüden Mäuschen aus den Haßbergen nach Bad Dürkheim. Wie geht es Mäuschen heute? Ist er noch bei Sandra und Thiemo? „Mäuschen geht es gut“, beruhigt Tierheim-Leiterin Britta Merkel auf Nachfrage der Neuen Presse, „sogar sehr gut“. Sie zeigt Fotos, die sie am Vortag der Ausstrahlung von Sandra und Thiemo auf dem Handy erhalten hat: ein entspannter Hund beim Gassigehen, beim Schmusen mit Frauchen, auf Entdeckungstour in einem kleinen Bach. Mit Maulkorb, ohne geht es eben vorsichtshalber nicht mehr. Aber Mäuschen genießt und nutzt die Chance, die ihm Sandra und Thiemo gegeben haben.

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Trotz seiner gesundheitlichen Probleme, mit denen der Bernhardiner nicht alleine dasteht. „Von vier Bernhardinern, die einige Zeit im Tierheim Zell verbrachten, sind drei tot; nicht mal sechs Jahre alt geworden“, berichtet Britta Merkel. Grund dafür seien klassische Erbkrankheiten: Gelenkkrankheiten, Epilepsie, Hüft- und Ellbogendysplasie (HD/ED) – die Liste der „typischen“ Bernhardiner-Krankheiten ist lang. Und: Sie verkürzen die Lebenserwartung der sanften Riesen dramatisch.

Tierfreunde aus den Haßbergen erinnern sich vielleicht noch an die Bernhardiner Püppi und Brösl, die im Doppelpack in einem sehr schlechten Zustand ins Tierheim nach Zell kamen. Sie hatten schließlich ein liebevolles Zuhause gefunden, doch ihr Glück dort währte nicht lange. Brösl starb im vergangenen Sommer durch seine schwere HD, Püppi folgte im Januar – Nierenversagen. Beide wurden nur fünf Jahre alt. Und auch Britta Merkels eigenem Bernhardiner „Einstein“ war weder ein langes noch ein schmerzfreies Leben gegönnt. „Steini“, wie das Maskottchen des Tierheims liebevoll genannt wurde, litt unter idiopathischer Epilepsie, zuletzt wurde auch noch ein Herzfehler diagnostiziert. Auch er starb vor wenigen Wochen – mit sechs Jahren.

Es gebe tolle Züchter dieser wundervollen Rasse, die (beispielsweise durch DNA-Nachweise) auf gesunde Verpaarungen großen Wert legen würden, stellt Britta Merkel klar. Aber es gebe eben leider auch schwarze Schafe.

Auch bei der Tiervermittlung wiegen gesundheitliche Probleme natürlich schwer. Wer holt sich gern einen Hund ins Haus, der womöglich nur noch ein oder zwei Jahre zu leben hat? Und in dieser Zeit auch noch durch voraussichtlich zahlreiche Arztbesuche den Geldbeutel belastet? Gründe für schlechte Aussichten auf ein neues Frauchen oder Herrchen gibt es aber viele. Mäuschen ist nicht der einzige scheinbar „Unvermittelbare“ im Haßberge-Tierheim. „Da haben wir eine ganze Menge“, gesteht Britta Merkel. Da wäre beispielsweise Einohr-Hund Aik, ein wunderschöner schwarzer Schäferhund – „als Wachhund ein Traum“, wie Britta Merkel sagt. Für seine Besitzer würde er alles tun, Fremde aber sollten sich in Acht nehmen. Der blonde Blomi wiederum bräuchte intensives Training, weil er – ähnlich dem Husky-Mix Coffee aus der Martin-Rütter-Sendung – als stark futteraggressiv gilt. Ein bisschen Zeit bräuchte auch Wulfi, der längste Tierheimbewohner. Der siebenjährige Schäfer-Mix ist Fremden gegenüber erst einmal sehr reserviert, könnte aber ein treuer Begleiter sein, wenn sich jemand auf ihn einließe.

Eine Chance verdient hätte auch Lenny, der Senior, der sein Leben lang als Hofhund gehalten wurde und geschlossene Räume nicht mag. Und Ivy schließlich ist als Cane Corso-Hündin in Bayern ein sogenannter Listenhund der Kategorie 2 und muss deshalb einen Wesenstest absolvieren. „Aufgrund ihres tollen Charakters haben wir keine Zweifel daran, dass sie diesen meistern wird“, sind die Mitarbeiter im Zeller Tierheim zwar überzeugt. Doch wegen ihrer kupierten Ohren sehe die liebe Hündin fatalerweise ein bisschen aus „wie der Hund von Baskerville“, wie es Britta Merkel formuliert.

Zuletzt wären da noch Sascha und Rolfi, die aus einem Fall von Animal-Hoarding in der Region Ingolstadt stammen. Insgesamt 134 Hunde mussten vor gut drei Jahren auf Tierheime in ganz Bayern verteilt werden. Während Rolfi noch vermittelbar wäre, sei Sascha ein klassischer „Angsthund“ – doch die beiden sind nicht zu trennen und können daher nur zu zweit vermittelt werden. Und zuletzt noch Bruno, ein Old English Bulldog – und damit eine weitere Rasse, die wegen starker Überzüchtungen einige gesundheitliche Probleme mitbringt und künftige Besitzer einiges kosten würde.

Alles schwierige Fälle, doch vielleicht eben doch nicht völlig „unvermittelbar“. Die gleichnamige Sendung findet Britta Merkel gut. Vielleicht trage sie doch ein bisschen dazu bei, hofft die Tierschützerin, „dass die Leute eben nicht nur auf Ebay (gemeint sind eBay Kleinanzeigen, siehe Info unten) oder beim Züchter nach Hunden gucken, sondern eben auch mal im Tierheim“.

eBay und eBay Kleinanzeigen gehören nicht zusammen
eBay (www.ebay.de) und eBay Kleinanzeigen (www.ebay-kleinanzeigen.de/) sind zwei unabhängige Unternehmen und Plattformen, wie eine Unternehmenssprecherin von eBay Deutschland erläutert. In 2021 habe eBay Inc. die Unternehmenssparte der „eBay Classifieds Group“, zu der auch eBay Kleinanzeigen gehört, an den norwegischen Konzern Adevinta ASA verkauft und seitdem keinen unternehmerischen Einfluss mehr auf den Betrieb der Plattform. Bis Ende 2023 könne Adevinta jedoch das Logo von eBay Kleinanzeigen weiter benutzen. „Neben der seit 2021 voneinander unabhängigen Unternehmensstruktur unterscheiden sich der Online-Marktplatz eBay und der Online-Anzeigenmarkt eBay Kleinanzeigen vor allem in der Breite und Tiefe des Sortiments, der Reichweite sowie der Kaufabwicklung“, so die Sprecherin.