Unwetter trifft den Landkreis “Land unter“ in den Haßbergen

Christian Licha

Starke Regenfälle haben am Sonntag viele Teile des Landkreises in eine Seelandschaft verwandelt. Dabei wurden auch Wohnungen und Keller überflutet.

 
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Kreis Haßberge - „Land unter“ hieß es am Sonntag im Landkreis Haßberge. Vor allem das Maintal war stark von Straßenüberschwemmungen und Wasser in Gebäuden betroffen. Auch im nördlichen Landkreis breiteten sich stellenweise die Fluten aus. Im Minutentakt trafen ab 17:30 Uhr bei der Integrierten Leitstelle (ILS) Schweinfurt rund 70 Notrufe ein.

Brennpunkt war die Gemeinde Theres. Zusammen mit der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL) wurde ein Lagezentrum im Feuerwehrhaus Obertheres eingerichtet. Allein hier mussten 46 Einsätze abgearbeitet werden. Vor Ort waren auch Kreisbrandrat Ralf Dressel und die Kreisbrandinspektoren Georg Pfrang und Stefan Biertempfel.

Neben den Hochwassereinsätzen kam kurz vor 17.45 Uhr auch noch die Meldung über einen Dachstuhlbrand durch Blitzschlag im Wagenhäuser Weg in Untertheres. Glücklicherweise erwies sich hier das Geschehen als vergleichsweise harmlos. Wie Kommandant Tobias Hömer sagte, schlug der Blitz an der Spitze des Hausgiebels ein. Die Bewohner des Einfamilienhauses berichteten von einer Flamme, die am Anfang sichtbar war. Im Inneren des Dachstuhls wurden jedoch nur aufgrund der Hitzeentwicklung Plastikteile verschmort. Weitere Flammen gab es nicht. Die Feuerwehr kontrollierte den Dachbereich mit der Wärmebildkamera und konnte schon bald Entwarnung geben.

Weiterhin war die ehemalige Bundesstraße 26 von Überschwemmungen betroffen. Besonders die Ortsdurchfahrt von Obertheres stauten sich die Wassermassen. Hier und in der Bucher Straße drückte die Gewalt des Wassers auch Kanaldeckel in die Höhe, sodass die Straßen zeitweise komplett gesperrt werden mussten. Daneben waren unzählige Keller und Gebäude teilweise bis zu eineinhalb Meter unter Wasser. Mit Schwimmsauger, Tauchpumpen und Wassersauger rückten die Feuerwehrler der Verwüstung zu Leibe. Viele Keller wurden in eine Schlammwüste verwandelt, Gerätschaften zerstört und Plastik-Heizöltanks schwammen auf dem Wasser. Zumindest hier verlief alles glimpflich. Die Tanks hielten dicht und Tests durch die Feuerwehr ergaben, dass das Wasser nicht mit Öl verunreinigt war.

„Der Regenmesser in meinem Garten hat 40 Liter je Quadratmeter angezeigt und das in nur einer halben Stunde“, sagte ein betroffener Anwohner. Für ihn wie auch für viele andere Oberthereser Bürger war das die zweite große Flutwelle innerhalb von fünf Jahren. Zwischendurch gab es auch kleinere Überschwemmungen, aber das jetzige Ereignis sprengt den Rahmen des Dagewesenen. „Das ist eine Katastrophe“, beschrieb Bürgermeister Matthias Schneider seine Eindrücke. Das Gemeindeoberhaupt machte sich an einigen Einsatzstellen selbst ein Bild der Lage. Für die Zukunft könne nur Abhilfe geschaffen werden, wenn alle Eigentümer der Flurstücke am Riedengraben an einem Strang ziehen. Von dort aus, nordwestlich des Dorfes, kommen nämlich die Wassermassen. Der Entwässerungsgraben kann die Flut nicht aufnehmen, Felder werden überschwemmt und die dreckig braune Brühe läuft dann in das Wohngebiet. Aktuell wurde am Sonntag sogar eine kleine Holzbrücke über den Riedengraben vom Wasser mitgerissen. Erst kürzlich fand eine Auftaktveranstaltung der Bayernweiten Initiative „boden:ständig“ vor Ort statt, die genau dieses Thema diskutierte. Man wolle das Vertrauen der Landwirte gewinnen und zusammen mit ihnen individuelle Maßnahmen erarbeiten und ausprobieren. Wenn diese dann von Erfolg gekrönt seien, könne man sie auf die Fläche ausweiten, sagten bei dieser Veranstaltung die Fachleute. Rund 130 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Obertheres, Untertheres, Buch, Gädheim-Ottendorf, Greßhausen, Horhausen, Wonfurt, Steinsfeld, Haßfurt und Stettfeld waren stundenlang in Obertheres im Dauereinsatz. Auch der Bauhof der Gemeinde Theres war in das Geschehen mit eingebunden. Erst um 1 Uhr in der Nacht konnte Kommandant Dominik Mroz das Feuerwehrhaus zuschließen. Zumindest vorübergehend, denn nach der Flut ist vor der Flut. „Wir werden auch heute noch den ganzen Tag brauchen, um unsere Gerätschaften zu reinigen“, sagte der Einsatzleiter am Montag. Weiterhin lobte Mroz alle Beteiligten: „Ich bin einfach nur stolz auf meine Feuerwehrfrauen und -männer! Es war sich keiner zu schade, im tiefsten Morast herumzukriechen; jeder hat bis zum Schluss mit angepackt. Auch die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Feuerwehren war sehr vorbildlich und kameradschaftlich. Solch einen Zusammenhalt gibt es nur bei der Feuerwehr“.

Weitere Unwettereinsätze für die Feuerwehren gab es in Knetzgau und den Ortsteilen Westheim, Hainert, Unterschwappach und Wohnau. Hier liefen ebenfalls Keller voll und Straßen wurden überflutet. Genauso hatte es Wonfurt und Steinsfeld getroffen. In dem Wonfurter Ortsteil stand sogar das Sportheim unter Wasser und außen herum bildete sich eine Seenlandschaft. Oberschwappach. In Sailershausen meldete ein Anrufer bei der ILS eine angebliche Flutwelle, die das Dorf überrollt haben soll. Wie Haßfurts zweiter Kommandant Julian Weidinger berichtete, war das aber nicht der Fall. Lediglich in der Wanderstube stand das Wasser einen Zentimeter hoch. Weiterhin wurde ein Keller überschwemmt, wobei allerdings der Hausbesitzer selbst Hand anlegte und keine Hilfe der Feuerwehr benötigte. Im Maintal, Obertheres ausgenommen, waren die Feuerwehren aus Wohnau, Knetzgau, Westheim, Eschenau, Unterschwappach, Sailershausen, Dampfach, Wonfurt und Steinsfeld im Einsatz. Auch das Technische Hilfswerk (THW) Haßfurt leistete Hilfe und lieferte 500 Sandsäcke nach Hainert und Knetzgau. Im nördlichen Landkreis waren die Feuerwehren aus Geroldswind, Todtenweisach, Eckartshausen, Dürrenried, Altenstein, Pfaffendorf, Ermershausen, Maroldsweisach, Fitzendorf, Gemeinfeld, Burgpreppach, Hafenpreppach und Wasmuthhausen gefordert. Neben Gebäuden und Nebenstraßen unter Wasser wurde hier auch die Bundesstraße 279 überschwemmt. Maroldsweisachs Kommandant André Grüner berichtete, dass der Abschnitt zwischen Todtenweisach und Pfaffendorf für zwei Stunden für den Verkehr komplett gesperrt werden musste.

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