Valeo Ebern Arbeitnehmer zeigen Flagge

Helmut Will

Auch die Mitarbeiter von Valeo in Ebern gehen gemeinsam auf die Straße. Mit den Warnstreiks soll hier nicht nur ein Zeichen für acht Prozent mehr Lohn gesetzt werden, sondern auch für eine zukunftsfähige Perspektive für die Beschäftigten.

 
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Beidseits des Haupttores machten Arbeitnehmer von Valeo Ebern ihre Forderung nach acht Prozent mehr Lohn lautstark und in großer Anzahl deutlich. Foto: Helmut Will/Helmut Will

Eine Gewerkschaft ist nur so stark wie ihre Mitglieder. Diese zeigten am Dienstagvormittag auch in Ebern, dass sie hinter der Forderung der IG Metall nach acht Prozent mehr Lohn stehen und strömten fünf Stunden vor Schichtende von ihren Arbeitsplätzen zum Haupteingang der Firma Valeo, um dort ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Die Botschaft, die in Richtung Arbeitgeber geschickt wurde: „Gebt uns unsere Acht, sonst kracht’s.“

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„Es ist großartig wie ihr heute mit Bannern und Trillerpfeife in großer Anzahl unsere und eure Forderungen unterstützt.“ Mit diesen Worten hieß Andrea Sicker, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Bamberg, etwa 300 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Unternehmens Valeo in Ebern am Werkstor willkommen. Die Arbeitgeber würden auf die Forderung nach acht Prozent nicht eingehen und auch keine konkreten Angebote nennen. Der Arbeitgeberverband habe in der dritten Tarifverhandlung eine prozentuale Entgelterhöhung innerhalb von 30 Monaten vage in Aussicht gestellt, ohne eine Zahl oder Zeitpunkte zu nennen.

„Wenn die Arbeitgeber an unsere Vernunft und Verantwortung appellieren, so frage ich mich, wo ist deren Verantwortung“, sagte Andrea Sicker. Es werde von ihnen auf Zeit gespielt und somit mit den Nöten von Beschäftigten in Zeiten von extremer Inflation. Bei Valeo in Ebern bestehe der Eindruck, dass man sich vor Verantwortung für Beschäftige, für den Standort und die Region drücke. Der größte Wandel in der Industrie müsse mit und nicht gegen die Beschäftigten geschehen, was auch für den Standort Ebern gelte. „Dafür braucht es Innovation, Investition, kluge Prozesse und vor allem Weitsicht, dafür fordern wir ein Zukunftskonzept, das den Namen auch verdient“, so die 2. Bevollmächtigte. Mit den Warnstreiks soll nicht nur ein Zeichen für acht Prozent mehr Geld gesetzt werden, sondern auch für eine Perspektive für die Beschäftigten. Insgesamt gehe es darum, dass Familien in der Region gut leben können.

Auch bei ZF in Schweinfurt legten Angestellte die Arbeit nieder.

Sie wies darauf hin, dass die IG Metall in der Tarifrunde 1920/21 sehr vernünftig gewesen sei und sehr moderaten Tarifabschlüssen zugestimmt habe, aus Respekt vor den damaligen wirtschaftlichen Umständen. Die Arbeitgeber müssten dankbar sein, dass die Kollegen den Laden während der Pandemie am Laufen gehalten hätten, so Andrea Sicker. Die Arbeitgeber würden auch wollen, dass es Weihnachtsgeld künftig nicht mehr automatisch gebe, sondern nur dann, wenn das Unternehmen bestimmte wirtschaftliche Kennzahlen erreiche. Damit würden wesentliche Bestandteile des Tarifvertrages angegriffen, was man nicht zulassen könne. Nun sei es an der Zeit, dass die Arbeitnehmer mehr im Geldbeutel haben müssten, die Forderung nach acht Prozent sie absolut erforderlich. Andrea Sicker machte deutlich, dass man gemeinsam den Standort Ebern sichern wolle.

Die Forderung nach acht Prozent mehr Lohn unterstützte auch Jens Holze von der Vertrauenskörperschaft. Er wies darauf hin, dass die Arbeitnehmer in den schwierigen Zeiten 2020/21 zu ihrem Unternehmen gestanden hätten, auch Kurzarbeit habe man in Kauf genommen.

Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister freute sich über die rege Teilnahme an der Kundgebung und auch darüber, dass die Jugend aus der Lehrwerkstatt komplett vertreten war. Unterstützung kam auch von Manfred Böhm von der katholischen Betriebsseelsorge. Acht Prozent mehr Lohn seien eher bescheiden und auf keinen Fall überzogen, sagte er. Mann müsse sich die Frage stellen, woher das ganze Geld, woher der Reichtum in unserem Land komme. Die Antwort: von der Arbeit der Werktätigen.

Alle Teilnehmer der Kundgebung verließen an diesem Tag ihre Arbeitsplätze fünf Stunden vor Schichtwechsel.