Dabei ist der Mutterkonzern mit Hauptsitz in Frankreich, der bereits seit rund zehn Jahren Produkte für Elektromobilität und jüngst auch Technologien für autonomes Fahren entwickelt, eigentlich respektabel aufgestellt. Von „guten Zukunftsaussichten“ des Betriebs hatte Deutschland-Chef Andreas Heinrich kürzlich bei einer Werksführung am Bad Rodacher Standort gesprochen. Hier stellen die Mitarbeiter unter anderem Klimaanlagen und Bauteile für die Temperaturregelung in Autos her sowie Bedienelemente wie Knöpfe und Einstellleisten: Dinge also, die durchaus auch in künftigen Elektroautos verbaut sein können.
In Ebern dagegen hängt das Wohl und vielmehr Wehe am Verbrennungsmotor, dem bekanntlich weniger gute Zukunftsaussichten beschert sind. Mit der Produktion von Kupplungs- und Getriebetechnik scheint der Standort ein Auslaufmodell zu werden angesichts der unaufhaltsamen Transformation im Automobilbereich. „Ob Valeo den Wandel auch in Ebern mitgeht, wird man sehen“, sagt Sonja Meister. Einen kleinen Schritt Richtung Zukunft hat man wenigstens gemacht und zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung eine sogenannte „Zukunftsvereinbarung“ abgemacht. Teil eins dieser Vereinbarung sieht vor, dass ein Team von Mitarbeitern, die ebenfalls von den Entlassungen betroffen wären, Ansätze für neue, zukunftsträchtige Produkte für den Eberner Standort entwickeln darf. Bis Ende 2023 hat es dafür Zeit. Hier habe es bereits erste Gespräche gegeben, die sehr konstruktiv gewesen seien, berichtet Sonja Meister. Nach der Sommerpause soll im September dazu ein erster Workshop starten.
Sehr viel schneller geht es nun an die Gespräche mit den abschiedsfreudigen Kollegen. Derjenige unter den Bewerbern im Freiwilligenprogramm, dessen Arbeitsplatz ohnehin wegfällt, wird den Zuschlag problemlos erhalten. Nachdem sich auf der anderen Seite aber auch nicht alle beworben haben, deren Job auf der Abschussliste steht, wird es darüber hinaus auch Ringtausch-Gespräche geben. Auch hierüber will man bereits in der kommenden Woche Klarheit erhalten.
Fest steht aber: Nur jeder Zweite, der mit seiner Bewerbung für das Freiwilligenprogramm signalisiert hat, dass er das Unternehmen verlassen will, kann dies auch auf diesem Wege tun. „Mit Sicherheit wird es unter den anderen dann aber auch einige geben, die trotzdem gehen werden“, ist sich Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister sicher.
Zum 31. Oktober 2017 hatte der französische Großkonzern Valeo SE mit Hauptsitz in Frankreich den Automobilzulieferer FTE automotive aus Ebern übernommen. Zuvor war der US-amerikanische Finanzinvestor Bain Capital Eigentümer des Eberner Automobilzulieferers gewesen. 1943 war das Werk in Ebern gegründet worden, damals als Tochterwerk von FAG Kugelfischer in Schweinfurt, was ihm den landläufigen Namen „Kufi“ einbrachte. Nach dem Verkauf des Eberner Standorts durch die FAG im Jahr 1993 wechselte der Name zur „Fahrzeug Technik Ebern“, kurz „FTE“.