Sind Künstler wie Die Fantastischen Vier, auf die sich ja größtenteils alle einigen können, der Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält?
Smudo: Ja. Es ist Aufgabe der Kunst, die Gesellschaft zu mobilisieren und ein Gefühl der Solidarität zu vermitteln. Musik ist ein verbindendes Element.
Michi: Wir leben den Zusammenhalt ja ganz praktisch vor, quasi am Mann. Wir vier haben mehr Zeit miteinander verbracht als mit irgendeinem anderen Menschen. Dass wir immer noch weitermachen, immer noch als Gemeinschaft funktionieren, das ist ein großes, bewegendes Gefühl. Fanta Vier – das ist nicht nur unser Lebensmodell, das ist unser Leben.
Dem Sie mit „Zusammen“ gewissermaßen ein Denkmal setzen.
Michi: In dem Song geht es aber nicht nur um uns, sondern insgesamt um Freundschaft. Wir hatten beim Texten dieses Bild im Kopf von Freunden, die durch die Nacht ziehen, nach der Devise „Komm, einen noch“.
Smudo, Sie haben drei Töchter, die jüngste kam 2017 zur Welt, Michi, Die haben zwei. Versacken Sie manchmal noch, wenn Sie privat unterwegs sind?
Smudo: Das kann passieren, darf aber nicht passieren (lacht). Weil am nächsten Morgen um Viertel vor Acht die Kinder in die Schule müssen. Und man sich dann den restlichen Vormittag auf den Mittagsschlaf mit dem Baby freut, um dann feststellen, dass das Baby ausgerechnet heute keinen Mittagsschlaf machen will…tja, das ist das Leben.
Clueso singt auf „Zusammen“ den Refrain. Wie kam es dazu?
Smudo: Clueso ist ein alter Freund und war eine unserer frühesten Entdeckungen für unser Label „Four Music“. Er ist also ein langjähriger Wegbegleiter, und noch dazu jemand, der singen kann. Wir wollten den Refrain erst selber singen, aber unser Produzent Thomilla meinte „Interessante Idee, aber das lasst ihr besser bleiben“.
Was haben Sie eigentlich noch für Karriereziele?
Smudo: Wir spielen noch nicht wie Die Toten Hosen in Stadien, vielleicht schaffen wir das noch auf unsere alten Tage. Und wir hatten noch nicht diesen einen, alles erdrückenden, Megahit. Sondern immer nur Fantahits.
Michi: Was ja auch okay ist.
Smudo: Was das würdevolle Altwerden als Band angeht, hat man in Deutschland nicht viel Anschauungsmaterial. Langfristig müssen wir uns wohl an Karl Lagerfeld orientieren und in Uniformen schlüpfen, die uns alterslos machen.
Der Albumtitel stand schon frühzeitig fest. Wer ist dieser „Captain Fantastic“ überhaupt?
Michi: Die Idee ist von Thomas. Der Captain ist weder eine Person, noch ein Superheld. Sondern eine Geisteshaltung.
Eine Geisteshaltung?
Smudo: Genau. „Captain Fantastic“ symbolisiert die Einstellung, dass man sich beim Schreiben und Musikmachen noch so anstellen und schwertun soll. Sondern, dass man überzeugt ist: Das wird geil. Der Titel war so eine Art Kniff, der uns half, den inneren Zensor loszuwerden.
Michi: Der Titel klingt auch einfach verdammt gut und steht für die einzigartige Supermacht, die uns immer noch mit unseren Fans verbindet.
Überhaupt durchzieht das ganze Album so ein positives Grundgefühl.
Smudo: Schön, dass Du das sagst. Das finden wir auch. „Captain Fantastic“ ist frisch, fröhlich und optimistisch.
Michi: Ich bin immer schon Berufspessimist, Thomas ist ein unerschütterlicher Optimist, Smudo irgendwas dazwischen, und der Haupteindruck der Platte ist eher ein „Seid glücklich“ als ein „Alles geht den Bach runter“. Deshalb war es uns auch ganz wichtig, dass Album mit Thomas‘ Solo-Song „Weitermachen“ zu beenden. Der hat mich berührt wie lange kein Thomas-Stück mehr.
Smudo: „Weitermachen“ hat eine angenehme, auch angebrachte Portion Pathos. Die Nummer hat eine große Bedeutung für uns alle.
Die Frage, ob Die Fantastischen Vier weitermachen werden, dürfte sich also gar nicht erst stellen.
Smudo: Wir hören so schnell nicht auf. Unser 25-Jähriges haben wir gefühlte drei Jahre lang gefeiert, nächstes Jahr steht schon unser 30-Jähriges an, und das wollen wir gefühlte fünf Jahre lang feiern. Und das 40-Jährige erst, wie krass wird das denn? Dann sind wir 60.
Michi: Jubiläen und runde Geburtstage sind halt das Einzige, an dem man sich in unserem Alter noch hochziehen kann.
Die Fantastischen Vier auf Tour
Die Hip-Hop-Gruppe tritt auf ihrer „Captain Fantastic On Tour“ am 7. Januar um 19 Uhr in der Arena in Nürnberg auf. Karten gibt es im Ticketshop unserer Zeitung.