Ist diese Abgrenzung in Ihren Songs immer offensichtlich?
Brummer: Wir sind ja vorher noch nicht als Sexisten oder Chauvinisten aufgefallen. Hier wird einfach nur die Perspektive eingenommen von einem verzweifelten, gebrochenen Typen. Er versucht, sich weiß zu machen, dass er mit der Trennung erwachsen umgehen kann, auch wenn über ihm alles zusammenbricht. Und dann bricht sich die schlimmste Art Bahn, wie er seine Ex schmähen kann. Es gibt diese feministische Grundhaltung: Eine Frau als Hure zu bezeichnen ist per se verboten.
Wie stehen Sie dazu?
Brummer: Bei Verboten stellen sich mir wiederum die Haare auf. Es kommt eben auf den Kontext an. Ein Schimpfwort an sich hat den Zweck, jemanden zu entmenschlichen. Mir geht es mit dieser Rachefantasie darum, die Gefühlswelt von so einem Typen zu zeichnen. Natürlich ist dieses Lied politisch unkorrekt, aber authentisch.
Keine Angst, Feministinnen gegen sich aufzubringen?
Brummer: Es gab Kritik von einer Künstlerin, die sich selber als feministisch sieht. Sie hat auf ihrem Instagram-Kanal über das Lied gewettert und etwas Interessantes gesagt: Sie könne verstehen, wenn man unter Freunden so redet, aber das könne man doch nicht in einem Lied sagen. Aber wir sehen das genau anders rum. Vielleicht haben wir uns erst auf diesem Album emanzipiert von dieser vermeintlichen Authentizität, die uns zugeschrieben wurde. Wir nehmen jetzt die Sichtweiten von Lohnarbeitern oder Drogenabhängigen ein. Das sind faszinierende Figuren.
In „Fan von dir“ beschäftigen Sie sich euch mit dem Fantum. Wie hartnäckig sind Ihre Fans?
Steffen Israel: Sie kommen uns gar nicht so nahe. Wir werden nicht verfolgt, und es hat auch noch keiner bei geklingelt oder vor der Wohnung gecampt. Auf Konzerten gibt es welche, die man öfters sieht, aber die sind alle sehr nett. Unsere Fans sind nichts, über das wir uns Sorgen machen müssen.
Und was hören Sie von anderen Bands zu dem Thema?
Israel: Wir haben auch Kollegen, bei denen es schlimmer ist. Wo die Fans weitaus fanatischer sind und mehr von einem Künstler haben wollen, als sie bekommen. Aber wir geben den Leuten ausreichend, wir sind auch nicht scheu. Entweder hatten wir mit unseren Fans bisher Glück oder wir haben sie gut erzogen.
Brummer: Im Vergleich zu Kollegen ist es bei uns absolut harmlos. Andere mussten teilweise umziehen. In der Stadt, in der wir leben, sieht man uns ab und an zum Bäcker gehen. Das ist für die Leute normal.
Haben Sie überhaupt keine schlechten Erfahrungen gemacht?
Marschk: Ich war in Chemnitz mal in einer Einkaufshalle. An der Kasse war eine lange Schlange, und die Verkäuferin drehte meine Karte hin und her und sagte: „Ich weiß, wo du wohnst, ich weiß, was du machst“. Das sind Ausbrüche und nicht die Regel.
Israel: Vielleicht sind wir ja zu unattraktiv nach dem Motto: Die Musik ist ganz cool, aber die Typen stinken.
Wie weit gehen weibliche Fans, um euch so nah wie möglich zu sein?
Brummer: Groupies sind eine Legende. Ich bin davon überzeugt, dass Erfolg und Selbstbewusstsein Attraktivitätsmerkmale sowohl von Frauen als auch von Männern sind. Das ist aber nicht auf das Musikerdasein beschränkt.
Israel: Es gibt schon Fans oder Groupies, die sich einem anbieten, weil sie denken: Den muss ich haben! Aber vielleicht merken wir das auch gar nicht.
Kraftklub auf Tour
Die Indierock-Band tritt im Rahmen der „Keine Nacht für niemand“-Tour am 25. Februar um 20 Uhr in der Arena in Bamberg auf. Karten für das Konzert gibt es im Ticketshop unserer Zeitung.