Sie engagieren sich seit Jahrzehnten gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus, zudem unterstützen Sie mit dem Projekt „Rebound“ ehemalige Kindersoldaten im Ost-Kongo. Wie sehr verzweifeln Sie am weltweit aufkeimenden Populismus?
Ich muss mich immer wieder aufraffen und mir sagen „Gib‘ diesen Arschgeigen nicht nach“. Was ich lernen musste, ist, mit wieviel Hass manche Leute im Internet unterwegs sind. Wenn ich in den Sozialen Medien etwas schreibe, setzen sich diese rechten Parasiten, die zu blöde sind, meinen Namen richtig zu schreiben, sofort da drauf. Anfangs dachte ich noch, als guter Demokrat muss ich das im Netz stehenlassen, aber das muss ich gar nicht. Ich lasse es nicht zu, dass jemand mein Schaufenster zumüllt. Dieser Dreck aus Richtung AfD und Konsorten, der wird gelöscht.
Macht ein Donald Trump Ihnen Angst?
Ja. Ich vertraue zwar auf das amerikanische System und hoffe, dass der Kongress es nicht zum Äußersten kommen lässt, aber der Kerl hat nun einmal die Gewalt übe den roten Knopf. Wenn er abdrückt, wird ein großer Teil Asiens nuklear verseucht sein. Meine Frau und ich waren im Januar in Indien, ich schrieb dort den Titelsong „Reinrassije Strooßekööter“. Wir lebten in Zelten, und es war wirklich eine wunderbare Zeit. Aber selbst dort bekamen wir mit, wie die Regentschaft Obamas endete und dieser skrupellose Menschenverachter inthronisiert wurde. Das war so bitter, ich konnte selbst in Indien nicht loslassen.
Die reinrassigen Straßenköter, sind das wir alle?
Ja, natürlich. Der Begriff ist nur scheinbar ein Widerspruch. In Millionen von Jahren haben wir uns sehr gründlich vermischt.
Das letzte Lied, das ursprünglich vom BAP-Album „Radio Pandora“ stammt, heißt „Et ess wie’t ess“. Eine typische Kölner Redewendung. Wie Kölsch ist Wolfgang Niedecken?
Sehr. Das steckt einfach in mir. Ich bin ein verbindlicher Mensch. Auf der Bühne sehe ich mich als Gastgeber. In der Hinsicht ähnele ich Bruce Springsteen, der feiert auch gern mit den Leuten. Warum soll ich einen auf cool machen?
Was ist für Sie das Besondere am Kölner an sich?
Eine der großen Stärken von uns Kölnern ist, dass wir selbst in den niederschmetterndsten Situationen noch mit Humor daherkommen, was auf jeden Fall besser ist, als zu verzweifeln. Ich bin sehr froh, dass ich in Köln meinen Heimathafen habe. Die Kölner sind gemütlich, sie schließen und grenzen niemanden aus. Der Patriotismus des Kölners ist ein einladender.
Niedecken's BAP auf Tour
Die Kölschrockband um Wolfgang Niedecken ist am 19. Oktober um 20 Uhr in der Thüringen-Halle in Erfurt zu Gast.