Verkehr Keine Lust aufs Fahrrad

Grundschülern fehlt immer öfter die Sicherheit auf dem Fahrrad. Das macht sich spätestens bei der Fahrradprüfung bemerkbar. Foto: Pia Bayer

Der Drahtesel ist für manche Schüler überflüssig geworden. Das verdeutlicht die jährliche Fahrradprüfung

 
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Coburg - Fahrradfahren kann doch jedes Kind. Diese alte deutsche Binsenweisheit ist heute leider nicht mehr allgemein gültig. So haben in den Nachbargemeinden auffällig viele Grundschüler die theoretische Fahrradprüfung im ersten Versuch nicht bestanden. Gleich zehn von 18 Viertklässlern waren es beispielsweise an der Grundschule Ebern. Besonders die Spanne zwischen guten und schlechten Prüfungsergebnissen in der theoretischen Fahrradprüfung ist in diesem Jahr auffällig größer als sonst. „Im Lockdown waren die Kinder viel zu Hause und sind daher nicht so in Übung wie die Jahre zuvor“, erklärt Polizeihauptmeister Dominique Krapf. Es sei nicht das Wissen, das den Kindern fehle, sondern eher mangelnde Konzentration und Durchhaltevermögen.

In Coburg lässt sich der Negativtrend aus den oberfränkischen Nachbargemeinden nicht belegen. „Im ersten Block haben 50 von 500 Schülern den theoretischen Teil im ersten Anlauf nicht bestanden, im zweiten Block waren es 70 von 400 Schülern. Die Durchfallquoten sind in den letzten Jahren erstaunlich stabil “, erklärt Markus Sosniok, Verkehrserzieher im Landkreis Coburg. Im Durchschnitt müssen jährlich ungefähr 19 Prozent den schriftlichen Teil wiederholen. „Natürlich gibt es immer mal wieder stärkere und schwächere Jahrgänge, aber die Prüfungsergebnisse sind in diesem Jahr nicht schlechter als in den vergangenen Jahren. “ Auch dem Coburger Schulamt wurden keine besonders Schwankungen gemeldet.

Eigentlich ist die jährliche Prüfung mit dem Drahtesel bei den Schulkindern sehr beliebt und eine willkommene Ablenkung zum herkömmlichen Unterricht. Doch die Begeisterung für das Velo lässt laut Sosniok spürbar nach. Es fehle die Begeisterung zum Radfahren: „Bei Kinder hat das Fahrrad hat einfach nicht mehr den hohen Stellenwert, den es früher einmal einnahm. Sie sind auch einfach nicht mehr so sehr auf das Rad angewiesen, da sie von ihren Eltern sowieso überall hingefahren werden.“ Im Alltag kann dieses Verhalten dann zu Behinderungen im Straßenverkehr führen. Besonders vor oder nach der Schule, wenn sich zahlreiche Autoschlangen vor den städtischen Schultoren bilden.

Die fehlende Praxis macht sich dann spätestens in der Prüfung bemerkbar. „Natürlich vermitteln die Lehrkräfte das notwendige Wissen. Allerdings üben einige Eltern mit ihrem Nachwuchs die korrekte Teilnahme am Straßenverkehr nicht mehr. Außerdem können nicht alle Viertklässler Radfahren“, betont der Verkehrserzieher. Besonders Kinder aus Flüchtlingsfamilien sind oft unsicher im Umgang mit dem für sie ungewohnten Gefährt.

Durch die Corona-Pandemie lässt sich schwer abschätzen, wie geübt die jungen Vestestädter im Straßenverkehr wirklich sind. Allerdings ist zu beobachten, dass ihre Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit in den vergangenen Jahren nachgelassen hat. „Manche Sprösslinge haben auch ganz einfach keine Lust auf das Fahrrad“, betont Sosniok. Doch der Schreck nach dem misslungenen Test und die Angst vor einer möglichen Blamage vor den Klassenkameraden ist oft so groß, dass es im zweiten Anlauf fast jeder Grundschüler schafft. Jedoch sollten auch in den Sommerferien alle Verkehrsteilnehmer besondere Rücksicht auf die Kleinsten im Straßenverkehr nehmen und auch mit unvorhersehbaren Manövern rechnen.

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