„Es ist wahrscheinlich, dass die Menschen mehr FCCs ausgesetzt sind, als hier berichtet wird, da wir die wissenschaftliche Literatur nur für eine kleine Untergruppe von Chemikalien durchsucht haben.“
Tausende Chemikalien sind bekannt, aber nicht überwacht
Tausende andere FCCs hingegen seien bekannt, würden in Biomonitoring-Programmen aber überhaupt nicht überwacht. So würden etwa synthetische Antioxidantien und Oligomere kaum in Menschen nachgewiesen, weil nicht danach gesucht werde, meint Mitautorin Ksenia Groh vom Wasserforschungsinstitut Eawag in der Schweiz.
„Unsere Studie zeigt, dass Antioxidantien trotz ihrer hohen Produktionsmengen und ihrer weit verbreiteten Verwendung in Kunststoffen in Überwachungsprogrammen weitgehend fehlen.“ Wenig sei bekannt darüber, wo diese verbleiben und welche Auswirkungen sie haben können.
Der Stiftungsratsvorsitzende Scheringer resümiert, dass in den Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, eine erstaunlich hohe Zahl an gefährlichen Chemikalien verwendet werde. „Dies ist besorgniserregend, und es besteht eindeutig ein Bedarf an sichereren und einfacheren Lebensmittelkontaktmaterialien.“
Mehr Schutz vor bedenklichen Produkten in Lebensmitteln
Der Ökotoxikologe Schäffer erläutert, dass für einige der Chemikalien wie die poly- und perfluorierten Substanzen oder die in Kunststoffen eingesetzten Phthalate derzeit Einschränkungen diskutiert würden. Aber für die meisten anderen Chemikalien noch nicht. „Die Studie ist daher ein wichtiger Aufklärer und Wegbereiter, die Menschen vor bedenklichen Produkten im Lebensmittelsektor in Zukunft besser zu schützen.“
Auch Hubertus Brunn, Lebensmittel- und Umwelttoxikologe an der Universität Gießen sieht in der Studie einen Anstoß zum Nachdenken. Er hoffe, dass dadurch in der Öffentlichkeit und Politik die Frage aufgeworfen werde, „ob wir diese Stoffe in den Lebensmittelkontaktmaterialien wirklich alle benötigen und ob man sie zumindest durch weniger schädliche oder unschädliche Stoffe oder Materialien ersetzen kann“.