Versammlung Rögen Spielplatz, Schall und Straßenbau

Bettina Knauth
„Das Motschental lädt ein, eher 60 als 40 zu fahren“: Die Einmündung sorgte für Diskussionen während der Bürgerversammlung. Foto: Frank Wunderatsch

Viele Themen werden bei der Bürgerversammlung in Rögen angesprochen. Kritik gibt es vor allem an den Plänen der Stadt, die Route „Am Achatfelsen“ auszubauen.

 
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Bettina Knauth

Rund 50 Interessenten sind kürzlich zur Bürgerversammlung in Rögen gekommen. In der Arnfried-Fischer-Halle stellten sich Oberbürgermeister Dominik Sauerteig und Verantwortliche der Stadtverwaltung den Fragen der Zuhörer.

„Seit der Stadtteilbegehung vor einem Jahr ist einiges passiert“, begann Sauerteig und verwies etwa auf die aufgestellte Grüngutmulde und den Spielplatz, der „ein gutes Stück vorangekommen“ sei. Auch die Instandsetzung der Platten im Rögener Grund habe gut geklappt. Dennoch blieben viele Kritikpunkte und Wünsche offen. Wie derjenige nach einem verkehrsberuhigten Bereich im Rögener Grund, wo Tempo 30 nach Ansicht der Anwohner nicht ausreicht. Die Messlatte liege hier aber zu hoch, erläuterte Volker Backert, stellvertretender Leiter des Ordnungsamts: Nur wenn die Aufenthaltsfunktion überwiegt, sich etwa Fußgänger auf einer Straße ohne Gehweg bewegen, kann der Bereich beruhigt werden. Backert: „Das ist hier leider nicht möglich.“

Beschilderung nachvollziehbar

Erledigt hat sich mittlerweile der Wunsch nach einem Verkehrsspiegel an der Einmündung Rögener Straße/Motschental: Da die frühere Hecke durch eine Mauer ersetzt wurde, herrscht hier nun freie Sicht. Sorgen bereitet den Einwohnern dagegen die Verkehrssituation im Bereich Neubaugebiet/Cortendorf/Motschental: Zwar ist die Beschilderung Backert zufolge „nachvollziehbar“, da Verkehrsteilnehmer aus Richtung Löbelstein und Neubaugebiet haltepflichtig sind. Doch viele kümmere das wenig, sagte Bürgervereinsvorsitzender Stefan Leistner: „Das Motschental lädt ein, eher 60 als 40 zu fahren, und von Löbelstein aus ziehen viele geradeaus durch.“ Überhaupt werde die abknickende Vorfahrt durch das Neubaugebiet „unübersichtlicher“. Auch Stadtrat Michael Zimmermann identifizierte hier eine „sehr gefährliche Stelle“. Backert regte eine Verkehrsschau an. Die Wunschlösung Kreisverkehr lässt sich hier wohl nicht realisieren, sagte Stadtbauamtsleiter Karl Baier: „Dazu brauchen wir Grunderwerb, und der Eigentümer gibt schlichtweg nichts her.“ Weitere Gefahren hat Stadtrat Andreas Gehring im Zusammenhang mit dem Neubaugebiet ausgemacht: Die Straße sei stark verschmutzt, parkende Baufahrzeuge verringerten den Platz auf Höhe der Rögener Hütte.

Mit einem gewissen Standard ausbauen

Streit gibt es auch über die Straße „Am Achatfelsen“. Laut Baier wurde hier schon 2016 ein Ausbau ins Auge gefasst. Im Mai 2022 habe der Senat eine Vorplanung beschlossen. Zwei Möglichkeiten gebe es hier: eine Verbreiterung von 4,50 auf 6,50 Meter oder eine Breite von 4,50 Metern mit Ausweichweichstellen. Weil hier ein Begegnungsverkehr nur schlecht möglich und der Unterhalt der Straße teuer ist, spricht sich die Stadt für einen Ausbau aus. Auch die Lützelbucher sähen dies gern. Die Mehrheit der Rögener sei aber dagegen, so Gehring. Die von rund 1100 Fahrzeugen täglich befahrene Strecke müsse regelmäßig von Schlaglöchern befreit und die Bankette müssten gesäubert werden, gab Baier zu bedenken: „Eine Straße mit solcher Belastung ist mit einem gewissen Standard auszubauen.“ Dieser Ausbau sei nicht nötig, wenn die Route in eine Einbahnstraße umgewidmet werde, meinte Joachim Feiler. Einem Zeitverlust von „maximal 30 Sekunden“ für den Durchgangsverkehr stünden weitere Vorteile gegenüber, etwa eine Entlastung der Anwohner und eine Entzerrung an der Neershofer Straße. Sauerteig versprach, diese Anregung ebenso mitzunehmen wie diejenige von Landwirt Rainer Fischer, den hier kreuzenden Radweg wieder auf den Flurbereinigungsweg zu verlegen.

Im Hinblick auf eine Renovierung der Arnfried-Fischer-Halle schlug Ute Pflaum vom Liegenschaftswesen eine Bestandsaufnahme vor. Die Instandhaltung der vor 20 Jahren gekauften Halle obliegt dem Heimat- und Bürgerverein. Mit der bereits angekündigten AWO-Quartiersarbeit für den Coburger Osten ergeben sich weitere Nutzungsmöglichkeiten, führte Leistner aus: „Wir lieben diese Halle, und der Bedarf an solchen Örtlichkeiten wird eher wachsen als schrumpfen.“ Auf dem Spielplatz wurden neue Spielgeräte aufgestellt. Dennoch ist Gehring verärgert: „Schon brauchen wir Ersatzteile, weil Sandspielsachen einfach entwendet wurden.“

Schall verhält sich nicht immer wie berechnet

Die Bushaltestelle in Rögen soll barrierefrei umgebaut werden. Allerdings verschiebt sich die Maßnahme ins Jahr 2023, erklärte CEB-Hauptabteilungsleiter Gerhard Knoch. Verbesserungswürdig sei auch die Beleuchtung der Straße „Am Eichholz“, hier gebe es zwischen zwei Leuchten eine dunkle Stelle von 80 Metern. Wenn in Rögen in Kürze Glasfaserkabel verlegt werden, soll hier Abhilfe geschaffen werden. Außerdem werden die Lampen auf LED umgerüstet. Anfang bis Mitte Oktober sollen die Tiefbauarbeiten beginnen, informierte Stefan Fey, Teamleiter Digitalisierung. In Rögen gebe es beim Breitbandausbau noch Handlungsbedarf. „Wer möchte, kann hier zukünftig bis zu 1000 mBit buchen“, sagte Fey. Sein Rat: „Lassen Sie sich den Hausanschluss auf jeden Fall legen, dann haben Sie etwas für die Zukunft.“ Der Hausanschluss sei kostenlos, fügte Sauerteig hinzu. Die Nutzung anderer Anbieter sei ebenfalls möglich. 240 Anschlüsse sind auf drei Kilometern Länge vorgesehen, sieben Kilometer Kabel werden verlegt. Die Verlegung könne nur unter Vollsperrungen mit Anliegerverkehr erfolgen, so Fey.

Was den Schallschutz gegen ICE und Autobahn angeht, habe die Stadt wenig Handhabe, informierte Monika Gagel, Leiterin des Amts für Bauverwaltung und Umwelt. Die vorgeschriebenen Grenzwerte würden eingehalten. „Warum auch immer: Seit einigen Wochen und Monaten hört man den Lärm mehr“, meinte Leistner. Gehring monierte, dass in Oberbayern überall Lärmschutzwände stünden, auch in Ebersdorf seien diese vorhanden. „Außerdem messen sie nichts, sie rechnen hoch – und Schall verhält sich nicht immer, wie berechnet.“

Auf einem guten Weg

Sauerteig ging auch auf die allgemeine Situation der Stadt ein. Die Energiepreisexplosion stelle die Kommunen „vor größere Aufgaben als Corona“, obwohl diese nur begrenzten Handlungsspielraum hätten. Er sieht deshalb Freistaat und Bund in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Lebensgrundlagen auf einem bestimmten Niveau blieben. In der Vestestadt plant ein Krisenstab Maßnahmen: von Wärmestuben bis hin zu Ausbau und Speicherung regenerativer Energien in entsprechenden Parks. Mit dem Bau des neuen Klinikums sehe sich Coburg einem Kraftakt gegenüber. Bis der Neubau bezogen werden kann, muss die Stadt außerdem noch 15 Millionen Euro in das alte Klinikum investieren. Gleichzeitig gelte es, die BGS-Trasse und weitere Infrastrukturmaßnahmen zu stemmen. „Dennoch ist die kommunale Trägerschaft der Schlüssel, um die Versorgung an den Bedürfnissen der Bürger auszurichten“, betonte Sauerteig. Parallel bemühe sich die Stadt darum, mehr Ärzte in die Region zu holen. Sauerteigs Fazit: „Wir sind bei vielen Themen auf einem guten Weg und im Vergleich mit anderen Kommunen bereits sehr weit, auch wenn es die Coburger nicht immer wahrnehmen.“

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