Erst mit der präsidialen Unterschrift - entweder von Sulyok oder von Köver - und der anschließenden Veröffentlichung im ungarischen Amtsblatt wäre die Ratifizierung abgeschlossen. Wann genau dies der Fall ist, ist noch ungewiss. Die Ratifizierungsurkunde muss im Anschluss außerdem formal beim US-Außenministerium in Washington hinterlegt werden, danach müssen die Beitrittsdokumente Schwedens ebenfalls an das Ministerium übergeben werden - dann sei Schweden offiziell Nato-Mitglied, erläuterte Kristersson. Schon in den Tagen darauf könnte es dann eine Willkommensfeier für Schweden geben, bei der dann die schwedische Flagge vor dem Nato-Hauptquartier in Brüssel gehisst wird.
Mit einer ganz ähnlichen Zeremonie war im April 2023 auch Finnland im Bündnis willkommen geheißen worden. Zusammen mit seinem nordischen Nachbarn hatte sich Schweden im Mai 2022 entschlossen, die Mitgliedschaft in der Nato zu beantragen. Für beide Länder bedeutete das eine Abkehr von einer traditionellen militärischen Bündnisfreiheit, doch der russische Einmarsch in die Ukraine hatte auch im hohen Norden Europas für eine Zeitenwende gesorgt.
Anders als die Finnen rangen die Schweden jedoch noch viel länger damit, die ausbleibenden Ratifizierungen durch die Nato-Mitglieder Türkei und Ungarn zu erhalten. Gerade die Türkei hatte den Prozess lange Zeit aktiv blockiert und diese Haltung unter anderem mit einem aus ihrer Sicht unzureichenden Einsatz Schwedens gegen "Terrororganisationen" begründet. Vor einem Monat stimmte das Land dem schwedischen Nato-Antrag schließlich zu. Unmittelbar darauf brachte die US-Regierung den Verkauf von F-16-Kampfjets an Ankara auf den Weg.
"Bereit sein, füreinander zu sterben"
Damit fehlte es den Schweden nur noch an der Zustimmung Ungarns - und das, obwohl das Donauland im Südosten der EU immer wieder betont hatte, nicht das letzte ratifizierende Land sein zu wollen. Es zögerte die Ratifizierung jedoch immer weiter hinaus und berief sich dabei darauf, dass es aus Schweden in der Vergangenheit Kritik an den demokratischen Verhältnissen und der Rechtsstaatlichkeit in Ungarn gegeben habe. Viele Fidesz-Politiker fassten das als Beleidigungen auf, ehe ihre Fraktion vergangene Woche überraschend grünes Licht für die Schweden signalisierte.
Dieses Einlenken wurde am Freitag endgültig beim Besuch von Kristersson bei Orban besiegelt. Dabei wurden mehrere Vereinbarungen zur bilateralen Rüstungs-Zusammenarbeit verkündet. Unter anderem kauft Ungarn vier neue Kampfjets vom Typ Jas 39 Gripen aus Schweden. Und Orban machte klar, wie eng die Beziehung zwischen den künftigen Bündnispartnern werden soll: Als gemeinsame Nato-Mitglieder müsse man "bereit sein, füreinander zu sterben", sagte Orban auf einer Pressekonferenz mit Kristersson. Man müsse bereit sein, füreinander da zu sein und für Freiheit und Unabhängigkeit zu kämpfen. "Das bedeutet es, Nato-Mitglied zu sein", betonte Orban.
Für eine solch starke Beziehung bedürfe es einer soliden Basis voller Vertrauen und gegenseitigem Respekt, sagte er weiter. Diese Basis scheint er nun mit den Schweden wiedergefunden zu haben - auch dank des Rüstungs-Deals und des Budapest-Besuches von Kristersson, was Orban vor seinem Heimpublikum jeweils als Sieg verkaufen konnte.