Holocaustüberlebende auf Vogue-Cover Eine Liebeserklärung an Margot Friedländer

Hilke Lorenz

Die Juli-Vogue holt die Holocaustüberlebende Margot Friedländer auf ihr Cover. Die Geschichte über die Liebe und ein menschliches Miteinander ist eine Verbeugung vor einer tollen Frau. Zeit für ein paar persönliche Worte, meint unsere Autorin Hilke Lorenz.

 
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Margot Friedländer – eine Ikone, die jetzt auch in der neuen Vogue gefeiert wird Foto: dpa/Annette Riedl

Was für ein Bild. Was für ein Zeitschriftencover. Was für eine Botschaft: Liebe. Love. Die weißen Haare umrahmen ein freundliches, der Betrachterin zugewandtes Gesicht. Lächelnd und fast ein bisschen fordernd. Selten war ein vom Leben gezeichnetes Gesicht schöner. Margot Friedländer trägt einen leuchtend roten Mantel, an den Revers dezent das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (links) und den Verdienstorden des Landes Berlin (rechts). Nix beige, nicht praktische Kurzhaarfrisur. Ort des Shootings: der botanische Garten von Berlin. Die Fotos von Mark Peckmezian zeigen eine Frau mit Sinn für Schönheit und einem Anspruch an sich selbst – vor allem aber an die anderen, die bitte schön, ihre Botschaft hören sollen. Und auch verstehen. Und leben. „Mensch sein“.

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Margot Friedländer, 102 Jahre alt, eine Überlebende des Holocaust. Eine Frau, die es nach dem Tod ihres Ehemannes aus den USA zurück nach Deutschland in die Heimat, ihr Geburtsland zurückgezogen hat und nun in Zeiten lebt, über die sie sagt „Genauso hat es damals angefangen“. Der Hass und der Kampf um die Demokratie. Und dennoch glaubt sie an die verbindende Kraft der Liebe. Und scheint eine schier unerschöpfliche Energie zu haben, sich dafür eine menschenfreundliche Welt einzusetzen.

Wer sich nicht immer wieder vor dieser kleinen großen Frau verbeugen möchte, hat kein Herz und noch viel weniger Verstand. Aber um ehrlich zu sein, wenn es nicht so furchtbar unangemessen für eine Fremde wär, würde man sie doch eigentlich gerne in den Arm nehmen und ihr immer wieder Danke sagen, für ihre Energie, ihre Unerschrockenheit und ihre klaren, einfachen aber unmissverständlichen Worte, mit denen sie sich für Menschlichkeit und Liebe und gegen die rechtsextremen Tendenzen in unserer Gesellschaft einsetzt.

Das neue Cover der Vogue /Vogue

Was für eine kluge Idee der Vogue, sie auf dem Titel der Juli-Ausgabe zu platzieren. Und was für eine faszinierende Frau, die das mitmacht und offensichtlich genießt. Quasi in Fortsetzung der Kluge-Kopf-Kampagne der Frankfurter Allgemeinen, die sie zum 27. Januar des Jahre, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, von Wim Wenders Zeitung lesend inmitten der Stelen des Berliner Holocaustdenkmals fotografieren ließ.

Bitte noch lange so, liebe Margot Friedländer!