Coburg - Reisen in große Städte, Kreuzfahrten und das Erlebnis, mit seinen Puppen und Zauberkünsten Menschen den Alltag vergessen zu lassen. Es ist dieses freie Lebensgefühl, welches Marcus Geuss seit dem Shutdown vor rund einem Jahr am meisten vermisst. Seit 2006 lebt Geuss von seiner Kunst, zuvor arbeitete er auch als Rettungssanitäter beim ASB in Coburg. In Coburg macht er sich einen Namen mit seiner Zauberwelt in Grub am Forst. Doch wenn sich sonst ein Termin an den anderen reiht, fanden im vergangenen Jahr fast gar keine Auftritte statt: Schiffe stachen nicht in See, Varietès waren geschlossen, Theater ebenso. Doch sich auf Sozialhilfe zu verlassen war für den 45-Jährigen undenkbar. „Wir haben überlegt, wie wir Geld verdienen können, mein Lebensgefährte hat den LKW-Führerschein gemacht und ist jetzt als Fernfahrer unterwegs“, berichtet Geuss, dessen Partner sonst ebenfalls auf großen Bühnen auftritt. Nun hat auch Marcus Geuss einen ganz neuen Job: Er packt in Vollzeit im Impfzentrum mit an. Zunächst jedoch half er einer befreundeten Künstlerin, die Krippen baut, in ihrem neuen Popupstore, doch auch der musste noch vor Weihnachten wieder schließen. Dann entdeckt Marcus Geuss eine Stellenanzeige: Für das Impfzentrum wird Personal gesucht, befristet auf ein halbes Jahr. Er bewirbt sich und bekommt den Job. „Das ist etwas sinnvolles, ich tue etwas für die Gesellschaft um die derzeitige Situation zu bekämpfen und setze meine Arbeitskraft ein“, schildert Geuss. Zunächst begleitet er das mobile Impfteam in die Seniorenheime, inzwischen kümmert er sich im Impfzentrum um die Verwaltung. Die Arbeit in dem neuen Team liegt ihm, alle sind neu zusammengewürfelt und sehr motiviert, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, sagt er. Das sei ähnlich wie bei einer neuen Produktion in Theater und Varietè, wenn aus Fremden eine Einheit wird und jeder flexibel und engagiert sein Bestes gibt.
Büro statt Bühne Coburg: Zauberer jobbt im Impfzentrum
Christiane Schult 08.03.2021 - 06:57 Uhr
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