Der Biologe Josef Settele betonte, dass die Menschen dem Klimawandel nicht ausgeliefert seien. Neben der Reduktion von Emissionen seien veränderter Lebensmittelkonsum und eine wassersparende Landwirtschaft konkrete Beispiele für Anpassungsmöglichkeiten. Wichtig ist Settele, Klima- und Biodiversitätsschutz nicht gegeneinander auszuspielen, sondern zusammenzudenken: „Der Erhalt und Wiederaufbau gesunder Ökosysteme, zum Beispiel durch Schutz und Aufbau naturnaher Wälder sowie Renaturierung von Mooren, bietet nicht nur Raum für biologische Vielfalt, sondern leistet auch einen Beitrag zum Klimaschutz, da so Kohlenstoff aus der Atmosphäre gebunden wird.“ Dennoch: Ein Weiter-so und dazu ein wenig Naturschutz reichten bei Weitem nicht aus, betonte Settele: „Wir brauchen einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel, um für kommende Generationen eine lebenswerte Zukunft zu sichern.“
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Welche Rolle spielt die aktive Entfernung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre?
Um das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen zu können, halten die meisten Experten es neben der Minderung des Treibhausgasausstoßes auch für nötig, der Atmosphäre aktiv CO2 zu entziehen. So sollen unvermeidliche Emissionen aus Landwirtschaft oder Industrie ausgeglichen werden. Eine Möglichkeit sind Aufforstungen. „Sie werden aber keine Riesenmenge CO2 aus der Atmosphäre holen“, sagte Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im Interview mit unserer Zeitung. Eine weitere Möglichkeit sind Technologien, mit denen CO2 dort aufgefangen wird, wo es entsteht – etwa bei Kraftwerken oder Industrieanlagen –, und entweder in den Boden gepresst oder als Rohstoff für die Chemieindustrie genutzt wird. Auch der direkte Entzug von CO2 aus der Atmosphäre ist technisch möglich, aber sehr teuer und energieaufwendig. „Aber solche Technologien könnten in den nächsten 20 Jahren günstiger werden“, so Rahmstorf.
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Info: Waldverlust in Deutschland größer als bisher angenommen
Analyse
Die Waldverluste in Deutschland sind einer neuen Analyse zufolge erheblich größer als bisher angenommen. Von Januar 2018 bis April 2021 seien auf rund 501 000 Hektar Fläche Baumbestände zerstört worden – das entspreche fast fünf Prozent der gesamten Waldfläche, teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Montag mit.
Ursache
Das sei erheblich mehr als bisher gedacht, hieß es demnach. Ursache seien „vor allem die ungewöhnlich starken Hitze- und Dürreperioden in diesen Jahren, die wiederum den Befall durch Schadinsekten begünstigt haben“.