Vorsicht bei Seen und Flüssen Die unterschätzte Gefahr

In der Tongrube in Dörfles-Esbach herrscht Badeverbot. Nicht ohne Grund: Steile Böschungen und viele abgebrochene spitze Baumstämme schlummern unterhalb der Wasseroberfläche. Foto: BRK

Die Kreiswasserwacht Coburg warnt vor Leichtsinn beim Baden. Vor allem Kindern fehle nach den langen Schließungen die Routine im Wasser.

 
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Coburg - Die Wärme lockt die Menschen an die Badeseen. Da jedoch immer wieder Leichtsinn und Verantwortungslosigkeit zu Badeunfällen führen, mahnt die Kreiswasserwacht Coburg angesichts der aktuellen Hitzewelle zu besonderer Vorsicht.

So sei die Region Coburg zwar bislang glimpflich davongekommen, was Ertrinkungsunfälle betreffe; dennoch sei Vorsicht geboten. Zwar seien deutschlandweit bis zu 25 000 Rettungskräfte der Wasserwacht aktiv, aber: „Nicht alle Seen und Weiher sind überwacht“, warnen Christoph Kirchner und Sebastian Scholz von der Kreiswasserwacht Coburg. Auch gelinge es nicht immer, Rettungsschwimmer rechtzeitig zu alarmieren. So seien alleine im vergangenen Jahr 378 Menschen ertrunken – und heuer habe sich innerhalb von vier Tagen die Zahl der Badetoten verdoppelt.

„Manche Schwimmer bringen sich durch unbegreifliche Verantwortungslosigkeit und unfassbaren Leichtsinn in Gefahr. Sie ignorieren Warnschilder, unterschätzen die Hitze, überschätzen ihre eigenen Kräfte und nehmen die Gefahren in Seen und Flüssen falsch wahr“, veranschaulichen die Sprecher der Wasserwacht. Im Landkreis Coburg seien zudem viele Seen, beispielsweise der Froschgrundsee und der Goldbergsee, nicht bewacht.

„An der Tongrube in Dörfles-Esbach herrscht Badeverbot, das leider auch leichtsinnig ignoriert wird“, so Scholz und Kirchner unisono. „Dass dort noch nichts Schlimmeres passiert ist, beruhigt einerseits, allerdings möchten wir hier auch zur Vorsicht mahnen.“ Das Verbot sei von der Gemeinde nicht aus reiner Willkür erlassen worden, sondern aufgrund der Gefahren: Steile Böschungen, spitze Baumstämme unter der Wasseroberfläche, eine Tiefe von 30 Metern.

Die Wasserwacht Coburg warnt daher eindringlich: „Ein Kollaps ist gerade im Wasser lebensgefährlich.“

Sebastian Scholz hat zudem den Eindruck, dass viele Menschen immer mehr das Gespür für ihren eigenen Körper verlieren. „Viele Schwimmer unterschätzen, wann ihre Kraft nachlässt – vor allem, wenn sie dehydriert oder von der Hitze erschöpft sind“, sagt er. Der beim Sonnen aufgewärmte Körper reagiere bei einem zu hastigen Sprung ins kühle Nass äußerst empfindlich auf den hohen Temperaturunterschied. „Durch diesen Temperaturschock ziehen sich die Adern schlagartig zusammen und der Körperkreislauf gerät in eine Stresssituation. Im schlimmsten Falle führt dies zur Bewusstlosigkeit oder zum Herzinfarkt“, warnt der Rettungsschwimmer und rät daher, den Körper langsam an das kältere Wasser zu gewöhnen.

Große Sorgen bereitet der Kreiswasserwach zudem der Umstand, dass inzwischen rund 30 Prozent der Badegäste Nichtschwimmer sind. „Immer weniger Kinder lernen das Schwimmen“, kritisiert Christoph Kirchner und fügt hinzu: „Und viele schlechte Schwimmer unterschätzen Strömungen und steile Uferbereiche. Deshalb ist es so wichtig, die Warnschilder ernst zu nehmen.“

Hinzu komme, dass durch die Pandemie die Schwimmbäder zumeist eine lange Zeit schließen mussten und daher die „Routine im Wasser“ fehle. „Kinder, die zwar das Schwimmen gelernt haben, allerdings noch keine sicheren Schwimmer sind, überschätzen sich meist“, warnen die beiden. „Der Respekt vor dem Wasser fehlt zu oft. Auch bei sehr erfahrenen Schwimmern.“

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