Vorwurf Tierquälerei Peta gegen Kronacher Renntauben

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Mit rund 80 Kilometern pro Stunde fliegt eine Renntaube auf ihrem Heimweg. Foto: iberoz - stock.adobe.com

Rund 500 Renntauben aus der Region Kronach sollen an diesem Wochenende an einem Rennen von Stuttgart zurück in ihre Heimat teilnehmen. Das missfällt jedoch Tierschützern.

 
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Sobald das Wetter besser wird, beginnt auch für die Renntaubenzüchter der Reisevereinigung Kronach die Saison. Hierfür fahren sie mit einigen ihrer Vögel an weit entfernte Orte von denen die Tiere anhand ihres ausgezeichneten Orientierungssinns den Heimweg finden sollen. So soll an diesem Wochenende etwa ein solcher Taubenauflass etwa im rund 300 Kilometer entfernten Stuttgart starten. Dies hat vor Ort nun aber Aktivisten der Tierrechtsorganisation Peta auf den Plan gerufen. Diese vermuten hinter dem Wettbewerb der schnellen Vögel eine Form von Tierquälerei.

„Derartige ‚Freizeitveranstaltungen‘ sind ethisch nicht vertretbar und müssen verboten werden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Organisation. Taubenwettflüge widersprächen dem Tierschutzgesetz, demzufolge sei es verboten, Tieren Leistungen abzuverlangen, die ihre Kräfte überstiegen. Zudem lege das Gesetz fest, dass Tiere im Training oder bei Wettkämpfen keinen Maßnahmen ausgesetzt werden dürften, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder körperlichen Schäden verbunden sind. Dies sei bei Taubenrennen der Fall, denn während der anstrengenden Flüge würden die Vögel an Dehydration, Hunger und Erschöpfung leiden und sich mitunter Verletzungen zuziehen. Während einer Saison würden Züchter Studien zufolge durchschnittlich rund 53 Prozent ihrer Wettkampfvögel verlieren.

Diesen Vorwürfen widerspricht Peter Horn von der Reisevereinigung Kronach. „300 Kilometer sind für unsere Vögel eher eine Kurzstrecke“, erklärt er. Das würden die Vögel, die im Schnitt mit einer Geschwindigkeit von rund 80 Kilometern pro Stunde flögen, ohne große Mühe binnen weniger Stungen schaffen. Die Züchter der Reisevereinigung würden an Rennen mit einer Entfernung von bis zu 600 Kilometern teilnehmen. Es gebe aber auch Rennen mit bis zu 1000 Kilometern Länge.

„Hohe Verluste sind eigentlich nicht üblich“, betont er. Selbst bei langen Strecken. Schließlich würden die Tiere hierfür extra trainiert. Meistens kämen alle seine Tiere wieder sicher daheim an. „Wir lassen Vögel nur starten, wenn sie wirklich fit sind“, erklärt er. Schließlich verbringe man viel Zeit mit ihnen, trainiere oftmals morgens und abends. Außerdem würden die Verbandsregeln festlegen, dass jeder Vogel bevor die Saison starte, von einem Tierarzt untersucht und geimpft wird. Die meisten ließen ihre Athleten aber deutlich öfter untersuchen und würden sie nicht antreten, falls etwas nicht stimme. Außerdem sei die Rennleitung dafür verantwortlich, dass lediglich bei gutem Wetter gestartet würde, um sicherzustellen, dass die Tiere keinen unnötigen Stress erleiden müssten. „Selbstverständlich kommt es gelegentlich vor, dass ein Greifvogel einen Schwarm attackiert“, erläutert er. Dabei könne es geschehen, dass auch weitere Vögel in Panik gerieten und sich verirrten. „Oftmals werden diese Tiere später aber von anderen Taubenzüchtern gefunden“, betont Horn. Dann hole man sie selbstverständlich von dort ab.

„Eine Strecke von 300 Kilometern sollte für eine trainierte Renntaube keine Herausforderung sein“, betont der Mitwitzer Tierarzt Maik Löffler, der sich mit Vögeln besonders gut auskennt. Zwar gebe es mitunter auch schwarze Schafe, die untrainierte Jungvögel in ein Rennen schickten, dies sei aber sicherlich die Ausnahme. Schließlich würden Verbände sehr auf das Wohlergehen der Vögel achten. Tatsächlich seien derartige Flüge in seinen Augen für die Vögel mitunter sogar gesund. Sie würden den Tieren nämlich erlauben ihr Potenzial zu entfalten. „Die Vögel haben einen natürlichen Bewegungsdrang, dem sie alternativ bestenfalls nur in einer kleinen Voliere nachkommen könnten“, erklärt er. Das sei in seinen Augen eher Tierquälerei. Verantwortungsvoll ausgeführt seien Taubenrennen hingegen ein wertvolles Kulturgut, das erhalten werden sollte.

Dem stimmt auch Peter Horn zu. Für ihn geht es bei der Renntaubenzucht um Leidenschaft – Geld machen könne man damit heute nicht mehr. „Früher war üblich auf die Tauben mit Geld zu wetten“, betont er. Nun würde der Besitzer der schnellsten Taube lediglich einen Siegerpokal erhalten. Selbst im Ruhrgebiet, wo das Hobby noch deutlich populärer sei, gebe es kaum noch Preise.

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