Gerade haben wir noch auf 2019 angestoßen, und nun steht schon das Christkind vor der Tür.
Es geht alles viel zu schnell, darüber besteht weithin Einvernehmen. Vor allem der ältere Mensch kommt ja gar nicht mehr mit in dieser schnelllebigen Epoche, in der nicht nur die Halbwertszeit von Trends und Sternchen rapide sinkt, sondern auch die von Worten. Erstmals erlebt eine Generation mit, wie Begriffe aufkommen und wenig später wieder verschwinden - ein Phänomen, das nach dem neuen linguistischen Fachgebiet "aussterbende Neologismen" geradezu schreit. Wirtschaftswunder und Zonengrenze, Babyboomer und Jahresendflügelfigur wird bald niemand mehr kennen, die gute alte Videocassette wird nurmehr Medienarchäologen ein Begriff sein und die Compact Disc physisch und begrifflich verrotten.
Vom Ozonloch spricht längst keiner mehr - außer denen, die glauben (machen) wollen, auch die Erderwärmung sei in ein paar Jahren Geschichte. Immerhin haben wir die Klimakatastrophe ja schon bewältigt, jedenfalls sprachlich. Mit ihrem Eintritt wurde sie aus dem medialen Wortschatz getilgt und zum Klimawandel verniedlicht. Wandel ist normal, Wandel gehört zum Leben - und doch macht auch er manchen Menschen Angst. In den Sprachlaboren von Wirtschaft und Politik arbeiten hoch spezialisierte Euphemisten deshalb unter Hochdruck an zeitgemäßen, positiv besetzten Umschreibungen. Zu den aussichtsreichsten Kandidaten zählt neben "Klimaanpassung" und WWU ("Worldwide Warm-Up") der coole Terminus "Klima-Upgrade". Zukunftssicher, allgemeinverständlich und leicht zu handhaben wäre auch die Einführung von Versions-Ziffern, die einfach jährlich dem aktuellen Stand der Erderhitzung angepasst werden müssten. Nach Madrid ist schließlich klarer denn je: bei Klima 2.0 wird es nicht bleiben.