Die Protestpartei "Es gibt so ein Volk" (ITN) von TV-Moderator und Kabarettist Slawi Trifonow wurde den vorläufigen Zahlen zufolge mit gut 18 Prozent überraschend zweitstärkste Partei. Trifonow gehört zu den prominentesten Corona-Leugnern in Bulgarien, ist aber zurzeit unter Quarantäne wegen Covid-19-Symptomen. Ein Stellvertreter von Trifonow verkündete in dessen Fernsehsender, dass die ITN nicht mit den "Parteien des Status quo" - also Borissows GERB, den Sozialisten sowie der Partei der türkischen Minderheit DPS - koalieren werde.
Die aus den früheren Kommunisten hervorgegangenen Sozialisten dürften mit knapp 15 Prozent auf Platz drei landen. Ins neue Parlament ziehen noch die Türkenpartei DPS (9,5 Prozent) sowie die konservativ-liberal-grüne Protestkoalition Demokratisches Bulgarien DB (fast 10 Prozent) und "Richte dich auf! Mafiosi raus!" (knapp 5 Prozent).
Die Bildung der neuen Regierung in Sofia dürfte auch kompliziert werden, weil die Programme der teils verfeindeten Parteien kaum Berührungspunkte haben - abgesehen davon, dass die Sozialisten und die drei Protestparteien Borissow absetzen und die Korruption effektiver bekämpfen wollen. Die populistische Partei "Es gibt so ein Volk" hat überhaupt kein Programm - sie will das politische System verändern. Daher ist es fraglich, ob Borissow nun eine vierte Regierung schmieden kann. Neuwahlen sind nicht ausgeschlossen.
© dpa-infocom, dpa:210405-99-86408/5