Wahlkampf Triell für CSU nur zweitrangig

Mit EVP Fraktionschef Manfred Weber als Ehrengast ist die CSU in die heiße Phase des Wahlkampfs gestartet.

 
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EVP-Fraktionschef Manfred Weber war zum CSU-Start in den Wahlkampf als Ehrengast geladen. Das Interesse war so groß, dass nicht alle Gäste im Festsaal bleiben konnten. Foto: Frank Wunderatsch

Weidhausen - Der CSU-Start in die heiße Phase des Wahlkampfes war mehr als ungewöhnlich. Das lag jedoch nicht nur am Ehrengast, dem Fraktionschef der EVP Manfred Weber, sondern auch an dem unerwartet hohen Interesse der Parteifreunde.

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Zu der Veranstaltung im Gasthaus „Braunes Ross“ am Montag erschienen mehr Gäste, als sich im Vorfeld angemeldet hatten. Da coronabedingt nicht alle Zuschauer im Festsaal platziert werden konnten, mussten sie sich mit einem Nebenraum begnügen. „Ich habe schon viele Wahlkampfveranstaltungen mitgemacht, aber dass Leute bei einer CSU-Veranstaltung aus dem Saal geschickt werden müssen, ist auch für mich ein Novum“, sagte Direktkandidat Jonas Geissler.

Der Kreisvorsitzende Martin Mittag forderte das Publikum zu Beginn der Veranstaltung zu mehr Zusammenhalt in der Union auf: „Die Zeiten sind stürmisch, aber das halten wir aus.“ Daran könne auch das schlechte Abschneiden des Kanzlerkandidaten Armin Laschet beim TV-Triell nichts ändern: „Wer nichts tut, macht auch keine Fehler. Wir brauchen eine starke Union, die ihren Kandidaten vor Ort unterstützt. Deswegen ist die aktuelle Umfrage nach dem TV-Auftritt für uns eher zweitrangig.“

Rückendeckung aus der Heimat

Direktkandidat Jonas Geissler ist bereits seit dem Jahr 2000 CSU-Mitglied. „Der damalige Wahlkampf lässt sich kaum mit unseren heutigen Herausforderungen vergleichen. Oberfranken hatte eine der höchsten Arbeitslosenquoten des Landes. Heute herrscht trotz Coronakrise nahezu Vollbeschäftigung.“ Unter Bundeskanzlerin Angela Merkel seien stabile Rahmenbedingungen geschaffen worden. Diese wünsche sich der 37-Jährige auch für die Zukunft. Eines der wichtigsten Themen sei dabei die Energiewende. „Wir stehen zur Energiewende, aber nicht radikal. Sie kann nicht im Alleingang funktionieren, sondern nur im Verbund zwischen Brüssel, Deutschland und Bayern.“

Für EVP-Fraktionschef Weber ist Jonas Geissler der richtige CSU-Direktkandidat für den Wahlkreis. „Er kann mit viel Selbstbewusstsein auftreten, wenn er so viel Rückendeckung und Zuspruch aus der Heimat erhält.“ Der Niederbayer griff den Gedanken seiner Vorredner auf und erinnerte daran, wie bedeutend ein guter Verbund innerhalb der Union in den vergangenen Jahren war. „Ziehen wir heute Bilanz, ist keiner mit der Politik nur zufrieden. In der Summe aber waren die vergangenen zehn Jahre sowohl ökonomisch als auch wirtschaftlich die besten Jahre, die wir je hatten. Trotz Eurokrise und Flüchtlingswelle hat sich der Wohlstand gemehrt. Dafür können wir jetzt Vertrauen einfordern.“

Auch in der aktuellen Coronapandemie stehe Bayern stabil da: „Wir befinden uns in einer epochalen Krise. Die Devise ,Safety First’ hat sich als richtig erwiesen. Aber wir müssen einsehen, dass man geimpften Mitbürgern nicht dauerhaft Freiheiten nehmen kann.“ Allerdings habe Deutschland in der Pandemie sieben Prozent seiner Wirtschaftskraft verloren. „Wir spüren davon bislang relativ wenig, weil der Bund über 400 Milliarden Euro neue Schulden aufgenommen hat“, so Weber.

Inhalte kaum gefragt

Für die kommende Bundesregierung blieben aus seiner Sicht zahlreiche Herausforderungen. Eine der größten ist hierbei der Klimawandel. „Der generelle Trend der Klimaerwärmung ist unumstritten und wir haben den Willen vorauszugehen.“ Dabei unterscheidet Weber zwei wesentliche Aspekte. Auf der einen Seite steht der soziale Aspekt. „Steigende Energiekosten und Elektromobilität sind teuer. Nicht jeder kann sich ein teureres Elektroauto leisten. Klimaschutz darf nicht auf den Schultern der Schwachen betrieben werden.“ Der zweite Aspekt betrifft die Sicherung der Arbeitsplätze: „Die Automobilindustrie ist eine Schlüsselindustrie für Bayern und für Deutschland. Mobilität muss umweltfreundlicher werden, aber das geht nicht mit einem allgemeinen Verbot für Verbrennungsmotoren. Dadurch würden wir eine weitere Spitzentechnologie an die Chinesen verlieren.“ Der Pragmatismus müsse entscheiden, wie man die eigenen Ziele erreiche, so Weber.

„Leider reden wir zu oft über die Performance von Kandidaten in der Öffentlichkeit und nicht mehr so sehr über die Inhalte“, warnte der EVP-Fraktionschef mit Blick auf das vergangene TV-Triell. In dieser Zeit sei es enorm wichtig, die Gesellschaft nicht zu spalten, sondern zusammenzuführen. „Wir haben alle Chancen, die Herausforderungen und Probleme unserer Zeit anzugehen, aber dafür braucht es eine mutige Führung.“