Wahlparty der SPD Brehm feiert, bleibt aber glücklos

Die 31-Jährige verfehlt für die Sozialdemokraten das erhoffte Direktmandat deutlich. Enttäuscht ist die hauptberufliche Schornsteinfegerin aber keineswegs.

 
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Coburg - Am Ende des Abends hatte ihr auch das sprichwörtliche Glück ihrer Zunft nicht geholfen: Ramona Brehm, hauptberufliche Schornsteinfegerin, hat das Direktmandat im Wahlkreis Coburg/Kronach und damit den Einzug in den Bundestag deutlich verfehlt. Sie kam auf 26,1 Prozent der Stimmen, Jonas Geissler (CSU) auf 36,5. „Ich bin stolz auf das Ergebnis, die Menschen haben gesehen, dass ich eine Politikerin mit Herz bin“, bilanzierte die aber nicht allzu enttäuschte Kandidatin der SPD auf der Wahlparty ihrer Partei am Sonntagabend.

Rückblende. Als um Punkt 18 Uhr die ersten Prognosen auf Bundesebene über die Bildschirme im ersten Stock des Münchner Hofbräu flimmern, jubeln die anwesenden 40, womöglich 50 Genossinnen und Genossen auf – gefolgt von Beifall (angesichts des sich andeutenden Kopf-an-Kopf-Rennens aber nicht im Übermaß). Brehm, rotes Kleid, schwarze Schühchen, erlebt die ersten Zahlen an der Seite von Oberbürgermeister Dominik Sauerteig und dessen Vorgänger Norbert Tessmer. „Ich bin sehr zufrieden mit der Prognose“, sagt die 31-Jährige. „Man merkt, das Land ist aufgewühlt, dass ein Wunsch nach mehr Gerechtigkeit da ist und ein Drang nach mehr Sozialdemokratie herrscht.“ „Wenn sich die erste Prognose bewahrheitet, dann ist das ein großer Tag für die Sozialdemokratie“, urteilt derweil Alt-OB Norbert Tessmer, der vor acht Jahren als Direktkandidat mit 32,4 Prozent der Stimmen das bayernweit beste Resultat der SPD einfuhr. „Am nächsten Freitag bin ich im Willy-Brandt-Haus in Berlin und ich freue mich, dort endlich wieder lächelnde Gesichter zu sehen.“ Seine Koalitionspräferenz: die Ampel.

Keine Wiederholung von 1998

Dominik Sauerteig fühlt sich indes erinnert an seinen eigenen Wahlkampf in der Vestestadt: „Da hat mir drei Monate vorher auch niemand etwas zugetraut. Bei Olaf Scholz war das ähnlich“, so der amtierende Oberbürgermeister, währenddessen ringsum Currywurst (im XXL-Format) mit Pommes serviert wird. „Man muss das aber ehrlich sehen: Bei den Zahlen wird das ein langer Abend.“ Sein Bruder Stefan Sauerteig setzt, da kursieren bereits die ersten Hochrechnungen, zu einem kleinen Loblied an. „Wir sind hocherfreut, man hat in den letzten Monaten gespürt: Die SPD ist im Aufwind. Wir hatten den richtigen Kandidaten, das richtige Programm, die richtigen Ziele für die kommenden Jahre“, resümiert der Vorsitzende des Stadtverbands Coburg. Und nun? „Ich war sechs Jahre Lehrer in Rheinland-Pfalz und habe unter Malu Dreyer eine sehr gute Ampelkoalition erlebt. Das ist eine stabile Option, die in die Zukunft führen kann.“

Allerdings bleibt es dabei: Zum letzten Mal holte im Jahr 1998 ein Sozialdemokrat das Direktmandat im Wahlkreis Coburg/Kronach. Sein Name: Uwe Hiksch.

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