Coburger Waldwirtschaft Zurück zur Natur

Norbert Klüglein
Albert Schrenker (rechts) und Christoph Hübner untersuchen die Rinde einer sterbenden Eiche. Foto: Norbert Klüglein

In Bayern wird es bald mehr Naturwädler geben. Die Staatsforsten wollen 58 000 Hektar nicht mehr bewirtschaften. In Coburg gehören Teile des Bausenbergs dazu.

 
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Coburg - Heute sind es ausschließlich Eichen und Buchen, die das Bild in der Auwand bestimmen. Ob das in 30 oder 40 Jahren noch genauso sein wird, das können Albert Schrenker, Leiter des Forstbetriebs Coburg der bayerischen Staatsforsten, und Christoph Hübner, Bereichsleiter Forsten beim Amt für Landwirtschaft Coburg, nicht sagen. „Ich schätze mal, die Buchen werden hier die Oberhand gewinnen“, meint Schrenker. Soweit das Auge reicht stehen nämlich kleine Buchen zwischen den starken Stämmen und warten darauf, ihre Kronen entfalten zu können.

Wenn es also allein nach dem sogenannten Aufwuchs geht, dann würde sich das etwa 20 Hektar große Waldstück am Nordhang des Bausenbergs wohl vollständig in einen Buchenwald verwandeln. Werden aber der Klimawandel, mögliche Baumschädlinge und weitere Umweltfaktoren in die Rechnung mit einbezogen, dann könnten auch die Eichen gewinnen. „Die vertragen hohe Temperaturen und Trockenheit viel besser als Buchen“, streut Christoph Hübner ein.

Ganz egal wie sich das Klima und die Bedingungen für den Baumnachwuchs entwickeln werden, der Mensch wird sich in der Auwand auf jeden Fall nicht mehr einmischen. Dieser Teil des Bausenbergs, der sich von Dörfles-Esbach bis zu Autobahnbrücke bei Rödental erstreckt, gehört ab sofort zum sogenannten Naturwald-Programm der bayerischen Staatsforsten. „Das heißt, dass wir hier die Bewirtschaftung einstellen, kein Holz mehr entnehmen und auch keine gezielten Nachpflanzungen mehr machen“, erklärt Albert Schrenker.

Die Naturwälder, die so entstehe sollen, sind Teil eines Natur- und Artenschutzprogramms, das die bayerische Staatsregierung aufgelegt hat. Im Rahmen eines Gesamtkonzepts für das sogenannte „Grüne Netzwerk“ sollen bis 2023 im Staatswald 58 000 Hektar Fläche aus der Bewirtschaftung genommen werden, um sie dem natürlichen Kreislauf zu überlassen. Nach Angaben der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber sei es Ziel, rund zehn Prozent der Staatswälder für den Artenschutz zu reservieren. Die erste große Flächen mit rund 6000 Hektar sind Donau-Auewälder, zwischen Lechmünden und Neuburg an der Donau. Aber auch bei Würzburg und im Steigerwald gibt es Naturwald-Flächen und zwischen Klosterlangheim und Vierzehnheiligen (Landkreis Lichtenfels). Dort sind es vor allem die ausgedehnten Buchenwälder, die unter besonderem Schutz stehen.

Der Coburger Raum hat solch große homogene Waldflächen nicht. Eher grüne Inseln, wie das Revier Auwand im Bausenberg, die zwischen fünf und 25 Hektar groß sind. Wenn man die Flächen allerdings zusammenzählt, die vom staatlichen Forstamt Coburg verwaltet werden – viele davon liegen auch im Landkreis Kronach –, dann kommt man trotz allem auf etwa 111 Hektar schützenswerte Waldfläche, auf denen in Zukunft keine Holznutzung mehr betrieben werden wird. „Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Misch- oder Laubwälder“, erklärt Albert Schrenker.

Wie Christoph Hübner ergänzt, wären es ja nicht allein die neu ausgewiesenen Naturwälder, die dazu beitragen sollen die Artenvielfalt zu verbessern, sondern ein ganzes Netzwerk verschiedener Flächen in den Landkreisen Coburg und Kronach. „Wir haben das Grüne Band entlang der ehemaligen Grenze als wichtigen Rückzugsraum für bedrohte Fauna und Flora und wir haben eine ganze Reihe von Trittsteinen in den Wäldern, die naturbelassen sind.“ Mit „Trittsteinen“ meint Hübner beispielsweise sogenannte „Totholzinseln“, wo umgestürzte Bäume einfach stehen oder liegen bleiben können und so Lebensgrundlage für viele Tier- und Pflanzenarten – darunter vor allem Vögel, Insekten, Pilze und Moose – bilden. Auch die Biotop- oder Habitatbäume, die wichtig für eine ganz besonders Spezies sind, zählten dazu. Darüber hinaus seien schon viele Waldstücke mit besonderer Rücksicht auf den Natur- und Artenschutz bewirtschaftet worden. „Wie etwa die Niederndorfer Wand bei Mährenhausen, der Weissbachsgrund, die Birkleite oder die Buchenbestände vom Bausenberg bis hinauf zur Veste, steuert Albert Schrenker bei.

Werden die Naturwälder in Zukunft für die Menschen tabu sein, um Flora und Fauna zu schützen? Nein, so weit gingen die gesetzlichen Vorgaben der bayerischen Staatsregierung nicht, meint der Leiter des Forstbetriebs Coburg. „Die Flächen sollen für Wanderer und Spaziergänger weiter erlebbar bleiben, damit sie die Besonderheiten des Waldes wahrnehmen können.“ Man werde ferner der Verkehrssicherungspflicht nachkommen und umgestürzte Bäume beseitigen, wo sie eine Gefahr darstellen. Auch die Forstwege sollen erhalten werden. Schließlich bleibt die Jagd erlaubt. „An besonderen Stellen wollen wir die Menschen auf das Naturwald-Konzept aufmerksam machen und erklären, warum naturbelassene Flächen so wichtig sind“, kündigt Albert Schrenker an.

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