Wallenfels/Bingham Ein Prost auf die Freundschaft

Sie haben beim Bier-Tasting in Wallenfels gut lachen (von links): Bürgermeister Jens Korn, Braumeister Rob Smith sowie Colin Smith und Nathan Bray aus Bingh Foto: Julia Knauer

Wallenfels hat zurzeit wieder Besuch aus seiner englischen Partnerstadt Bingham. Darunter auch einige Musiker, denen eine besondere Ehre zuteil wurde. Bei einer Bier-Verkostung beim „Malzschmied“ herrscht beste Stimmung.

 
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Meisterdieb, Flaschnermeister, Holzmacher, Floßmeister oder vielleicht doch lieber ein Weizen? Diese Frage stellt sich den circa 20 Binghamern bei ihrem Besuch beim Wallenfelser „Malzschmied“ am vergangenen Montag nicht: Sie dürfen einfach alle seine Biersorten verkosten. Kein Wunder, dass sich Braumeister Rob Smith großzügig zeigt – stammt er doch ursprünglich selbst aus der Wallenfelser Partnerstadt Bingham (unsere Zeitung berichtete). Wenn man sich mit ihm unterhält, könnte man das allerdings leicht vergessen. Denn er spricht inzwischen astreines Fränkisch, frei von jeglichem Akzent.

Auch Robs Vater ist dabei

Doch mit seinen Landsleuten unterhält er sich natürlich auf Englisch. Er erklärt ihnen, was die Namen der einzelnen Biere bedeuten, wie er sie herstellt und wo die Unterschiede liegen. Die Besucher, unter denen sich auch Robs Vater Colin Smith befindet, hören aufmerksam zu, probieren und stellen viele interessierte Fragen. Es wird viel gelacht – mit jedem Gläschen etwas mehr.

Geschmäcker sind verschieden

Doch welches Bier schmeckt nun am besten? Da gehen die Meinungen der Binghamer auseinander, jeder hat einen anderen Favoriten. Doch in einem Punkt sind sich alle einig: Gut sind sie alle. „Ich persönlich mag den Flaschnermeister am liebsten“, erklärt Rob Smith selbst – allerdings sei das das Bier, das in Franken am wenigsten gefragt sei. Wegen seines fruchtigen Geschmacks, ist sich der Braumeister sicher. „Für einen Franken muss Bier wie Bier schmecken – und nicht wie Zitronen“, analysiert er augenzwinkernd. Engländer schätzten hingegen auch fruchtigere Biere mit unterschiedlichen Geschmacksnoten. Auch er selbst sei durchaus experimentierfreudig.

Wallenfelser Bier in England

Etwa alle zwei bis drei Jahre kommen die Binghamer nach Wallenfels zu Besuch, wie Nathan Bray erzählt. Bis auf Colin Smith – der reise jedes Jahr nach Deutschland, um seinen Sohn zu besuchen. „Wenn er losfährt, sieht sein Auto ganz normal aus. Wenn er zurück kommt, hängt der Kofferraum fast bis auf die Straße“, meint Nathan Bray augenzwinkernd auf die Frage, ob er denn zuvor schon einmal eines von Robs Bieren probiert habe.

Musik verbindet

Aber natürlich kommen die Binghamer nicht nur wegen des Gerstensafts von ihrem Landsmann nach Wallenfels, sondern vor allem, um die Freundschaft zwischen den beiden Städten zu feiern und zu pflegen. Dies tun sie oft und gerne auf musikalische Weise. So hatte Nathan Bray, der professioneller Trompeter ist, zum Beispiel 2020, als es coronabedingt kaum „echte“ Auftritte gab, ein virtuelles Orchester auf die Beine gestellt und seinen Wallenfelser Freunden so einen musikalischen Gruß geschickt: eine ganz eigene Version von „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ (unsere Zeitung berichtete).

Eine ganz besondere Band

Überhaupt sind unter den Binghamern zahlreiche Profi- und Hobbymusiker verschiedenster Altersklassen. Gemeinsam sind sie die „Toot Hill Dance Band“. Als solche ist ihnen am vergangenen Wochenende eine ganz besondere Ehre zuteil geworden: Sie durften im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Soldatenkameradschaft Wallenfels auftreten. „Jens vertraut uns. Das ist nicht selbstverständlich“, attestiert Nathan Bray dem Wallenfelser Bürgermeister Jens Korn (CSU). Denn sonst würde er sie schließlich nicht einfach so bei einem für den Ort so wichtigen Fest spielen lassen. Die Toot Hill Dance Band sei etwas ganz besonderes: Viele „Alte“ seien noch dabei, aber es kämen auch immer wieder junge Musiker dazu, die von den erfahreneren lernten und mit ihnen gemeinsam auf der Bühne stünden. So sei ein Junge bei dem Auftritt in Wallenfels absolut über sich hinausgewachsen. „Ich musste weinen“, gibt Bray zu.

Bier und Musik – eine gute Kombination

Stolz ist Nathan Bray auch auf Rob Smith. „Er war noch ein Baby, als er das erste Mal in Wallenfels war“, erinnert er sich. Nun lebe er hier und habe sich mit seiner Brauerei eine eigene Existenz aufgebaut. „Ich kann gar nicht glauben, dass er all diese Dinge in seinem Kopf hat“, gibt Bray bewundernd zu, während Smith Einblicke in die Kunst des Bierbrauens gibt. Bier und Musik gehörten übrigens gewissermaßen zusammen, meint er schmunzelnd: „Wir Musiker sind ja alle ein bisschen bierbegeistert.“

Und Rob Smith? Der freut sich, seine Landsleute in seiner Wahlheimat bewirten zu dürfen: „Das ist schon etwas ganz Besonderes für mich und macht viel Spaß.“

Wallenfels ist seit 1984 mit der circa 7500 Einwohner zählenden Stadt Bingham bei Nottingham partnerschaftlich verbunden. Ostern 1984 wurde in Wallenfels von den Bürgermeistern Phil Jaques und Manfred Nürnberger die Partnerschaftsurkunde feierlich unterzeichnet. Die Unterzeichnung in Bingham fand am 15. Oktober 1984 statt. Zur Pflege der Partnerschaft wurde am 15. Mai 1985 der Verein „Förderkreis Bingham-Wallenfels e.V.“ gegründet. Am 16. Mai 2009 wurde mit einem Festabend im Kulturzentrum Wallenfels das 25-jährige Partnerschaftsjubiläum gefeiert. Anlässlich des 30-jährigen Partnerschaftsjubiläums fand in Bingham 2014 das siebte „Bavarian Bierfest“ statt. www.bingham-wallenfels.eu

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