Wallenfels Hightech braucht Highspeed

Susanne Deuerling
Das Herz- und Prunkstück im Hause Müller-Zeiner ist das Bearbeitungszentrum für Holz mit Zusatzaggregaten zum mehrdimensionalen Fräsen und Bohren. Bürgermeister Jens Korn (rechts) und Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner (Fünfter von rechts) zeigten sich begeistert. Mit im Bild Geschäftsführerin Gabriele Köstner (Zweite von rechts) und Heinrich Köstner (links). Foto: /Susanne Deuerling

Wie wichtig der Breitbandausbau für die Wirtschaft ist, zeigt sich am Beispiel der Firma Müller-Zeiner in Wallenfels. Denn im Stammwerk klappen noch nicht einmal Online-Konferenzen. Das soll sich aber bald ändern.

 
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Wallenfels - Große Entfernungen, lange Kabelwege, weit verstreute Dörfer und Gehöfte und mitten drin Firmen, die weltweit aktiv sind. Wie könnte das funktionieren? Was bringt Unternehmen dazu, sich bewusst fürs Land zu entscheiden? Sei es nun wegen der Grundstückspreise oder weil die Firmen, aus Familienunternehmen gewachsen, in der Heimat verwurzelt sind und hier eigentlich bleiben wollen?

Auch in Wallenfels ist man sich darüber klar, das schnelles Internet eine der Grundvoraussetzungen ist, um die Wirtschaft vor Ort zu stärken. Bürgermeister Jens Korn betonte dann auch bei einer Werksbesichtigung der Firma Müller-Zeiner, dass man in Wallenfels bereits von der Stufe 3 der Förderprogramme des Breitbandausbaus profitiert habe. Nur mit der Förderung von 90 Prozent sei dies zu schaffen gewesen. Und man werde weitermachen und alle Möglichkeiten ausschöpfen, damit die eingesessenen Firmen hier in Wallenfels bleiben können und sich vielleicht noch weitere ansiedeln. „In der heutigen Zeit kann durch ein schnelles Internet die Ansiedelung auf dem Land durchaus attraktiv sein. Und bei guten Leitungen kann man von überall arbeiten“, war sich Korn sicher.

Industrieverpackungen aus Holz

Derselben Meinung ist auch die Geschäftsführerin Gabriele Köstner, die in einer kleinen Präsentation die Firma Müller-Zeiner Industrieverpackungen vorstellte. Das Familienunternehmen ist beheimatet in der Stumpfmühle 1 im Wallenfelser Gewerbegebiet West. Die Stumpfenschneidmühle existiert bereits seit 1507 und wurde ab 1900 kontinuierlich von Johann Müller-Zeiner ausgebaut. Nun fertigt man bereits in fünfter Generation Industrieverpackungen aus Holz. Inzwischen produziert man an vier Standorten in Deutschland, davon zwei in Berlin und einer in Mittenwalde/Schenkendorf sowie eben am „Mutterstandort“ in Wallenfels. Darüber hinaus gibt es weitere fünf Standorte „On-Site“.

Wie Köstner erläuterte, gingen mit der globalen Vernetzung Probleme einher, die oft im ländlichen Raum zu finden seien. „Es gab und gibt teilweise noch heute keine vernünftige Internetverbindung, mit der man effektiv arbeiten kann“, bestätigte die Geschäftsführerin. Im Werk Müller-Zeiner zum Beispiel würden durch den Breitbandanschluss die aufwendigen manuellen Backups vor Ort wegfallen. Es würde endlich gelingen, Online-Konferenzen durchzuführen. „Jetzt ist dies so gut wie unmöglich“, so Köstner. Vor allem brauche man den Anschluss an das schnelle Internet, um Installationsvorgänge zu optimieren und um große Datenvolumen und Bilder schneller zu verschicken. Das Alternativsystem 4G/LTE funktioniere nicht, da in der Stumpfmühle nur 2G möglich sei.

1,5 Milliarden Euro Fördergelder

Auch Landtagsabgeordneten Jürgen Baumgärtner, der ebenfalls bei der Werksführung dabei war, betonte, dass das Thema Breitbandausbau entscheidend für die Entwicklung der ländlichen Regionen sei. Besonders Firmen wie Müller-Zeiner, die Standorttreue bewiesen, müssten gut aufgestellt sein. Baumgärtner betonte, dass der Freistaat hier bereits viel Geld in die Hand genommen habe. Seit 2013 habe man bis heute 1,5 Milliarden Euro in den Breitbandausbau investiert.

Eines der Zauberwörter heißt hier auch „Höfeprogramm“, das nun bis 2025 verlängert und angepasst wurde. Und mit ihm will auch Wallenfels die letzten weißen Flecken der Stadt schließen. Noch unterversorgt sind Teile von Neuengrün, Lorchenmühle, Thiemitz, Hammer und Forstloh. Für die Erschließung von Wallenfels, der Schnaid, Geuser und Dörnach durch die Firma Thüga SmartService wurde bereits rund eine Million Euro investiert, die Förderquote lag bei 90 Prozent. Wirtschaftlich ist besonders der Ausbau des Gewerbegebietes „Wallenfels-West“ von Bedeutung. Das Ziel aber wird sein, langfristig alle Gebäude der Stadt Wallenfels mit allen Ortsteilen mit Glasfaseranschluss auszustatten. „ Damit ist es auch möglich, die Jugend im Landkreis zu halten“, betonte Baumgärtner. Der Firma Müller-Zeiner sagte er Danke für die Standorttreue. Müller-Zeiner sei nicht einfach nur ein „Sägewerk“, sondern ein Betrieb mit qualifizierten Mitarbeitern, die weltweit agieren. Großen Anteil am Breitbandausbau in der Region hat die Thüga SmartService. Sie waren von Anfang an dabei und konnte bereits 2013 im Steinwiesener Ortsteil Neufang 80 Prozent Direktanschlüsse ans Glasfasernetz vorweisen. Auch in der Stadt Wallenfels war sie tätig und die Arbeiten hier wurden von Martin Graf sowie Alexander Haßdenteufel betreut. Martin Graf konnte berichten, dass man mit dem Tiefbau fertig sei und die Montage in der nächsten Woche beginne. Hier auf dem Land sei ein flächendeckender Ausbau schwierig wegen der hohen Zersiedelung.

Zahlen und Daten

Die Firma Müller-Zeiner Industrieverpackungen beschäftigt derzeit 150 Mitarbeiter an vier Standorten – in Wallenfels sind es 35. Man verfügt über sieben Lkw, fünf Montagefahrzeuge und mehrere mobile Montagegruppen. Pro Jahr bearbeitet man 65 000 Kubikmeter Schnittholz, das sind 1800 Lkw-Ladungen. Neben 30 000 Kistengut produziert man rund zwei Millionen Paletten jährlich. Zudem leistet man unter anderem auch die Transportkonzeptionierung für Non-Wood Kisten für Amerika.

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