Wallenfels Katastrophenjahr für die Flößerei

Rainer Glissnik
Ein feuchtes Vergnügen ist eine Floßfahrt auf der Wilden Rodach bei Wallenfels im Frankenwald. Wegen der Corona-Pandemie war das heuer jedoch nicht möglich. Doch nicht nur darunter leidet der Tourismus in der Flößerstadt. Foto: Archiv Andrea Herdegen

Schon im vergangenen Jahr fiel die Saison zur Hälfte aus. Heuer ging wegen Corona gar nichts. Der Tourismus in der Stadt Wallenfels liegt ziemlich am Boden.

 
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Wallenfels - Die Corona-Pandemie hat die Krise des Wallenfelser Fremdenverkehrs verschärft. "Die Gesamtumstände für den Tourismus hätten in diesem Jahr nicht schwieriger sein können", erklärte Bürgermeister Jens Korn in der jüngsten Stadtratssitzung. Zwar freut er sich, dass die Bürgerschaft die Abhol-Angebote der heimischen Gastronomie nutzt. Allerdings habe Corona das komplette Flößerjahr heuer lahmgelegt. Und das nach dem Jahr 2019, in dem bereits mehr als die halbe Saison wegen Wasserknappheit hatte ausfallen müssen.

Die "Strabs" und ihre Folgen

"Wir können endlich ein unrühmliches Kapitel schließen", stellte der Wallenfelser Bürgermeister Jens Korn ziemlich am Ende der jüngsten Stadtratssitzung fest. Ein kurioses Satzungeheuer überschrieb den Tagesordnungspunkt: "Neuerlass der Satzung über die Aufhebung der Satzung über die Erhebung von Beiträgen zur Deckung des Aufwands für Herstellung, Anschaffung, Verbesserung oder Erneuerung von Straßen, Wegen, Plätzen, Parkplätzen und Kinderspielplätzen." Was sich dahinter verbarg: Das letzte Kapitel zur 2018 beendeten Straßenausbaubeitragssatzung wurde nun einstimmig beendet. Um Beitragsausfälle zu kompensieren, wurde ab 2020 vom Freistaat Bayern für den Wegfall der Straßenausbaubeiträge eine pauschale Zuweisung für solche Straßenbaumaßnahmen in den Orten geschaffen. Die Stadt Wallenfels hat heuer 15 730 Euro an Fördermitteln erhalten. Die bestehende Straßenausbausatzung musste nun aufgehoben werden.

"Heute noch kämpfen wir mit den Folgen, dass alle drei Fraktionen im Stadtrat die Straßenausbaubeitragssatzung seit Ende der 1990er Jahre nicht anwenden wollten", so Korn. Die Stadträte wollten nicht - wie sie meinten einseitig - Bürgerinnen und Bürger belasten. 20 Jahre Stillstand beim innerstädtischen Straßenausbau bedeute nun, es sei eine Generationenaufgabe, dies aufzuholen. rg


"Es war kein leichtes Jahr", stimmte die Verantwortliche der Tourist-Information Wallenfels, Ines Simon-Graf zu. 1670 Gäste seien für die Floßfahrten in diesem Jahr eingebucht gewesen. Immerhin 350 davon hätten umgebucht auf 2021. "Der Rest bekam sein Geld zurück oder hatte noch nicht bezahlt."

Auch der Zeltplatz habe unter Corona gelitten. In diesem Jahr gab es 555 Übernachtungen bei 76 Ankünften. Dauercamper erwiesen sich daher als wichtig. Die Einkünfte hätten sich dennoch gegenüber 2019 halbiert. Spürbar war der Rückgang zudem beim Freibad. 2018 gab es 14 190 Besucher, 2019 waren es 12 963 Besucher und heuer 6518.

Positiv hingegen war die Einführung eines Feierabendmarktes. Je besser die Bevölkerung dies annimmt umso mehr Händler kommen auch. "Es ist jetzt in Bewegung", freute sich Ines Simon-Graf. Sie zeigte viele Möglichkeiten auf, mit denen sich Wallenfels mit und ganz besonders nach Corona im Tourismus gut entwickeln kann. Möglich wäre es über eine App Wege zu erläutern und digital Wandern erlebbar zu machen. In den Flößerorten sollen Rundwanderwege initiiert werden. "Ich hoffe sehr, dass nächstes Jahr wieder Floßfahrten stattfinden." Sie freut sich auf die Leute, die schon jetzt buchen. Aber es werde auch touristische Alternativangebote geben.

Über den Tourismus Oberes Rodachtal berichtete Sandra Heinz. Für 2021 werde derzeit ein Programm erstellt. Auch Wanderungen sollen fest ins Programm. "Der ländliche Tourismus hier bei uns ist von Vorteil." Die Abfahrtstelle der Flößer in Schnappenhammer soll deutlich sichtbarer werden, wünschte sich Bürgermeister Jens Korn. Die Floßfahrten als Betriebsausflug anzubieten, schlug Tina Müller-Gei vor.

Maximilian Stöhr (planwerk) und Projektbearbeiterin Sarah von Poblocki (Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH DSK) informierten im Anschluss über das Stadtumbaumanagement. Jeder Sanierungs- und Umbauwillige werde an die Hand genommen, wenn er dies will, betonte Maximilian Stöhr. Mit im Boot ist die DSK, die sich um Leerstände in Wallenfels kümmert. Jeder, der daran denkt, sein Haus zu sanieren, bekommt Informationen und Vorschläge, wie dies städtebaulich gefördert werden kann, ergänzte Jens Korn.

In Wallenfels steht heuer eine Neuwahl des Kommandanten an. Rechtlich wäre dies als Präsenzveranstaltung möglich, aber es werde eindringlich davon abgeraten, so Korn. Eine ganze Wehr in Quarantäne sei eine schlimme Vorstellung. Deshalb wurde mit dem Landratsamt über eine Briefwahl gesprochen. Dafür muss die Feuerwehrsatzung verändert werden. Dies wurde zum Anlass genommen insgesamt die Satzung zu überarbeiten. Einstimmig wurde die Neufassung beschlossen.

Ausdrücklich ging Bürgermeister Jens Korn auf die Corona-Ausbreitung im Wallenfelser Seniorenwohnheim ein. "Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet dies eine enorme Belastung, für die Bewohnerinnen und Bewohner einen großen Schock." Die Lichteraktion der Pfarrgemeinde sei eine großartige Maßnahme gewesen. "Vielen Dank für die Arbeit die im Seniorenheim geleistet wird." Er hoffe dass die Welle vom Krankheitsverlauf her mild verläuft. Für alle solle dies ein Appell sein, Corona ernst zu nehmen.

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