Wanderfalken Ein Piepen, ein Knacken – et voilà

Gut. Mama Falke half ein bisschen nach. Doch nun sitzen die Küken frisch geschlüpft im Turm der Morizkirche. Immer live dabei: Zuschauer im Netz.

 
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Drei Wanderfalken-Küken sind frisch geschlüpft. Foto: Wanderfalken-Webcam unter www.coburg.lbv.de

Coburg - Ein aufgeregter Anruf erreichte die LBV-Geschäftsstelle am Donnerstagabend. „Das erste Wanderfalken-Küken ist geschlüpft!“, rief der Anrufer durch das Telefon. Genau zehn Minuten vorher, nämlich um 18.30 Uhr, hatte sich das erste Küken im Turm der Coburger Morizkirche nach 33 Tagen mühsam aus dem Ei gekämpft: Schon einige Zeit vorher war ein leises Piepen zu hören gewesen, dann hatte eines der vier Eier plötzlich ein kleines Loch, und schließlich half das Wanderfalkenweibchen ihrem ersten Küken aus dem Ei. Über Nacht schlüpfte dann das zweite Küken, und am Freitagmorgen kuschelten sich schon drei Federbällchen ins wärmende Gefieder ihrer Mutter.

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Dies alles ist in der neu installierten Webcam des LBV zu sehen, die man über die Homepage des Coburger Naturschutzvereines unter www.coburg.lbv.de abrufen kann. Dort finden sich auch Links zu Kurzvideos der Ereignisse wie das Schlüpfen oder die erste Fütterung der wenige Stunden alten Jungvögel.

Nach intensiver Balz ab Ende Februar, unter anderem mit einer am 18. Februar dokumentierten Beute-Übergabe, wurde am 7. März das erste Ei gelegt. Das eigentliche Brüten beginnt typischerweise nach dem dritten Ei, das am Morgen des 12. März gelegt wurde. Am 14. März wurde das vierte Ei gelegt. In seltenen Fällen folgt ein fünftes Ei, was in diesem Jahr nicht der Fall war.

Nun kann also die Aufzuchtphase dank der vom LBV installierten Webcam live mitverfolgt werden. „Jetzt beginnt eine wirklich anspruchsvolle Zeit für die Altvögel. Denn der Nachwuchs wächst schnell und hat schon sehr bald richtig Hunger“, sagt Bernd Leuthäusser, der für den LBV in vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden die Webcam-Installation organisiert und begleitet hat.

„Die ersten zehn Lebenstage ‚hudern‘ die Altvögel den Nachwuchs, das heißt, sie nehmen ihn schützend und wärmend unter ihre Flügel oder die Bauchfedern. Angesichts der aktuellen Temperaturen natürlich besonders wichtig für die Überlebenschancen der Jungen.“ Es sei keineswegs sicher, dass alle Jungvögel die ersten Tage überleben. „2020 wurden nur zwei Jungvögel aus einer Brut von vier Eiern erfolgreich großgezogen“. Anschließend folgen circa zehn Tage, in denen sich der Nachwuchs im Horst tummelt – vom Weibchen sorgsam bewacht. Bei schönem Wetter wird man sie schon auch mal auf dem Anflugbrett sehen. Für das Futter ist in dieser Phase hauptsächlich der männliche Falke zuständig. Vom 21. bis 30. Tag wechseln sich Männchen und Weibchen beim Jagen, Bewachen und Füttern der Jungvögel ab. Nach etwa 30 Tagen, also ab Mitte Mai, beginnen die Jungen mit ersten Flugübungen. Ende Juli bis Anfang August wird sich der Familienverbund auflösen.