Die Tarifverhandlungen laufen seit Mitte November. Nach der letzten Verhandlung am 26. Februar waren Arbeitgeber und IG Metall ergebnislos und ohne neuen Verhandlungstermin auseinander gegangen. Martin Feder, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Bamberg ist verärgert: „Die Arbeitgeber bieten nichts an, sie bewegen sich null. Sie wollen wissen, ob die IG Metall in Zeiten von Corona die Belegschaften mobilisieren kann. Die Arbeitgeber behaupten wir seien hilflos. Wir zeigen jetzt in den Warnstreikwellen bis Ende März wie ,hilflos’ wir sind.“
Um mehr als nur Geld geht es am Schaeffler-Standort in Eltmann mit rund 450 Mitarbeitern, den die Unternehmensleitung schließen und die Arbeitsplätze nach Schweinfurt verlagern will. Gegen die Schließungspläne gibt es seit Herbst immer wieder Protestaktionen. Die Mitarbeiter in Eltmann können nicht verstehen, dass ihr Standort trotz offenbar profitabler Zahlen geschlossen werden soll. Die IG Metall hatte vorgeschlagen, Eltmann als Kompetenzzentrum für Rollenfertigung auszubauen.
Auch am Freitag sammelten sie sich zum lautstarken Protest. Vor Ort zeigten auch Bürgermeister Michael Ziegler und MdB Dorothee Bär ihre Solidarität mit den Streikenden.
Betriebsrat Florian Gräf sah man am Freitag deutlich an, dass die aktuelle Situation keine leichte ist, als dieser das Wort an die rund 160 anwesenden Beschäftigten richtete. War man in den letzten Wochen noch recht optimistisch, die Konzernleitung vielleicht mit einem guten Konzept überzeugen zu können, stellte sich die Situation heute ganz anders dar. „Wir müssen nach wie vor Zeichen setzen, gegen diese Missstände. Aber auch gegen den Arbeitgeber Schaeffler. Mit welcher Dreistigkeit er vorgeht und mit welcher Dreistigkeit er die Vorschläge der Arbeitnehmervertreter mit Füßen tritt“, erzürnte sich Gräf.
Was er damit genau meinte, verdeutlichte sein Kollege und Betriebsratsvorsitzender Ulli Schöpplein. „Wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich nicht wirklich, wie ich das euch erklären soll.“ Immerhin hatte man zuletzt erreicht, dass in einem zehntägigen Workshop ermittelt wurde, welches Potenzial im Eltmanner Standort steckt.
„Wir wussten, dass wir nicht mit einem Standort in Rumänien und dessen Lohnkosten konkurrieren können. Wir hatten aber Hoffnung. Wenn man binnen zehn Tagen für eine Belegschaftsgröße mit 450 Menschen 18 Millionen Ergebnisverbesserung erzielen kann, wie kann ein Vorstand dann sagen, dass ihm ein paar Millionen fehlen und das Konzept nicht annehmen wird, und auf den Vorschlag besteht, dass Eltmann nach Schweinfurt zieht“, so Schöpplein.
Selbst die Gegenseite wäre im Workshop zu dem Entschluss gekommen, dass es ein tragbares Konzept geben würde. Doch laut Schöpplein setzte dann über Nacht ein Sinneswandel ein und die festgelegten Zahlen seien dann nochmals erhöht worden. „Erst waren wir bei 26,5 Millionen, dann bei 28,5 und gestern dann 31 Millionen.“ Nun werde er Betriebsrat erst einmal schauen, wie man weitermacht. „Es ist noch nichts entschieden! Allerdings fehlen mir so ein bisschen die Ideen, wie ich ich einen Vorstand überzeugen soll, obwohl auf ein bereits profitables Produkt nochmals so viele Millionen oben drauf kommen und dieser es dann hier noch immer nicht fertigen möchte“, so Schöpplein. Man werde jedenfalls nicht kampflos aufgeben. Und: „Wenn der Weg Schweinfurt ist, dann wird es eine teuere Reise für den Konzern!“
Auch Thomas Höhn von der IG Metall war sichtlich niedergeschlagen. Immerhin hatte der Konzern die Task Force dabei unterstützt, ein tragfähiges Konzept zu erstellen. „Die Gruppe hat hart gearbeitet und binnen zehn Tagen ein Paket abgeliefert, dass ich so noch nicht gesehen habe. Dass der Arbeitgeber nicht einmal widerspricht, dass noch 19 Millionen zu holen sind. Und dann ist diese Lücke noch immer zu groß“, so der enttäuschende IG Metaller.
Am Ende betonte Thomas Höhn, dass der Warnstreik noch nicht beendet sei und appellierte an die Teilnehmer, auch am Montag an der geplanten Protestaktion wieder teilzunehmen.